"Konsequent und zielstrebig" hat Rüdiger Grube den obersten Führungszirkel der Bahn fast komplett ausgetauscht.
(Foto: Foto: dpa)Auftreten
Verbindlich in der Sprache, hart in den Entscheidungen - so lässt sich das Auftreten des neuen Bahnchefs charakterisieren. Besonders die alte Führungsebene hat dies zu spüren bekommen. Quasi der gesamte Zirkel um Hartmut Mehdorn hat den Vorstand inzwischen verlassen - nur Finanzvorstand Diethelm Sack ist übrig geblieben. Vier Vorstände setzte Grube vor die Tür. Norbert Bensel (Logistik), Otto Wiesheu (Politik) mussten gehen, Margret Suckale (Personal) flüchtete zum Chemiekonzern BASF und der ehemalige Transnet-Chef Norbert Hansen verließ die Bahn aus gesundheitlichen Gründen.
Rüdiger Grube setzt nun auf neue Köpfe - und neue Zuständigkeiten. Künftig wird es bei der Bahn ein Vorstandsressort für Compliance und Datenschutz geben und außerdem - auch im Hinblick auf die jüngste Pannenserie - ein Technikressort. Hier habe Grube "konsequent und zielstrebig" gehandelt, lobt GDBA-Chef Hommel.
Genau diese Zielstrebigkeit könnte dem neuen Bahnchef auch noch Ärger bereiten. Grube habe der Bahn "in der letzten Zeit einen radikalen Kulturwechsel verordnet", sagt Bahn-Experte Thomas Puls vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Andererseits sei es nicht ausgeschlossen, dass etliche Manager, die unter den Umstrukturierungen zu leiden hätten, gegen den Kulturwandel rebellieren würden.
Bei der Bahn-Basis kommt die verbindliche Art des neuen Chefbahners jedoch gut an. Grube sei bestrebt, sich unters Volk zu mischen, sagt Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL. "Vor allem ist er sehr wissbegierig." Das käme bei den Lokführern gut an.
Kritik gibt es jedoch auch am Auftreten des Neuen. Reden und zuhören, das kann der neue Bahnchef. Doch am Krisenplan "React 09", mit dem die Bahn bis einschließlich 2012 zwei Milliarden Euro sparen will, scheiden sich die Geister. Zwar unterstütze er das Vorhaben, sagt GDBA-Chef Hommel. Doch bei dem Maßnahmenpaket seien Mitarbeiter und Betriebsrat nicht vernünftig eingebunden worden, meckert er. Das sei unter Mehdorn so gewesen - und unter Grube genauso.
Auch in der Zukunft wird es ohne Spannungen nicht gehen, mutmaßt GDL-Chef Weselsky. Schließlich laufe im Juli der Tarifvertrag aus - dann geht es wieder ans Verhandeln. Einen Eklat, wie unter Hartmut Mehdorn erwartet Deutschlands oberster Lokführer jedoch nicht. "Wir wollen streiten, aber nicht streiken", sagt Weselsky.
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