Deutsche Bahn: Spitzelaffäre:Suckale gerät in Bedrängnis

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Neuer Ärger für Bahn-Personalchefin Margret Suckale: Möglicherweise kann die 52-Jährige doch persönlich für die Datenaffäre des Staatsunternehmens verantwortlich gemacht werden.

Einer E-Mail-Korrespondenz von 2002 sei zu entnehmen, dass Suckale als damalige Leiterin der Rechtsabteilung über die fragwürdige Auftragserteilung für die Kölner Detektei Argen informiert gewesen sei, schreibt die Financial Times Deutschland (FTD).

Bahn-Personalchefin Margret Suckale wird immer wieder mit dem Fall Argen konfrontiert. (Foto: Foto: Reuters)

Dies gehe aus der nichtöffentlichen Fassung des Untersuchungsberichts hervor, den die Sonderermittler Herta Däubler-Gmelin und Gerhart Baum dem Aufsichtsrat der Bahn vorgelegt haben, schreibt die FTD weiter. Die Firma Argen hatte für die Bahn Mitarbeiter ausgespäht.

Der Untersuchungsbericht könnte Suckale in Schwierigkeiten bringen. Die Managerin hatte nach dem Eingreifen des Bahn-Aufsichtsrats und des neuen Bahnchefs Rüdiger Grube zwar eine abstrakte Ressortverantwortung anerkennen müssen. Aufsichtsratschef Werner Müller hatte Suckale und weitere Vorstände wie den CSU-Politiker Otto Wiesheu aber faktisch entlastet, indem er sie von persönlicher Verantwortung freisprach.

Die Bahn-Vorstände, die in Folge der Affäre abtreten mussten, wollen von den heimlichen Massenkontrollen der Mitarbeiter nichts gewusst haben. Allerdings stellte der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix schon Mitte April eine Verbindung Suckales zum Fall Argen her. Die Top-Managerin wies die Anschuldigungen damals energisch zurück. Intern soll Suckale auch dem Vorwurf widersprechen, Kenntnis vom Auftrag an Argen gehabt zu haben.

Mögliche Straftaten verjährt

Die Detektei befasste sich unter anderem mit dem Eingang von zwei Euroschecks auf dem Konto eines Mitarbeiters. "Die Kontodaten von drei Mitarbeitern der DB AG wurden von der Organisationseinheit Recht an Argen herausgegeben", heißt es dazu nach Angaben der FTD im Ermittlungsbericht. Die Ausspähung von Konten ist rechtswidrig. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen in dem Fall. Jedoch dürften mögliche Straftaten verjährt sein.

Aus dem Ermittlungsbericht der Sonderprüfer ergebe sich zudem ein weiterer Verdachtsmoment gegen Suckale, schreibt die FTD weiter. So habe die Managerin Ende 1999 offenbar Kontakt zur Detektei KDM gehabt. In einer ersten Offerte von KDM sei Suckale als Ansprechpartnerin genannt, so die Ermittler. Im Januar 2000 habe Suckale schließlich ein Fax an KDM geschickt, in dem sie darauf hingewiesen habe, dass Aufträge allein über die eingeschaltete Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG abgewickelt werden sollten.

Suckales Arbeitsverhältnis mit der Bahn endet Ende Mai 2009. Bis dahin ist sie Personalchefin der DB Mobility Logistics AG, in der der Personenverkehr und andere Logistikbereiche des Bahn-Konzerns gebündelt wurden. Bahn-Personalvorstand Norbert Hansen scheidet ebenfalls zum 31. Mai aus dem Konzern aus - allerdings aus gesundheitlichen Gründen. Der Evonik-Manager Ulrich Weber soll Hansen als Personalchef der Bahn beerben. Suckale wechselt zum weltgrößten Chemiekonzern BASF.

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