Bahn: Kosten müssen runter:"React 09" - ein Synonym fürs Sparen

Einbußen bei Umsatz und Gewinn: Die Bahn plant Einsparungen von zwei Milliarden Euro. Unklar bleiben die Folgen für die Belegschaft.

Daniela Kuhr und Klaus Ott

Die Zahlen, die Bahn-Chef Rüdiger Grube am Mittwoch seinem Aufsichtsrat präsentierte, waren ziemlich unerfreulich. Umsatz und Gewinn sind in den ersten fünf Monaten dieses Jahres deutlich gesunken. Die Deutsche Bahn (DB) leidet immer stärker unter der Wirtschaftskrise. Aber wenigstens macht das Staatsunternehmen noch Profit. 206 Millionen Euro waren es nach Angaben aus der Konzernspitze von Januar bis einschließlich Mai 2009, nur noch ein Viertel dessen, was im gleichen Zeitraum des Vorjahres an Gewinn anfiel. Der Umsatz ging von 13,6 auf 11,9 Milliarden Euro zurück.

Bahn, AP

Die Bahn will bis einschließlich 2012 zwei Milliarden Euro einsparen.

(Foto: Foto: AP)

Damit der Konzern nicht in die roten Zahlen rutscht, will der Vorstand die Ausgaben deutlich senken. Zwei Milliarden Euro sollen bis einschließlich 2012 eingespart werden. Grube legte dem Aufsichtsrat ein umfassendes Programm vor, das aus 13 Einzelmaßnahmen besteht.

Neues Vorstandsressort

Die größten Einbußen gibt es im Güterverkehr. Hier schlägt die Krise in den Branchen Chemie, Stahl und Auto voll auf die Bahn durch. Bei den Gütertransporten verzeichnete die Bahn einen Umsatzrückgang von weit über eine Milliarde Euro, sie weist aber für die ersten fünf Monate in dieser Sparte noch einen kleinen Gewinn aus. Der Vorstand hat offenbar rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen, auch beim Personal. 6500 Mitarbeiter befinden sich nach Angaben aus Konzernkreisen derzeit in Kurzarbeit. Bis Ende 2009 könnten insgesamt 10.000 Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt werden.

In welchem Umfang die Belegschaft von dem neuen Sparprogramm mit dem Namen "React 09" betroffen sein wird, steht noch nicht fest. Grube kündigte im Aufsichtsrat Gespräche mit den Gewerkschaften an, die prompt reagierten. "Wir sind zu Gesprächen bereit", sagte Klaus-Dieter Hommel, Chef der GDBA, die mit der größten Bahngewerkschaft Transnet eine Tarifgemeinschaft bildet. "Ich sehe aber keinen Spielraum für Einschnitte beim Personal", warnte Hommel.

Konzernchef Grube setzt unterdessen den Umbau des Konzerns fort. Bis September will er im Vorstand ein zusätzliches Ressort für die Bereiche Technik, Systemverbund und Dienstleistungen schaffen. Der Aufsichtsrat billigte den Vorschlag. Anlass sind Auseinandersetzungen mit den Lieferanten von Zügen wegen Problemen beim ICE. Vor einem Jahr war bei einem ICE-3 in Köln eine Achse gebrochen. Kurz darauf wurden an der Achse eines anderen ICE-Zugs Risse festgestellt.

Ausgleich von Industrie gefordert

Seither muss die Bahn alle Züge dieser Baureihen zehnmal häufiger überprüfen als zuvor. Sie kommen jetzt bereits nach 30.000 gefahrenen Kilometern ins Werk und nicht, wie von den Herstellern ursprünglich empfohlen, erst nach 300.000 Kilometern. Viele Züge fielen aus, die Bahn verkaufte weniger Tickets und nahm weniger ein. Außerdem kostete der notwendige Umbau der Werkstätten mehrere Millionen Euro.

Von den Herstellern der betroffenen Züge verlangt die Bahn nun einen finanziellen Ausgleich. Die Industrie habe Probleme, "weil die Industrie ihre Leistungsversprechen vielfach nicht einhält", sagte Grube. Um die Mängel zu beheben, sei es erforderlich, ein eigenes Technik-Ressort im Vorstand zu schaffen. Momentan sitzen im Konzernvorstand neben Grube nur zwei weitere Personen: Diethelm Sack (Finanzen) und Stefan Garber (Infrastruktur). Der neue Personalchef Ulrich Weber wird sein Amt zum 1. Juli antreten. Grube hatte den Vorstandsvorsitz am 4. Mai von Hartmut Mehdorn übernommen, der wegen der Datenaffäre zurückgetreten war.

Die Wirtschaftsprüffirma KPMG berichtete nach Angaben aus der Konzernspitze dem Aufsichtsrat, bislang habe man keine Hinweise auf ein Verschulden des alten Vorstandes in der Datenaffäre gefunden. Die KPMG untersucht im Auftrag des Aufsichtsrats die früheren Spitzeleien in der Bahn und geht dabei auch der Frage nach, ob Mehdorn und andere Top-Manager auf Schadenersatz verklagt werden müssen. Derzeit gibt es dafür keine Ansätze. Endgültig geklärt werden soll das mit einen Rechtsgutachten, das im August vorliegen soll.

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