Die Deutschen werden so viel operiert wie kaum ein anderes Volk - hieß es bislang. Eine neue Studie behauptet nun allerdings, dass das nicht stimmt. Was steckt hinter den Ergebnissen?
Operationen
:Therapie nach Wohnlage
In manchen Regionen sitzt das Skalpell offenbar viel lockerer als in anderen. Es kann nicht sein, dass der Wohnort über die medizinische Behandlung entscheidet. Es wird Zeit, dass die Verantwortlichen sich der regionalen Unterschiede annehmen.
Unnötige Eingriffe
:Wo am häufigsten operiert wird
In manchen Regionen Deutschlands wird wesentlich mehr operiert als in anderen. Die Berteslmann-Stiftung hat die Daten zusammengestellt.
Häufigkeit von chirurgischen Eingriffen in Deutschland
:Wahrscheinlichkeit einer Operation hängt vom Wohnort ab
Mandeln rausnehmen oder abwarten? Die Entscheidung hängt wesentlich davon ab, in welcher Region Deutschlands der Patient wohnt. Ob Eingriffe im Rachen, Kaiserschnitte oder Gebärmutterentfernungen: In einigen Landkreisen wird seit Jahren deutlich mehr operiert als in anderen.
Chirurgie
:Jeder dritte Chefarzt räumt überflüssige OPs ein
In Kardiologie, Unfallchirurgie und Orthopädie gibt es besonders viele unnötige Schnitte. Ein Drittel der Chefärzte greift zum Skalpell, um die wirtschaftliche Lage der Klinik aufzubessern.
MeinungHebammen
:Abwarten statt herumdoktern
Ärzte sehen in einer Schwangeren eine Patientin, für Hebammen steht die Frau im Mittelpunkt. Auch wenn es heute altmodisch wirkt, nicht immer sofort medizinisch einzugreifen - Hebammen sind unersetzlich und müssen von der Politik gerettet werden.
Überflüssige Behandlungen
:Weniger ist mehr
Je mehr, desto besser? In der Medizin gilt das nicht. Viele Behandlungen sind überflüssig und schaden Patienten sogar. Ärzte starten nun eine Kampagne dagegen.
Diagnostik
:Leiden in der Parallelwelt
Ärzte entdecken Krankheiten, aber die Patienten spüren nichts davon. Umgekehrt fühlen sich viele Menschen krank, doch der Doktor kann nichts finden. Die Medizin muss sich fragen lassen: Erkennt sie überhaupt noch, wie es den Leuten geht?
MeinungGesundheitspolitik der großen Koalition
:Mangelverwaltung und Phrasen
Am Ende war die Einigung doch nur hasenfüßig: Eine Gesundheitspolitik, die sich an Bedürfnissen der Patienten orientiert, ist im Koalitionsvertrag nicht zu erkennen. Denn niemand hat sich getraut zu sagen, dass es im Gesundheitswesen primär um Interessen der Klinikverbände, Krankenkassen, der Medizin- und Pharmaindustrie geht.
MeinungUnnötige Operationen
:Gewinnstreben per Skalpell
In Deutschland wird soviel operiert wie nie. Die Kliniken setzen auf Masse und nehmen auch überflüssige Eingriffe in Kauf. Das muss sich ändern. Nötig ist ein Vergütungssystem, das Qualität belohnt.
Krankenhaus-Report der AOK
:Operation Geldsegen
Es sind Rekorde mit Beigeschmack: Deutsche Patienten tragen weit mehr künstliche Gelenke und Defibrillatoren im Körper als andere Europäer. Jahr für Jahr operieren Chirurgen häufiger und aufwändiger. Doch wer profitiert davon?
03:07
Der Nächste bitte!
:Blinder Glaube an die Vorsorge
Viele Menschen wähnen sich auf der sicheren Seite, wenn sie sich regelmäßig beim Arzt durchchecken lassen. Vernünftig ist das nicht.
Krankenkassen-Report
:Hilfsmittel, die der Patient nicht braucht
"Wohlgemeinter therapeutischer Streuschuss": Immer mehr Patienten bekommen Bandagen, Massagen, Ergotherapien und ähnliche Maßnahmen verordnet. Ob sie ihnen nützen, wird kaum hinterfragt.
Chronische Schmerzen
:Wenn das Leid kein Ende nimmt
Millionen Menschen haben dauerhaft Schmerzen - und finden keine Linderung. Viele Ärzte sind mit dem komplexen Phänomen überfordert und entwickeln nicht selten eine Abneigung gegen die Leidenden, bei denen ihre Kunst versagt. Die Patienten fühlen sich allein gelassen oder in die Psychoecke gestoßen. Dabei gibt es wirksame Hilfen für die chronisch Geplagten.
MeinungMilliardenüberschuss im Gesundheitswesen
:Warum Patienten profitieren, wenn Mediziner sparen
Die plötzlich im Gesundheitswesen entdeckten Milliarden könnten sinnvoll genutzt werden: Damit lassen sich die Beiträge für Versicherte senken und endlich die Praxisgebühr abschaffen. Doch die Suche nach Einsparmöglichkeiten in der Medizin sollte weitergehen. Nicht damit die Heilkunde günstiger, sondern damit sie besser wird.
Überflüssige Behandlungen
:Des Schlechten zu viel
Antibiotika bei Erkältungen, Röntgenaufnahmen bei ordinären Rückenschmerzen:
Rund ein Drittel der US-Gesundheitsausgaben werden für nutzlose Untersuchungen und Behandlungen verschwendet.
Lungenkrebs
:Röntgen-Screening offenbar nutzlos
Ernüchternder Befund: Die jährliche Röntgenaufnahme des Brustkorbs führt nicht dazu, dass Menschen seltener an Lungenkrebs sterben.
Ärzte-Initiative im Internet
:Vorsicht Operation? Vorsicht Ferndiagnose!
Mehr als die Hälfte aller Operationen an Knie und Rücken gelten als überflüssig. Die Ärzte-Initiative "Vorsicht Operation" sagt der Geldmacherei mit unnötigen Eingriffen nun den Kampf an. Aber Geld verdienen will auch sie - und verkauft Zweitgutachten, ohne die Kranken überhaupt gesehen zu haben.
Unnötige Tests und Therapien
:Weniger ist manchmal mehr
Keine Antibiotika bei leichten Atemwegsinfekten, keine Notfallambulanzen bei Asthmaanfällen und keine frei verkäuflichen Erkältungsmittel - eine
US-Ärztevereinigung hat nun eine Liste mit unnötigen Tests und Therapien erstellt.