Kolumne "In aller Munde":Eis mit Schuss

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Olivenöl ist ein Geschmacksträger und hat oft ein komplexes Aroma. Es kann den Geschmack von Vanilleeis heben. (Foto: mauritius images/Bamboofox)

Die Sängerin Dua Lipa hat Vanilleeis mit Olivenöl und Salz zum Tiktok-Trend gemacht. Die Idee ist alles andere als neu, aber schmeckt das fette Topping denn wenigstens?

Von Kathrin Hollmer

Stellen wir uns vor, auf Tiktok und Instagram würden sich plötzlich Leute dabei filmen, wie sie Vanilleeis mit heißen Himbeeren essen und komplett ausflippen. "Eis mit - Achtung, warmer - Himbeersoße", würden sie in die Kamera rufen. "Habt ihr das schon mal probiert? Ich sage euch: Das ist der Wahnsinn!"

So muss es seit ein paar Wochen Italienerinnen, Italienern und italo- oder eiscreme-affinen Menschen auf der ganzen Welt gehen. Der angesagteste Foodtrend auf Tiktok ist alles andere als neu, sondern ein echter Klassiker: gelato con olio e sale, Eis mit (Oliven-)Öl und Salz. In unzähligen Videos sieht man Influencer und ihre Follower, wie sie Olivenöl über Vanilleeiskugeln schütten und das Ganze mit (sehr viel) Salz bestreuen. "Das macht so süchtig", sagen sie über das Öl-Salz-Topping, das zugegebenermaßen viele eher mit Caprese als mit einer Süßspeise verbinden. "Lebensverändernd" sei diese Eiscreme-Experience. "Dankt mir später!" Ein paar Skeptiker gibt's schon auch, was aber nichts daran ändert, dass die Videos millionenfach geklickt und geteilt werden.

Ausgelöst hat den Trend die Sängerin Dua Lipa. Bereits 2022 teilte sie ein Foto einer Eiswaffel mit dem Kommentar "olive oil ice cream for the win". Vor ein paar Wochen schwärmte sie dann noch einmal in einem Interview mit einem britischen Radiosender. "So viele Leute, denen ich es gezeigt habe, habe ich auf die dunkle Seite gebracht."

Was daran dunkel sein soll, bleibt unklar. Dass Eiscreme mit Olivenöl und Salz gut schmeckt, ist nur logisch: Fett ist ein Geschmacksträger, Olivenöl bringt dazu einen leicht herben, manchmal grasigen oder zitrischen Geschmack. Salz hebt die Süße, darum kommt eine Prise in jeden Kuchen und jede Süßspeise, nicht umsonst ist Salzkaramell ein Klassiker für sich.

Ist Olivenöl die neue Wunderzutat?

Olivenöl ist schon seit einer Weile die Wunderzutat, wahrscheinlich weniger aus gesundheitlichen Gründen (mehrfach ungesättigte Fettsäuren, antioxidativ, entzündungshemmend) als aus kosmopolitischen. Statt Butter wird es in den Kuchen gerührt, es kommt in die Mousse au Chocolat, die heiße Schokolade und den Smoothie. In Italien brachte die Kaffeekette Starbucks im vergangenen Jahr Kaffee mit einem Schuss Olivenöl auf den Markt. Die Kundenreaktionen auf den "Oleato" waren gemischt, in dieser Woche folgte trotzdem der Launch in den USA.

Auch dort ist Eis mit Olivenöl nicht neu. Die Eiswagen von Big Gay Ice Cream servierten schon Anfang der 2010er-Jahre ihr Softeis mit einem Topping aus Olivenöl und Meersalz. In New York werden auch Melonen- und Zitronensorbet sowie Erdbeer-Basilikum-Eis mit Olivenöl beträufelt. Oft kommen noch Honig oder Fenchelpollen und Trüffel on top.

Für den Anfang und generell ist Purismus angeraten. Mit einem guten Vanilleeis ohne Zusatzstoffe und künstliche gelbe Farbe sowie hochwertigem Öl. Wer sichergehen will, macht das Eis selbst. Sehr zu empfehlen ist das Rezept für das Fior-di-latte-Eis vom geschätzten Splendido-Magazin: Dafür jeweils einen Teil Zucker, (vollfette Bio-)Milch und Sahne unter Rühren erwärmen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Mit Vanille und etwas Salz abschmecken, kaltstellen, bis man es in die Eismaschine gibt. Das Olivenöl wird auf dem kalten Eis cremig und ein bisschen fest, darüber kommen noch grobe Meersalzflocken. Auf dem Löffel verschmelzen süßes Eis, würziges Öl und salziger Crunch schließlich zu einer perfekten Einheit.

Für die Reste nach der Kürbissuppensaison empfiehlt die Autorin übrigens einen steirischen Klassiker: Vanilleeis mit Kürbiskernöl und -kernen. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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