Würzburger Kickers:Von Leverkusen lernen

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"Wir haben von Anfang an klar kommuniziert, dass es diesmal nur um den Aufstieg geht." - Kickers-Trainer Marco Wildersinn. (Foto: Frank Scheuring/Foto2press/Imago)

20 Punkte Vorsprung auf den einzigen Konkurrenten: Für die Würzburger Kickers gilt es, bis zu den Aufstiegsspielen zur dritten Liga irgendwie die Spannung hochzuhalten. Dabei hilft ihnen, dass sie das Toto-Pokal-Finale erreicht haben.

Von Christoph Leischwitz

Nein, es war kein schönes Spiel. Das empfand auch Peter Kurzweg so, dabei handelte es sich für den Kapitän des Regionalliga-Tabellenführers Würzburger Kickers um eine Art Heimatbesuch - der 30-Jährige ist in Dachau geboren. Das Toto-Pokal-Halbfinale beim Bayernligisten FC Pipinsried brachte aus Würzburger Sicht, was zu befürchten war: einen tief stehenden Gegner auf einem tiefen Rasen, dazu Regen von der Seite. Bälle versprangen, Benjika Caciel wurde in einem der vielen harten Zweikämpfe über die Bande geschubst. Doch die Würzburger können auch hässliche Spiele gewinnen, wenn sie müssen, in diesem Fall 1:0 (0:0). Im Gegensatz zu 1860 München - die Löwen hatten im Viertelfinale in Pipinsried verdient 0:1 verloren.

Sowohl die Gastgeber als auch die Würzburger hatten vor dem Spiel am Samstag Videos vom Löwen-Debakel angesehen, die einen zur Motivation, die anderen zur mentalen Vorbereitung. "Pipinsried hat daran geglaubt, aber wir waren darauf eingestellt", so fasste es Kickers-Trainer Marco Wildersinn hernach zusammen. Das bedeutete: keine feine Klinge, sondern den Gegner bespielen, Standards herausholen. So einer führte dann auch zum Erfolg: Kurzweg erzielte nach einer Ecke mit einem abgefälschten Kopfball den einzigen Treffer des Spiels (70.). Der Rest des Plans: ackern auf dem Acker. Pipinsried hatte zwar Chancen, doch diese herauszuspielen, schien so viel Kraft zu kosten, dass die Abschlüsse harmlos blieben.

K.-o.-Spiele passen den Unterfranken gerade gut ins Konzept: Im Grunde ist die gesamte Saison ein Hopp-oder-Top-Spiel. "Wir haben von Anfang an klar kommuniziert, dass es diesmal nur um den Aufstieg geht", erklärte Wildersinn im vollen Pipinsrieder Vereinsheim. Selbst sein Vertrag läuft nur im Fall des Aufstiegs weiter. Und auch, wenn er sagt, man könne sich ja im Falle des Nichtaufstiegs noch mal zusammensetzen, so ist doch hinlänglich bekannt, dass es sich auch rein finanziell um eine Hopp-oder-Top-Saison handelt: Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Geldgeber noch eine Saison in der Regionalliga auf diesem Niveau durchfinanzieren, wenn es diesmal nicht klappt. Die vierte Liga sei "ein Minusgeschäft für den Verein", das sagt auch Kapitän Kurzweg. Der Druck, den die Erwartungshaltung erzeugt, sei quasi schon ein Vorgeschmack auf den Profifußball.

Allerdings hat Würzburg aktuell 20 Punkte Vorsprung auf den FC Bayern München II, die einzige Mannschaft, die überhaupt noch einen Lizenzantrag für die dritte Liga gestellt hat. Da muss man sich für die lange Restsaison auch etwas einfallen lassen, um die viel beschworene Spannung hochzuhalten. Kurzweg appelliert, die Serie halten zu wollen: "Wir haben noch nicht verloren, so wie Leverkusen." Trainer Wildersinn gibt zu bedenken, dass in der Liga Vilzing nur drei Punkte entfernt ist. Die Oberpfälzer sind damit fast so etwas wie ein angenehmer Ansporn: Sie können Würzburg noch die Meisterschaft streitig machen, nicht aber die Aufstiegsspiele.

Das Programm steht, nur ihre Gegner kennen die Kickers noch nicht

Am letzten Spieltag, 18. Mai, empfangen die Kickers die Vilzinger auf dem Dallenberg, am 25. Mai haben sie Heimrecht im Toto-Pokalfinale, und dann steigen die beiden Aufstiegsspiele - eine perfekte Klimax. "Für die Aufstiegsspiele ist so eine Hopp-oder-Top-Begegnung noch mal ganz gut, damit die Spannung schon mal da ist", sagte auch Wildersinn über das Spiel an jenem Tag, der bundesweit als "Finaltag der Amateure" gepriesen wird - auch wenn etwa die Würzburger gar keine Amateure sind. Und noch ein Anreiz: Sowohl als Meister als auch als Pokalsieger ist man für den nächsten DFB-Pokal-Wettbewerb qualifiziert. Schlecht für die Stimmung wäre es freilich, wenn das Team vor den Aufstiegspartien beide Möglichkeiten verspielt hätte.

Das Programm steht, nur ihre Gegner kennen die Kickers noch nicht. Das zweite Pokal-Halbfinale findet erst am 9. April statt, Titelverteidiger FV Illertissen empfängt wie im Finale 2023 den FC Ingolstadt. Wildersinn wünscht sich Illertissen, weil die wiederum seine Mannschaft im letztjährigen Halbfinale bezwungen hatten ("Wir haben eine Rechnung offen"). Der Gegner um den Aufstieg kommt aus der Regionalliga Nord. Dort ist Hannover 96 II klarer Tabellenführer, doch Verfolger 1. FC Phönix Lübeck hat drei Spiele weniger ausgetragen und neun Punkte Rückstand. Ob es gegen einen spielerisch starken oder einen kämpferischen Gegner geht, ist Wildersinn egal: Seine Kickers können beides.

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