Debatte um Polizeikosten:Die Bundesliga lässt Werder Bremen im Stich

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Polizeikräfte sichern den Eingang zum Gästeblock am Weserstadion. (Foto: dpa)

Der steinreiche Fußball sollte sich an den Kosten für Risikospiele beteiligen. Das Votum der anderen Profiklubs zeugt weder von Solidarität noch von politischer Klugheit.

Kommentar von Johannes Aumüller, Frankfurt

Es war ein ebenso erwartbares wie eindeutiges Ergebnis, zu dem die Profiklubs des deutschen Fußballs am Dienstag im Polizeikostenstreit kamen. Aber es war kein gutes Ergebnis. Werder Bremen, so beschloss es die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nahezu einstimmig, muss bei sogenannten Risikospielen die Kosten für zusätzlich notwendige Polizeieinheiten ganz alleine tragen. Auf 2,3 Millionen Euro summieren sich bereits die Forderungen des Landes Bremen, und die nächsten derart klassifizierten Partien stehen bald an. Von Solidarität untereinander im Profibetrieb zeugt das nicht, und auch nicht von politischer Klugheit.

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Der Polizeikostenstreit ist ein Thema, in dem der deutsche Fußball seit langem keine gute Figur abgibt. Seit 2015 verlangt das Land Bremen bei Risikospielen solche Gebühren - als bisher einziges Bundesland. Die DFL wehrt sich dagegen, das Bundesverwaltungsgericht sieht die Forderung aber als legitim an. Und das ist verständlich. Bei den Summen, die sich über dem Fußball ergießen, ist es eine berechtigte Frage, warum er sich nicht beteiligen soll, wenn für den Schutz seiner Spiele besondere Kosten entstehen.

Der Profifußball tut sich mit dieser Haltung keinen Gefallen

Der falsche Weg ist es, wenn nur der gastgebende Verein zahlen soll; zumal zu einem Risikospiel wie zu jedem anderen Fußballspiel in der Regel so etwas wie ein Gegner gehört. Aber es ist klar, welcher Ansatz mitschwingt: Es soll der Eindruck entstehen, dass das Bundesland Bremen (und etwaige Nachahmer) mit einer solchen Polizei-Gebühr nicht irgendeiner abstrakten DFL-Zentrale schaden würden, sondern ganz konkret dem Verein vor Ort. Und dass es dann die Schuld der Landespolitik sei, wenn der eigene Verein einen Standort-Nachteil bekäme.

Aber der Profifußball tut sich mit dieser Haltung keinen Gefallen. Besser wäre es, er würde eine Fonds-Lösung mitgestalten, an der sich alle Klubs beteiligen - und die dann einzelne Gebührenordnungen in einzelnen Bundesländern sowie die Abrechnung einzelner Risikospiele ersetzen würde. Das wäre auch nicht zwingend unfair gegenüber den Klubs, die keine Problemfans haben. Die Bundesligen sind auch ein Produkt als Ganzes und nicht 306 einzelne Spiele.

Die DFL schafft es ja auch, die knapp zwei Milliarden Euro, die sie jedes Jahr alleine aus der zentralen TV-Vermarktung ihres Wettbewerbes einnimmt, nach einem komplizierten Schlüssel auf die 36 Profiklubs zu verteilen. Ähnlich dürfte es ihr auch gelingen, einen im Vergleich dazu mickrig erscheinenden Betrag im zweistelligen Millionen-Bereich für Polizeikosten nach einem sinnvollen Kriterienkatalog auf die Vereine umzulegen. Der deutsche Fußball wäre für einen vergleichsweise überschaubaren Preis eine unangenehme Debatte los.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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