VfB Stuttgart:Die Serie reißt

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Gesteigert: Guirassy-Vertreter Deniz Undav vergibt einen Elfmeter, wird aber noch ein Tor und eine Vorlage nachlegen. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Der VfB verliert ohne Stürmer Serhou Guirassy sein erstes Heimspiel der Saison gegen Hoffenheim. Beim Gegner überragt Torhüter Oliver Baumann, beim VfB überzeugt Guirassy-Ersatz Deniz Undav - trotz eines verschossenen Elfmeters.

Von Christoph Ruf

Nach dem Ende einer beeindruckenden Serie - vor dieser 2:3-Niederlage gegen Hoffenheim gab es vier Heimsiege - brauchten sie beim VfB Stuttgart eine Weile, um dieses dann doch ziemlich aufregende Spiel einzuordnen. "Manchmal gibt es so ne Tage", sagte VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth in astreinem Berlinerisch zu den wartenden Journalisten. "Aber ihr habt sicher auch nicht geglaubt, dass wir ohne Niederlage durch die Saison kommen."

Das nun wirklich nicht, und eigentlich hatte man angesichts der Torfolge - der VfB lag zuerst 0:2, dann 1:3 zurück - noch nicht einmal damit rechnen können, dass es noch einmal so spannend werden würde, bis Schiedsrichter Felix Zwayer endlich gegen 17.30 Uhr abpfiff. Doch dann traf Stuttgarts Deniz Undav noch zum 2:3 und Hoffenheims Bester, Torwart Oliver Baumann, musste drei Mal in größter Not retten - allein in den sechs Minuten Nachspielzeit wohlgemerkt.

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Wie immer in dieser Saison war also beste Unterhaltung geboten in Bad Cannstatt. Und doch schien es, als fehle dem Stuttgarter Spiel im Vergleich zu den vier Heimspielen zuvor etwas. Oder fehlte jemand? Serhou Guirassy etwa, und zwar mehr als nur physisch? Statt des laut Trainer Sebastian Hoeneß wegen einer "kleinen, strukturellen Muskelverletzung" im Oberschenkel pausierenden Guineers trat jedenfalls dessen Stellvertreter Deniz Undav zum Elfmeter an - und scheiterte an Baumann.

Dass Guirassy in dieser Situation seinen 15. Saisontreffer erzielt hätte, ist natürlich eine völlig spekulative Annahme, zumal Wohlgemuth ja Recht hatte, als er betonte, dass man das Fehlen des Stürmers "als Team gut aufgefangen" habe. Zumal da ja auch noch der zweite Mann neben Guirassy auf dem Platz stand, der als Individualist zuletzt für besonders euphorische Schlagzeilen gesorgt hat: Chris Führich, der sich seit einigen Tagen "Nationalspieler" nennen darf und am Samstag auffälligster Spieler seiner Elf war, schoss das Stuttgarter 1:2. Und trotz des verschossenen Elfers war natürlich auch Guirassy-Backup Undav seinen Einsatz wert. Vor der Partie hätten "alle nur von Serhou, beziehungsweise seinem Fehlen gesprochen", sagte Hoeneß. "Ich war mit Deniz sehr zufrieden, heute stehen bei ihm wieder ein Tor und ein Assist zu Buche."

TSG-Trainer Matarazzo legt eine ähnliche Vehemenz an den Tag wie seine Mannschaft

Als beide Teams in den Spielzeiten 2020/21 und 2021/22 aufeinandertrafen, saß Hoeneß noch auf der Hoffenheimer Bank, Pellegrino Matarazzo noch auf der Stuttgarter. Beim Aufeinandertreffen in umgekehrter Arbeitskleidung legte Matarazzo, der hüben wie drüben "Rino" gerufen wird, am Samstag gestisch und in Sachen Laufpensum an der Seitenlinie das deutlich größere Pensum zurück, ehe Hoeneß gegen Ende aufholte. Matarazzo zeigte damit eine ähnliche Vehemenz wie seine Mannschaft, die prima die Räume eng machte, geschickt konterte und bis in die Schlussphase hinein um die drei Punkte kämpfte, die das Team ins obere Tabellendrittel hieven.

TSG-Keeper Baumann, der mit seinen aufreizend langsam ausgeführten Abschlägen für das Gros der sechs Minuten Nachspielzeit verantwortlich war, überragte dabei, aber auch der eingewechselte Anton Stach sowie die Torschützen Grischa Prömel, Robert Skov und Wout Weghorst spielten stark. John Anthony Brooks, der in der Vorwoche als Hauptverantwortlicher für den Frankfurter 3:1-Sieg in Sinsheim gelten durfte, spielte zudem wieder in Normalform. So kam es zu einem Auswärtssieg, der "mit Eiseskälte, einem bisschen Glück und einem sehr guten Torwart" errungen wurde, wie VfB-Sportdirektor Wohlgemuth treffend analysierte. Sein Team hingegen hatte auch im neunten Saisonspiel eine richtig gute Leistung gezeigt und hat 21 von 27 möglichen Punkten auf dem Konto.

Die Gelassenheit, mit der Wohlgemuth die Niederlage analysierte, war also mehr als gerechtfertigt. Und dennoch merkte man ihm dabei die ganze Zeit an, wie sehr er sich über einen fünften Sieg im fünften Heimspiel gefreut hätte. Damit ging es ihm nicht anders als seinen Spielern. Von denen verließ auch kaum einer den Platz, ohne sehr ausdauernd und sehr frustriert den Kopf zu schütteln. Der VfB scheint es, traut sich etwas zu in dieser Saison - der Sieger vom Samstag übrigens auch.

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