SZ: Herr Marko, wann sind Sie Sebastian Vettel erstmals begegnet?
Champion 2010, Fast-Champion 2011: Einen Punkt muss Vettel am Sonntag zur Titelverteidigung noch holen. Mit Helmut Marko arbeitet er seit 2003.
(Foto: dpa)Marko: Das war an der Rennstrecke in Spielberg. Damals war er elf oder zwölf Jahre alt und fuhr Go-Kart.
SZ: War er ein besonderer Fahrer?
Marko: Das war für mich damals nicht erkennbar. Er war ein Bürscherl, das ein bisschen verschüchtert mit seinem Vater unterwegs war. Es war überhaupt nicht zu ahnen, was aus dem mal wird.
SZ: Wann war das absehbar?
Marko: Das zweite Mal bin ich ihm 2003 begegnet. Damals fuhr er in einer von BMW und dem ADAC initiierten Nachwuchsserie. Wir trafen uns im Herbst, beim Rennen in Hockenheim, um über seine Aufnahme ins Red-Bull-Juniorteam zu verhandeln.
SZ: Für Vettel eine wichtige Weichenstellung, oder?
Marko: Absolut. Es ging um einen leistungsbezogenen Fünfjahres-Vertrag. Sollte die Leistung stimmen, würde Red Bull die Kosten für seinen Rennwagen übernehmen. In der Formel BMW waren das so 200 000 Euro, in der Formel 3 600 000 bis 700 000 Euro und in der Formel Renault 800 000 Euro. So eine Zusage ist für jedes Talent ein großer Schritt.
SZ: Wie liefen die Verhandlungen?
Marko: Ich erinnere mich, wie er dasaß: Er war 16, trug noch Zahnspange. Er sah aus, wie die meisten Jungs in dem Alter aussehen: ein bisschen milchig, noch keine Konturen. Aber an den Fragen, die er gestellt hat, war abzusehen: Da weiß einer, wie seine Zukunft aussehen soll.
SZ: Haben die Leistungen auf der Strecke denn dann gleich gestimmt?
Marko: Nicht nur die. Red Bull hat in Thalgauegg ein Leistungs- und Diagnostikzentrum. Dort werden alle 500 Athleten, die die Firma unterstützt, betreut. Es gibt psychologische Checks, vor allem aber wird die Fitness regelmäßig überprüft. Und dabei hat sich sehr schnell eine typische Vettel-Eigenschaft gezeigt.
SZ: Welche?
Marko: Er war nicht nur fit. Er war bald der Fitteste im ganzen Juniorteam. Er hat das die anderen aber nicht spüren lassen. Er hat es so angestellt, dass es nur in den Auswertungen zu erkennen war. Um das zu schaffen, hat er sich die speziellen Fitness-Maschinen, die wir verwendet haben, auch für zu Hause organisiert.
SZ: Warum ist die Fitness so wichtig? Das Auto fährt doch von alleine.
Marko: Wer austrainiert ist, kann sich besser konzentrieren, er hat mehr Kapazität im Kopf frei. Vettel können wir im Rennen vom Kommandostand aus per Funk jederzeit eine Frage stellen - und er antwortet auch. Für ihn ist das, was er gerade macht, schon nicht mehr aktuell. Er ist in seiner geistigen Verarbeitung immer schon in der nächsten oder übernächsten Kurve. Bei anderen Fahrern kann es, wenn es keine simple Frage ist, schon mal eine Runde dauern, bis am Funk etwas zurückkommt.