TSV 1860 München:Allein mit Kuli

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Die letzten Amtshandlungen: Günther Gorenzel hier bei der Vertragsverlängerung mit Mansour Ouro-Tagba. (Foto: TSV 1860 München)

Gorenzel geht - und wer kommt? Die Münchner Löwen setzen zurzeit ganz auf den Kader ihres verabschiedeten Sport-Geschäftsführers. Die Konkurrenz verpflichtet derweil fröhlich vor sich hin.

Von Christoph Leischwitz

Doch, es gibt sie, die positiven Seiten der kommenden Saison für Fans des TSV 1860 München: Die dritte Liga ist ein bisschen südlicher geworden. Es werden deutlich weniger Auswärtskilometer heruntergespult - nicht nur dank des Derbys in Unterhaching. Schließlich ist auch der SSV Ulm näher als die SpVgg Bayreuth, Meppen, Oldenburg und Osnabrück - alle weg. Auch nach Regensburg wird man wieder fahren, zum ersten Mal seit dem Abstieg in der Relegation 2017. Doch die Konkurrenz aus der Oberpfalz hat gegenüber den Sechzigern aktuell einen großen Vorteil: Beim Jahn wurde bereits ein neuer Sportdirektor vorgestellt, der sich in Sachen Kaderplanung austoben darf, ja sogar muss. Ausgerechnet Achim Beierlorzer, den sich die Löwen im vergangenen Winter als Trainer nicht leisten konnten. Und dabei ist der Name Michael Köllner noch gar nicht gefallen, dessen Nachfolger Beierlorzer hätte werden sollen: Der FC Ingolstadt, wo der langjährige Löwencoach Köllner nun tätig ist, verkündet in diesen Tagen einen vielversprechenden Zugang nach dem anderen.

Die Sechziger haben hingegen im Moment: elf Weggänge, vor allem Leistungsträger; sechs Zugänge, vor allem Ergänzungsspieler; keinen Sportdirektor und keinen Geschäftsführer Sport. Und aus Ermangelung an sportlich Verantwortlichen wird wohl auch künftig noch für eine Weile über das Wirken von Günther Gorenzel gesprochen werden, obwohl dieser sich nun auch ganz offiziell verabschiedet hat. Denn auch der Kader der Spielzeit 2023/24 wird vor allem sein Kader sein. Am Montag ließ sich der scheidende Geschäftsführer Sport noch mit Nachwuchsspieler Mansour Ouro-Tagba, 18, ablichten, der seinen Vertrag verlängerte. Tags darauf musste Milos Cocic, 20, dann schon alleine in die Kamera lächeln, mit Kuli in der Hand statt Gorenzel an seiner Seite. Ein symbolträchtiges Bild. Übrigens ist auch das alljährliche Trainingslager in Windischgarsten (28. Juni bis 4. Juli) auf die Kontakte des Österreichers zurückzuführen.

"In den vergangenen Jahren habe ich den TSV 1860 München in allen seinen Facetten kennengelernt und eine sehr intensive und arbeitsreiche Zeit mit vielen Erfahrungen erlebt", so lässt sich Gorenzel zu seinem Abschied zitieren. Worte, denen niemand widersprechen kann. Gorenzel hatte den Ärger des Investors Hasan Ismaik auf sich gezogen, weil dieser mit Köllners Beurlaubung gar nicht einverstanden gewesen war. Weil sich aber Gorenzels Vertrag verlängerte, standen gleichzeitig zu wenig Mittel zur Verfügung, um Beierlorzer zu bezahlen. Jetzt ging Gorenzel fast freiwillig, und zumindest kurzfristig ist wohl kein Nachfolger in Sicht. Es ist also vieles beim Alten: 1860 München stärkt durch interne Querelen die unmittelbare Konkurrenz. Aber auch die Begeisterung der Fans bleibt unverändert: Bis zum Wochenende waren schon wieder rund 9500 Dauerkarten verkauft.

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