Die Mannschaft von UAE hatte sich noch mal etwas einfallen lassen für diese letzten Kehren des Anstiegs nach Saint-Gervais Mont-Blanc. Rund einen Kilometer vor dem Ziel trat Tadej Pogacar an, um seinem Rivalen Jonas Vingegaard (Jumbo) ein paar Sekunden abzunehmen, aber anders als bei den jüngsten Bergetappen blieb der Däne im Gelben Trikot diesmal ohne Schwierigkeit dran. Also nahm Pogacar noch mal Tempo raus - und rund 500 Meter vor dem Ziel warteten gleich zwei Mannschaftskameraden auf ihn, um ihm den Sprint anzuziehen, als sei Pogacar der neue Jasper Philipsen. Aber auch das war vertane Liebesmüh.
Am Ende dieser 179 Kilometer langen Bergetappe fuhren Pogacar und Vingegaard Seite an Seite über die Ziellinie, so wie am Vortag in Morzine. Und diesmal brauchten sie sich auch nicht um Bonussekunden balgen, weil die längst vergeben waren - zuvorderst an den Tagessieger Wout Poels, der für die umstrittene Bahrain-Equipe bereits den zweiten Tagessieg dieser Tour einfuhr.
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Damit beträgt Vingegaards Vorsprung auf Pogacar nach den ersten schweren Alpen-Etappen weiter zehn Sekunden. Nach dem Ruhetag am Montag hat der Slowene noch zwei weitere gute Gelegenheiten, das Gelbe Trikot anzugreifen: Zunächst im Zeitfahren am Dienstag, dann auf der schweren Etappe von Saint-Gervais nach Courchevel am Mittwoch; es geht dann unter anderem über den Col de la Loze, mit 2303 Metern den höchsten Punkt dieser Tour. Dort dürfte es ähnlich eng zugehen wie in den vergangenen Tagen, denn nicht nur die beiden Kapitäne wirken etwa gleich stark, sondern auch ihre jeweils wichtigsten Helfer.
Der große Verlierer der Alpen-Etappen an diesem Wochenende war der Australier Jai Hindley, der Kapitän der deutschen Bora-Mannschaft. Er fiel in der Gesamtwertung von Rang drei auf Rang fünf zurück und hat auf das Podium jetzt einen Rückstand von 67 Sekunden; Drittplatzierter ist nun der Spanier Carlos Rodriguez (Ineos). Hindley war am Samstag zu Beginn der Etappe in einen Massensturz verwickelt, was sich am Ende offenbar auswirkte, weil er am letzten schweren Anstieg ungewöhnlich früh aus der Favoritengruppe zurückfiel. Und auch am Sonntag waren die Nachwirkungen des Sturzes zu spüren - da büßte Hindley wieder Zeit auf seine Konkurrenten ein. Zudem stürzte auch sein wichtigster Helfer Emanuel Buchmann in der letzten Abfahrt des Tages, er konnte die Etappe aber zu Ende fahren.