Tischtennis:Vorübergehend geschrumpft

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Bald regelmäßig zu sehen: Koharu Itagaki soll sich in Dachau weiterentwickeln. (Foto: Andreas Liebmann)

Frauen-Bundesligist Dachau holt die 14-jährige Koharu Itagaki, eine der erfolgreichsten deutschen Nachwuchsspielerinnen. Bei deren Antrittsbesuch mit ihrem bisherigen Klub Jena ist ihr künftiges Team allerdings kaum wiederzuerkennen.

Von Andreas Liebmann

Unter anderen Umständen, wer weiß, hätte sich der Tischtennis-Erstligist TSV Dachau 65 zum besonderen Anlass wohl herausgeputzt, mal will ja einen guten Eindruck machen beim ersten Treffen. Die Umstände am Sonntag waren aber so, dass der Verein sich ernsthaft die Frage gestellt hatte, ob er für das anstehende Match der Frauen-Bundesliga überhaupt Eintritt verlangen könne. Dafür sprach: Aufsteiger SV Schott Jena kam zu Besuch, mithin auch die 14-jährige Koharu Itagaki, eine der erfolgreichsten deutschen Nachwuchsspielerinnen - und die wird, wie nun feststeht, im Sommer nach Dachau wechseln.

Dagegen sprach: Noch am Sonntagmorgen wusste Dachaus Trainer Alexander Yahmed nicht, wer eigentlich gegen Itagaki spielen sollte. Verletzungs- und krankheitsbedingt war seine ohnehin vorgesehene Rumpf- zur "Schrumpfmannschaft" verkommen, wie es Yahmed nannte. Itagaki traf bei ihrem Antrittsbesuch daher nicht viele Menschen, mit denen sie es hier künftig zu tun haben wird.

Allerdings stehen Dachaus Frauen ohnehin vor einem gründlichen Umbruch. Am Sonntag fehlten Sabine Winter (überlastet von internationalen Turnieren), Liu Yangzi (hing in Asien fest) und Tin-Tin Ho (spielte englische Meisterschaft). Hier ist klar: Winter und Ho werden auch nächste Saison für den TSV antreten, die junge Australierin Liu dagegen nimmt laut Yahmed ein Angebot aus Frankreich an. In Dachau (und im Vorgängerverein TSV Schwabhausen) hat sie sich zur erfolgreichsten Spielerin der Liga entwickelt.

"Wir bleiben ein Ausbildungsklub": Auch Naomi Pranjkovic aus Kolbermoor wird kommen

Blieben vom Stammpersonal die Belarussin Alina Nikitchanka, die am Sonntag verletzungsbedingt nur mit Anwesenheit dienen konnte, und die Ungarin Orsolya Feher, die tatsächlich mitwirkte gegen Jena - beide werden Dachau nach vielen Jahren verlassen. "Das tut weh", erläuterte Yahmed. Bei Nikitchanka gehe es ums Visum, Feher wolle eine Trainerkarriere starten. Weil auch aus dem Zweitligakader Absagen kamen, erfuhr Koharu Itagaki am Sonntag immerhin, dass ihr neuer Klub offenbar fünf Frauenteams hat. Ihre Gegnerin Martina Kraus ist laut Rangliste nämlich bei Dachau V aktiv, Bezirksklasse A. Das ungleiche Duell geriet dann viel enger als erwartet, Kraus unterlag Itagaki, die im Sommer zwei Titel bei der U15-Europameisterschaft holte (Doppel und Team), 6:11, 12:10, 2:11, 11:4, 4:11.

Yahmed spricht trotzdem euphorisch über die Zukunft mit Itagaki. Man wolle ihr helfen, sich weiterzuentwickeln, irgendwann werde ihre Leistung "explodieren". Trainieren wird sie weiterhin vorwiegend in ihrer Heimatstadt Bad Königshofen in Unterfranken, wo ihr Vater Koji die Erstliga-Männer coacht.

Der Kader für nächste Saison ist damit schon klarer, als es der aktuelle noch am Sonntagmorgen war. Eine Nachfolgerin für Liu werde noch gesucht, ansonsten bleibe man ein Ausbildungsverein, betont Yahmed - wozu auch der Zugang von Naomi Pranjkovic passt. Beim SV-DJK Kolbermoor hatte es die 19-Jährige zwar geschafft, einen Abiturschnitt von 1,0 mit Medaillen bei U19-Europameisterschaften zu vereinbaren; da ihr Heimatverein jedoch nur noch ein einziges Frauenteam betreibt, kam sie dort eher selten zu Einsätzen. Das will Yahmed ändern. "Sie soll regelmäßig spielen und auch wissen, dass wir hinter ihr stehen, wenn sie mal verliert."

Aufsteiger Jena hatte kürzlich ebenso wie Urgestein Böblingen angekündigt, den Profibereich nach der Saison zu verlassen, beide Klubs befinden sich auf Abschiedstour. Den vierten Saisonsieg am Sonntag, ein 6:2, nahm Itagakis altes Team also gerne mit. Die Dachauerinnen, für die Feher und die 17-jährige Melanie Merk punkteten, waren längst fürs Playoff-Viertelfinale qualifiziert. Dort werden sie guten Gewissens wieder Eintritt verlangen.

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