Tennis:Gruppentreffen an der Ostsee

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Volley mit viel Ballgefühl: Alexander Zverev beim Training in München. (Foto: Philippe Ruiz/Imago)

Voller Zuversicht steigt Olympiasieger Alexander Zverev ins Münchner ATP-Turnier ein - und er erfreut sich auch am Zusammenhalt der deutschen Spieler.

Von Gerald Kleffmann

Die Windböen kamen von links, sie kamen von rechts, und just als man sie wieder von links erwartete, blies es von vorn. Im Grunde fehlten an diesem Dienstagmittag nur noch Möwen am Himmel und Meeresrauschen im Hintergrund, man hätte sich sofort an der Ostsee wähnen können. Aber noch immer ist es so, dass die BMW Open, dieses kleine, feine ATP-Turnier, in München stattfindet. Die Berge, auch wenn sie an diesem sehr aprilhaften Apriltag aufgrund der Wolkenlage nicht zu sehen waren, sind nach SZ-Informationen weiterhin nicht allzu weit entfernt von Bayerns Landeshauptstadt.

Unten, auf dem prominentesten Trainingsplatz direkt vor dem Klubhaus, mühten sich derweil die Tennisprofis Alexander Zverev und Jan-Lennard Struff, die Nummer eins und Nummer zwei Deutschlands. Auch sie kämpften mit den Naturgewalten. Ein paar Mal hätten sie sich verwundert angesehen, schilderte Struff später leicht amüsiert, ob mancher Cross-Ballwechsel, also etwa von Rückhand zu Rückhand, wirklich zielführend war, deutlich mehr Fehler als sonst waren beiden unterlaufen. "Aber für den Wind haben wir eine ziemlich gute Trainingseinheit hingekriegt", resümierte Struff.

Auch Zverev, der nach dem 33-Jährigen zur Pressekonferenz (diesmal sogar relativ pünktlich) erschien, strahlte beschwingte Zufriedenheit aus, der 26-Jährige eröffnete seinen Vortrag sogleich mit einem leidenschaftlichen Bekenntnis. Zum zehnten Mal starte er nun beim Turnier in München, an diesem Mittwoch trifft er auf den Österreicher Jurij Rodionov. Keine Auflage habe er seit seinem Debüt 2014 gegen den Österreicher Jürgen Melzer, das er damals klar verlor, verpasst - und "das werde ich auch hoffentlich nie in meiner Karriere", betonte er. Diese lebenslange Startzusage als Profi dürfte die Veranstalter freuen, zumal ab 2025 das Turnier von der 250er (der Sieger erhält 250 Weltranglistenpunkte) in die 500er-Kategorie aufsteigt und es sicher nicht verkehrt ist, wenn sich der beste deutsche Spieler zu dieser Veranstaltung bekennt.

"Ich habe noch ein paar Dinge, die ich nicht erreicht habe", sagt Zverev

Zverev hat ohnehin noch viel vor, das machte er klar, in den vergangenen Jahren wirkte er jedenfalls bisweilen etwas, nun ja, uninspirierter zum Turnierstart, rasche Niederlagen folgten dann schon mal. "Ich bin überglücklich über das, was ich erreicht habe in meinem Leben", sagte er, fügte aber umgehend hinzu: "Ich habe noch ein paar Dinge, die ich nicht erreicht habe." Selbstredend meinte er damit den noch fehlenden Grand-Slam-Titel sowie das Erreichen des ersten Weltranglistenplatzes; aktuell ist er Fünfter.

Auch wenn das Münchner Turnier in den vergangenen Jahren Zverev kein allzu großes Glück brachte und der letzte seiner beiden Titeltriumphe beim MTTC Iphitos sechs Jahre zurückliegt, hat sich die Veranstaltung zu einem Wohlfühlstopp für ihn und sein Team entwickelt. Bruder Mischa, Ex-Profi und zehn Jahre älter, ist inzwischen ins Turnier eingebunden, als Botschafter sowie als Turnierdirektor der parallel laufenden Para Trophy; einige der weltbesten Rollstuhltennisspieler treten in diesem Wettbewerb gegeneinander an. Was Zverev wie auch Struff in diesem Jahr aber besonders gut gefällt: Das im Jahre 1900 als "Internationale Tennismeisterschaften von Bayern" eingeführte Turnier ist im April 2024 eher eine deutsche Meisterschaft mit internationaler Beteiligung. Bis auf Daniel Altmaier, der in Barcelona antritt, ist der gesamte erweiterte Kreis der Davis-Cup-Spieler anwesend, samt der Doppelspieler. "Wir verstehen uns alle unglaublich gut", sagte Zverev, "wenn wir zusammen sind, haben wir viel Spaß miteinander."

Michael Kohlmann kann dieses Urteil bestätigen, der Bundestrainer profitiert ja auch von dem Gruppentreffen. "Für mich macht es die Kommunikation wesentlich leichter, wenn alle an einem Ort sind", sagte er der SZ. "Für mich ist das unglaublich wertvoll, dass ich hier die Möglichkeit habe, alles auch im Hinblick etwa auf Olympia und Davis Cup vorzubesprechen."

Am Dienstag musste Kohlmann indes viel sitzen, er verfolgte Partien mit deutscher Beteiligung auf dem Center Court. Dominik Koepfer verlor dabei gegen den Chilenen Cristian Garin 6:7 (3), 3:6, Maximilian Marterer wehrte sich dann intensiver, doch am Ende setzte sich der favorisierte Kanadier Felix Auger-Aliassime mit 6:7 (5), 7:6 (6), 7:6 (3) durch; Marterer hatte im dritten Satz 5:2 geführt und bei 6:5 einen Matchball vergeben. Die Partie dauerte 3:24 Stunden und war damit die längste der BMW Open seit 1991; seitdem werden die Spielzeiten in den Daten erfasst.

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