Novak Djokovic und die Australian Open:Sein zweiter Versuch

Lesezeit: 2 min

Titel Nummer 90: Novak Djokovic zeigte gerade beim ATP-Turnier in Astana seine Klasse. (Foto: Stas Filippov/AP)

Die Frage, ob der Tennisprofi im Januar in Melbourne als Ungeimpfter starten darf, liegt bei der australischen Regierung. Djokovic müsste um Aufhebung seines dreijährigen Einreiseverbotes bitten - und das ist sein gutes Recht.

Kommentar von Gerald Kleffmann

Es sind noch drei Monate bis zu den Australian Open, und schon dieser Tage zeichnet sich ab: Die Frage, ob Novak Djokovic im Januar in Melbourne einreisen darf, um am ersten Grand-Slam-Turnier der Saison 2023 teilzunehmen, nimmt wieder Fahrt auf. Als Erster äußerte sich der Serbe, der nachvollziehbar den Wunsch äußerte, bei jener Veranstaltung anzutreten, die er neunmal gewonnen und im vergangenen Januar verpasst hat, da ihm - weil nicht gegen Corona geimpft - die Einreise letztlich per Gerichtsbeschluss verweigert worden war. Das Urteil beinhaltete das in solchen Fällen übliche Verbot, für drei Jahre das Land betreten zu dürfen.

Djokovics Begehr wurde natürlich an den Turnierdirektor der Australian Open weitergeleitet, doch Craig Tiley war diesmal gut beraten, nicht ein Schlupfloch für Vakzin-Verweigerer zu skizzieren, wie er es vor einem Jahr getan hatte, als er Ausnahmeregelungen durchzudrücken versuchte. Er verwies jetzt an die Politik.

MeinungNovak Djokovic
:Es gilt 1G

Novak Djokovic verpasst die US Open, weil er ungeimpft nicht in die USA einreisen darf. Die Regelungen sind zwar mindestens fragwürdig - aber trotzdem ist es richtig, keine Ausnahme zu machen.

Kommentar von Jürgen Schmieder

Oppositionskraft Karen Andrews, zum Zeitpunkt der Abschiebung Djokovics im Januar Innenministerin, preschte vor und meinte: "Es wäre ein Schlag ins Gesicht für die Menschen in Australien, wenn Novak Djokovic plötzlich wieder ins Land gelassen wird, nur weil er ein hochrangiger Tennisspieler ist." Die Positionen sind geklärt, bis auf die wichtigste: Wie denkt die australische Regierung?

Seit Mai ist Anthony Albanese von der Australian Labour Party Premierminister. Verschiedene Meldungen deuteten an, dass der 59-Jährige mit dem Tennissport sympathisiert und ihm daran gelegen ist, die Causa Djokovic nicht noch einmal derart eskalieren zu lassen wie zu Jahresbeginn, als noch Scott Morrison, 54, von der Liberal Party of Australia als Premier seinen harten Kurs durchdrückte. Damals herrschte Wahlkampf.

Eine neue Käferart heißt jetzt "Duvalius Djokovic"

Djokovics Hoffnung, nun um seinen 22. Grand-Slam-Titel kämpfen zu können, mit dem er mit dem Spanier Rafael Nadal gleichziehen würde, ist berechtigt. Seit Juli erhalten Ungeimpfte wieder Visa für Australien. Zudem gibt es einen Weg für ihn zu versuchen, das befristete Einreiseverbot außer Kraft setzen zu lassen, und es ist sein Recht, diesen Weg zu gehen. Wie ein Einwanderungsanwalt der Associated Press bestätigte, müsste Djokovic nur seine Umstände darlegen und darum bitten, dass das Verbot aufgehoben wird.

Möglicherweise lässt sich die australische Grenzschutzbehörde, die jeden Einspruch prüft, nicht von Djokovics Prominenz beeindrucken, die jüngst dazu führte, dass ein Forscher eine in Serbien entdeckte Käferart "Duvalius Djokovic" taufte. Djokovic kann jedenfalls zu Recht darauf verweisen, die Gesetze jedes Landes, das er als Weltreisender betritt, zu achten. Er hat auch hingenommen, dass er im September nicht nach New York einreisen durfte, weshalb er die US Open verpasste. Auch das Argument des Gerichts, Djokovics Anwesenheit würde die australische Sicherheit gefährden, dürfte sich ein zweites Mal kaum halten lassen. Es wirkte schon im Januar fragwürdig. Tennisspielen kann Djokovic überdies immer noch. Er spielte zuletzt nicht oft, aber siegte in Wimbledon und Rom, gerade gewann er seine Titel Nummer 89 und 90, in Tel Aviv und Astana. Allen Beteiligten würde es freilich helfen, es nicht wieder zu einer Entscheidung im letzten Moment kommen zu lassen. Drei Monate sind schnell vorbei.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAbschied von Roger Federer
:Die Nacht der echten Tränen

Roger Federer beschließt seine Karriere an einem Abend voller Emotionen. Weil diese real sind, kippt das Event nicht in den Kitsch. Über einen denkwürdigen Abschied, an dem tatsächlich "alles passt", wie der Hauptdarsteller selbst zugibt.

Von Barbara Klimke

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: