Sportpolitik:"Wir wünschen uns einen offenen Dialog"

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Karla Borger strebt ein vertrauensvolles Verhältnis zum DOSB an, um im Sport etwas bewegen zu können. (Foto: Lan Hongguang/dpa)

Die Beachvolleyballerin Karla Borger wird Nachfolgerin des Gründungspräsidenten Max Hartung beim Verein Athleten Deutschland - und will Fronten abbauen.

Die Beachvolleyballerin Karla Borger wird Präsidentin des Vereins Athleten Deutschland. Die zweimalige Olympiateilnehmerin aus Heppenheim setzte sich bei der virtuellen Mitgliederversammlung am Samstag gegen die Rollstuhlbasketballerin Mareike Miller und den ehemaligen Wasserballer Tobias Preuß durch, der Vizepräsident wird. "Ich freue mich natürlich riesig. Ich freue mich auch, mit Tobias an meiner Seite und dem neu gewählten Präsidium die Ärmel hochkrempeln zu können und im Sport noch Weiteres bewegen zu können", sagte Borger im Deutschlandfunk. Sie tritt die Nachfolge des Gründungspräsidenten Max Hartung an.

Borger gehört mit ihrer Beachvolleyball-Partnerin Julia Sude zur Weltspitze. Zwar reichte es in Tokio nicht zur Medaille, zuletzt triumphierte das Duo jedoch beim World-Tour-Finale in Italien und will 2024 an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen.

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Inmitten der Führungskrise beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der im Dezember ein neues Präsidium wählt, will Borger bei ihrer neuen Aufgabe keine neuen Fronten aufbauen: "Wir streben ein konstruktives und vertrauensvolles Verhältnis zum neuen Dachverband an. Wir wünschen uns einen offenen und unvoreingenommenen Dialog, dass man gemeinsam Ziele für Athletinnen und Athleten formuliert und eine klare Aufgabenverteilung findet." Hartung hatte das Vorgehen bei der Suche nach einem Nachfolger des umstrittenen Verbandschefs Alfons Hörmann zuletzt kritisiert, weil die Athletenvertreter nicht eingebunden worden seien.

Unter Hartungs Führung hat Athleten Deutschland erheblichen Einfluss in der Sportpolitik erlangt

Zum neuen Präsidium der Athleten gehören neben der 32-jährigen Hartung, Preuß und Miller auch die Marathonläuferin Fabienne Königstein und der Kunstradfahrer Lukas Kohl. Der frühere Fecht-Weltmeister Hartung, 32, hatte sich wie alle anderen Präsidiumsmitglieder nicht mehr zur Wahl gestellt. Nach den Olympischen Spielen in Tokio hatte der Dormagener seine aktive Karriere beendet, mittlerweile ist er Geschäftsführer der Sportstiftung NRW. "Es war eine sehr intensive Zeit für ihn", sagte Borger über ihren Vorgänger. "Er hat auch viel gezweifelt und ich bin sehr froh, dass er wirklich weiterhin mutig vorangeschritten ist und nicht zurückgezogen hat."

2017 hatte Hartung den Verein Athleten Deutschland mitgegründet. Unter seiner Führung etablierte sich die unabhängige Interessenvertretung als Stimme für die Kader-Athletinnen und -Athleten und erlangte erheblichen Einfluss in der Sportpolitik - gegen den Widerstand des DOSB, der die Sportler in seiner Athletenkommission ausreichend vertreten sah. Am Samstag gratulierte der DOSB Borger via Twitter zur Wahl.

Mit Unterstützung von Steuergeldern setzt sich der vom Geschäftsführer Johannes Herber geleitete Verein erfolgreich für Athletenrechte ein. In den ersten vier Jahren verbesserte die Organisation unter den Schlagworten "Stimme", "Schutz" und "Perspektive" die finanzielle Förderung, baute eine Rechtsberatung für Athletinnen und Athleten auf und bewirkte über das Bundeskartellamt stärkere Vermarktungsmöglichkeiten der Bildrechte bei Olympischen Spielen. Derzeit arbeitet der Verein an der Umsetzung eines unabhängigen Zentrums für "Safe Sport", an das sich Opfer sexualisierter Gewalt wenden können. Das Jahresbudget von Athleten Deutschland mit knapp 1400 Mitgliedern beträgt mehr als 500 000 Euro.

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