Sportereignisse - Weimar:Deutschland-Tour doch nicht entlang KZ-Gedenkstätte

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Die so genannte "Blutstraße" zum ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv (Foto: dpa)

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Weimar (dpa) - Nach heftiger Kritik von verschiedenen Seiten am Verlauf der internationalen Deutschland-Tour der Radprofis entlang der KZ-Gedenkstätte Buchenwald soll die Route bei Weimar angepasst werden. "Aufgrund der aktuellen Diskussion und der Kritik zur Streckenführung entlang der Gedenkstätte Buchenwald haben wir uns dazu entschieden, den Streckenabschnitt umzuplanen", teilte der Veranstalter am Donnerstagabend mit.

Mit der ursprünglichen Route habe man aktiv erinnern und "hingucken statt weggucken" wollen. Neben viel Zuspruch zeige die Diskussion jedoch, dass dieses Anliegen "einen Konflikt auslöst, den wir zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt haben", hieß es weiter. Das bedauere man sehr. Die Deutschland-Tour der Radprofis soll vom 26. bis 29. August von der Ostsee unter anderem über Thüringen nach Franken führen.

Die Gedenkstätte begrüße die weitere Entwicklung und die damit einhergehende Entscheidung gegen die Streckenführung über die sogenannte "Blutstraße", sagte ein Sprecher. Sie ist eine von Häftlingen bis 1939 in Zwangsarbeit ausgebaute Zufahrtsstraße zum Lager. Zuvor hatte die Gedenkstätte scharfe Kritik an der Planung der Route über das Gelände auf dem Ettersberg geäußert und eine unzureichende Kommunikation des Veranstalters beklagt.

In ihrer Kritik wurde sie sowohl von der Linksfraktion als auch von der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag unterstützt. Auch Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) forderte eine Routenänderung. Bis zuletzt nannte das SPD-geführte Wirtschaftsministerium hingegen "das Ansinnen des Veranstalters für das Landesmarketing nachvollziehbar". Eine Strecke entlang der Gedenkstätte schaffe bewusste Erinnerung.

Es bleibe bedauerlich, dass man erst so kurzfristig in die Planung einbezogen worden sei, sagte der Sprecher der Gedenkstätte. In Anbetracht der Sensibilität des historischen Ortes wäre auch aus Sicht der Kulturstaatsministerin im Kanzleramt, Monika Grütters, eine rechtzeitige Einbeziehung der Stiftung in den Entscheidungsprozess zum Streckenverlauf angezeigt gewesen, sagte ein Sprecher.

"Wir gehen davon aus, dass alle Beteiligten nun gelernt haben, dass es für eine sinnvolle Auseinandersetzung mit einem so sensiblen Ort wie Buchenwald - und einen konstruktiven Beitrag für die Gegenwart - mehr Zeit braucht", hieß es vonseiten der Gedenkstätte. Man hoffe auf ein besseres Miteinander beim nächsten Mal, so ein Sprecher.

"Eine Würdigung der in Buchenwald inhaftierten und zu Tode gekommenen Radsportler findet hoffentlich trotzdem im Rahmen der Tour statt", schrieb Innenminister Maier auf Twitter. Die Gedenkstätte hatte angekündigt, in den Tagen vor der Tour in den sozialen Medien historisch über das Thema "Radsport und Buchenwald" zu informieren.

"Wir bedauern auch, dass wir das Gespräch mit der Gedenkstätte Buchenwald nicht noch früher gesucht haben", teilte der Veranstalter mit. Die historischen Hintergründe, die die Gedenkstätte nun erstellt, werde man "auch mit geänderter Strecke weiterhin aktiv unterstützen und verbreiten".

In das Konzentrationslager auf dem Ettersberg bei Weimar hatten die Nazis zwischen 1937 und 1945 mehr als eine Viertelmillion Menschen aus verschiedenen Ländern verschleppt. Rund 56.000 Menschen wurden ermordet oder starben an Folter, Hunger oder Zwangsarbeit.

© dpa-infocom, dpa:210804-99-705226/8

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