Sonntagsspiele der Bundesliga:Slapstick, Rot und sechs Tore

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Auch er durfte noch treffen: Rafael van der Vaart erzielte gegen Stuttgart das 3:3. (Foto: dpa)

Beim Heim-Debüt des neuen HSV-Trainers Bert van Marwijk erleben die Zuschauer ein irres Spiel, das 3:3 endet. Gegen Stuttgart geraten die Hamburger dreimal in Rückstand, kommen aber jedes Mal zurück. Wolfsburg klettert mit einem 2:1 in Augsburg auf einen einstelligen Tabellenplatz.

Die Zuschauer in der Hamburger Arena müssen sich vorgekommen sein wie im Zirkus. Was sie an diesem Sonntag geboten bekamen, war nun wirklich keine Alltagskost in der Bundesliga - nein, hier gab es Slapstick allerbester Qualität zu sehen. Sechs Tore, reichlich Kurioses und eine Rote Karte gab es zu bestaunen, am Ende stand es zwischen dem HSV und dem VfB Stuttgart 3:3.

Weil Hamburg gleich dreimal einen Rückstand aufholte, ging das Heim-Debüt von Trainer Bernd van Marwijk immerhin halbwegs versöhnlich über die Bühne. Für den HSV trafen Pierre-Michel Lasogga (22. Minute), Maximilian Beister (55.) und Rafael van der Vaart (67.). Der VfB war dreimal in Führung gegangen durch Alexandru Maxim (3.), Christian Gentner (37.) und einem Eigentor von Hamburgs Johan Djourou (64.).

Van Marwijk zeigte sich hinterher halbwegs glücklich: "Ich wollte gewinnen. Mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, kann ich aber sehr zufrieden sein. Es war ein sehr schnelles Spiel, wir haben unglaublich schöne Angriffe gehabt und hätten eigentlich verdient gehabt zu gewinnen." Stuttgarts Coach Thomas Schneider haderte mit dem Ergebnis: "Es war sehr emotional und für die Fußballfans ein Highlight in dieser Saison. Für uns nicht. Wir haben es nach den Führungstreffern verpasst nachzulegen. Wer dreimal in Führung geht, will den Platz auch als Sieger verlassen."

53.167 Zuschauer erlebten zwar nicht immer eine hochklassige, aber oft mitreißende Partie, in der Stuttgarts Antonio Rüdiger nach einer Tätlichkeit die Rote Karte sah (84.). Während der HSV sich auch selbst um den Lohn brachte, bleibt der VfB unter Trainer Thomas Schneider dank des zwölften Punkts in der sechsten Bundesliga-Partie unter dessen Regie ungeschlagen. Die Schwaben verpassten den Sprung auf Platz fünf und sind nun Achter. Hamburg, das zuletzt zwei Heimniederlagen gegen Stuttgart kassierte, verpasste es als Tabellen-14., etwas von der Abstiegsregion wegzukommen.

Die Partie begann für die Schwaben nach Wunsch. Maxim setzte sich auf der linken Seite durch, hebelte dank eines feinen Doppelpasses mit Vedad Ibisevic die HSV-Abwehr aus und schoss nach nicht einmal drei Minuten ins rechte untere Eck. Nur kurz zeigten sich die Gastgeber beeindruckt vom frühen Rückstand, zogen dann aber dank einer guten Ordnung das Spiel zunehmend an sich. Hakan Calhanoglu prüfte Ulreich-Ersatz mit einem Schuss von der Strafraumgrenze. Ein Patzer von William Kvist leitete den Hamburger Ausgleich ein.

Der dänische Mittelfeldspieler in Reihen des VfB leistete sich zunächst einen Ballverlust gegen Calhanoglu, der spielte den Ball mit der Hacke, Kvist verstolperte dann erneut. So kam nach Pass von Tolgay Arslan HSV-Neuzugang Lasogga frei zum Schuss und erzielte problemlos sein fünftes Saisontor. Statt nachzusetzen schalteten die Hanseaten aber einen Gang zurück, leisteten sich viele Leichtsinnsfehler und luden Stuttgart so zu Kontern ein. Der von Trainer Schneider sehr gut eingestellte VfB agierte zunehmend gefälliger und selbstsicherer.

So fiel die erneute Gäste-Führung zwar schon aus dem Nichts, war aber folgerichtig. Kapitän Gentner verlängerte per Kopf einen von Maxim in den Strafraum gezirkelten Freistoß und konnte sich dabei ziemlich ungestört in die Luft schrauben. Das überraschende Gäste-Tor verfehlte seine Wirkung nicht, die Hamburger waren geschockt und hätten durch Ibisevic kurz vor der Pause fast sogar einen weiteren Gegentreffer kassiert. "Nach dem 1:1 haben wir es richtig gut gemacht und auch das Spiel kontrolliert", sagte VfB-Sportvorstand Fredi Bobic am Sky-Mikrofon.

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Die Nachlässigkeiten im Hamburger Spiel setzten sich auch zu Beginn der zweiten Hälfte fort. Ballverluste und große Lücken gaben den Schwaben zunächst viel Raum ihr Spiel in Ruhe aufzuziehen. Ein gelungener Spielzug bracht den erneuten HSV-Ausgleich. Arslan bewies Übersicht, Marcell Jansen passte auf den zur Pause eingewechselten Beister - 2:2! Von da an erspielten sich die Gastgeber Chancen im Minutentakt - doch weder erneut Beister noch der in der ersten Halbzeit oft untergetauchte Rafael van der Vaart nutzten ihre großen Möglichkeiten.

Stattdessen traf Hamburgs Djourou ins eigene Tor, bedrängt von Ibisevic. Nach diesem weiteren Nackenschlag ließ die HSV-Antwort keine drei Minuten auf sich warten. Van der Vaart verwertete eine Beister-Vorlage. Kurz vor Schluss dezimierte Rüdiger die Gäste: Am Strafraum boxte er abseits des Balles Van der Vaart, Schiedsrichter Tobias Welz blieb keine Wahl.

Mit großer Effektivität hat der VfL Wolfsburg seiner Auswärtsmisere in der Bundesliga ein Ende bereitet. In einer zähen Partie kamen die Niedersachsen durch wiedergewonnene Abschlussstärke zu einem etwas glücklichen 2:1 (2:1)-Erfolg beim FC Augsburg. Das Team von Trainer Dieter Hecking durfte nicht nur den ersten Punktspielsieg in der Fremde seit dem 20. April bejubeln, sondern verbesserte sich durch den ersten Bundesliga-Sieg gegen Augsburg überhaupt mit zwölf Zählern auf Tabellenplatz neun.

Und plötzlich stand es 1:2: Wolfsburgs Luiz Gustavo köpfelt zur Führung für den VfL ein. (Foto: dpa)

Maximilian Arnold (35. Minute) und Luiz Gustavo (42.) mit seinem ersten Wolfsburger Liga-Tor trafen nach vier Niederlagen aus den ersten vier Saison-Auswärtsspielen für die "Wölfe". Durch den Erfolg konnte Wolfsburg auch die bittere 0:2-Heimniederlage im Derby gegen Braunschweig etwas verarbeiten. Augsburg war vor 27.554 Zuschauern durch Tobias Werner (10.) in Führung gegangen, verpasste aber trotz einer guten ersten halben Stunde zum vierten Mal in Serie einen Sieg. Nach ihrem furiosen Saisonbeginn rutschten die Schwaben mit zehn Punkten auf den 13. Platz ab.

Für nächsten Samstag muss sich FCA-Trainer Markus Weinzierl zudem etwas einfallen lassen. In Matthias Ostrzolek und Paul Verhaegh fehlen im Gastspiel bei Bayer Leverkusen beide Außenverteidiger wegen ihrer 5. Gelben Karten. Augsburg zeigte sofort sein druckvolles, geradliniges Spiel. Wolfsburg hatte Probleme, sich dem entgegenzustemmen. Halil Altintop bot sich in der vierten Minute die erste gute Möglichkeit. Wolfsburgs Torwart Diego Benaglio parierte mit einem guten Reflex.

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Kurz darauf resultierte aus dem großen FCA-Druck aber die Führung. Wieder scheiterte Altintop nach einem schönen Konter an Benaglio, auch der im Abseits stehende Ostrzolek konnte im zweiten Versuch den Schweizer nicht überwinden, doch Werner schoss den Abpraller ein. Und Augsburg hätte nachlegen können. Der sehr agile André Hahn flankte mehrfach gut in die Mitte. Werner (14./29.) verpasste zwei Hereingaben. Ein Schuss von Altintop (31.) ging knapp vorbei.

Diese Verschwendung wurde bestraft, denn es passierte kaum Vorhersehbares, was auch die wenigen VfL-Fans im Gästeblock verwundert haben mag. Innerhalb von sieben Minuten drehte Wolfsburg die Partie. Arnold sorgte mit einem satten Schuss aus etwa 25 Metern für den ersten Treffer der Niedersachsen nach 257 torlosen Minuten. Wenig später konnte Luiz Gustavo völlig unbedrängt köpfen und ließ sich die freundlich gewährte Chance nicht nehmen.

Die Augsburger versuchten im zweiten Abschnitt ihre Patzer auszubügeln. Wolfsburg hielt nun aber robust dagegen und kam selbst zu Freistoßchancen. FCA-Torwart Alexander Manniger parierte gegen Ricardo Rodriguez (51.) und Naldo (58.). Die große Augsburg-Power der ersten Halbzeit fehlte nun. Wolfsburg ließ den Ball laufen und hatte keine große Mühe, den ersten Erfolg im fünften Anlauf gegen Augsburg über die Zeit zu bringen.

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