Basketballer Dennis Schröder in der NBA:Letzte Hoffnung in La La Land

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Dennis Schröder kam viel rum in der NBA: Aus Oklahoma ging es für ihn zu den Lakers, doch nach nur einer Saison wechselte er nach Boston und schließlich nach Houston - jetzt ist er zurück in Los Angeles. (Foto: Maximilian Haupt/dpa)

Die ruhmreichen LA Lakers sind eines der schlechtesten Teams der Liga, der Saisonstart ging total daneben. Doch jetzt kehrt Dennis Schröder zurück - und mit ihm der Wunsch, ein Debakel zu verhindern.

Von Jonas Beckenkamp

Die schlechte Nachricht zuerst: Die Los Angeles Lakers sind derzeit eines der miesesten Teams der US-Profiliga NBA, daran ändert auch ihr dritter Saisonsieg zuletzt wenig. Die gute: So schnell lässt die Popularität des Traditionsklubs nicht nach, wie eine Studie des Wettanbieters Sidelines diese Woche illustrierte. Unter 150 Mannschaften aus den großen Ligen des Basketballs, Baseballs, Footballs, Eishockeys und Fußballs rangieren die Lakers bei Amerikas Sportpublikum immer noch auf Rang eins.

Dass die lilagelbe Marke auch weltweit nicht ganz unbedeutend ist, bezeugten nach dem 116:103 gegen die Brooklyn Nets am vergangenen Sonntag sogar Menschen aus Deutschland: Der HSV, in gewisser Weise schicksalshaft mit den Lakers verbunden, hatte die WM-Pause genutzt, um seinen Spielern einen Besuch in deren Arena zu ermöglichen. "Das ist schon ein echtes Erlebnis, in dieser Halle so ein Sportereignis zu verfolgen", schwärmte Torjäger Robert Glatzel.

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Der Spielmacher der deutschen Basketball-Nationalmannschaft will bei seinem zweiten Engagement bei den Lakers einiges klarstellen, auf und neben dem Platz - vor dem Saisonstart überrascht er mit einer Aussage.

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Und Jonas Meffert fand: "Es war schon immer ein Traum von mir, ein NBA-Spiel live zu sehen. Dass es nun auch noch die Lakers sind, macht es besonders." So schlecht kann es ums La La Land gar nicht stehen, wenn selbst der große HSV beeindruckt ist, oder? Nun ja.

Der Saisonstart des NBA-Rekordmeisters ging mit einer Bilanz von drei Erfolgen bei zehn Niederlagen jedenfalls mächtig schief. Seither rätselt man in Kalifornien über ein Team, das hinten und vorne nicht zusammenpasst. Das kaum Würfe trifft, dem ein versierter Spielgestalter fehlt und dem nun auch noch LeBron James mit einer Adduktorenzerrung abhandengekommen ist. Ob der ewige Muskelmann mit seinen 37 Jahren überhaupt noch einmal Bestform erreicht, ist ungewiss. Statistisch betrachtet, spielt er trotz 25 Zählern pro Partie eines seiner schwächsten Profijahre.

Dennis Schröder soll ab sofort den Turbo der Lakers-Offensive anschmeißen

Klarer ist da schon die Lage bei Dennis Schröder, 29, dem deutschen EM-Bronzegewinner, der den ersten Monat dieser Spielzeit mit einem gebrochenen Daumen verpasste. Er wird an diesem Wochenende gegen die Detroit Pistons sein zweites Debüt im Lakers-Trikot begehen, nachdem er bereits 2020/2021 ein Jahr in LA auflief. Und wenn es stimmt, was seine Mitspieler sagen, sind er und Kollege Thomas Bryant, der ebenfalls eine Daumenverletzung auskuriert hat, nun die letzte Hoffnung.

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"Wir kriegen zwei Schwergewichte zurück", meinte etwa Patrick Beverley, der recht erfolglos Schröder als Dirigent vertrat. Anthony Davis, einer der Lakers-Anführer, meinte gar, beide hätten im Training bereits "unglaublich gut" gewirkt. Dass LA auf die Rekonvaleszenten Schröder und Bryant setzen muss, um diese Saison zu retten, sagt einiges aus über die Zustände im Klub. Keine Frage, ein gesunder Schröder hilft, er wird Tempo und Überraschungsmomente reinbringen - und Bryant kann Davis unter den Körben entlasten.

Aber ob damit die Showtime anstelle des Offensiv-Kuddelmuddels Einzug hält? Ein Problem, das wohl auch Schröder nicht beheben wird, ist die Ausbeute bei den Distanzwürfen: Nur etwas über 30 Prozent Trefferquote - hier sind die Lakers sogar Liga-Letzter und laufen Gefahr, sich unter die größten Wackelhände der Geschichte zu gesellen. "Wir sind ehrlich gesagt kein Team, das fürs Werfen zusammengestellt ist", unkte LeBron James bereits nach der Auftaktpleite gegen Golden State über die Kaderplanung: "Es ist nicht so, dass wir hier recht viele Laser versammelt haben."

Dennis Schröder (rechts) mit seinem Teamkollegen Russell Westbrook: Beide kennen sich aus Oklahoma, beide schätzen sich. Doch nur einer kann der erste Dirigent bei den Lakers sein. (Foto: Maximilian Haupt/dpa)

So musste Darvin Ham in seinem ersten Jahr als NBA-Cheftrainer direkt Not-Operationen durchführen, indem er Russell Westbrook aus der Startformation auf die Bank setzte. Der Routinier gilt mit einem Jahresgehalt von 47 Millionen Dollar als einer der überbezahltesten Profis Amerikas, spielt seit Jahren nicht mehr auf dem Niveau von früher und ist längst ein Kandidat für einen Vereinswechsel - auch wenn er sich als Ersatzmann etwas stabilisierte. Ham bemüht sich um gute Laune. Was bleibt ihm anderes übrig? Zuletzt bedankte er sich überschwänglich bei den Klub-Verantwortlichen, "dafür, dass sie mich so konstruktiv unterstützen". Er könne sich nicht beschweren, "ich habe hier alles, was ich brauche".

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Trotzdem könnte sich in Hollywood noch einiges tun, denn im Mannschaftsgefüge fehlt Ausgewogenheit. Es braucht Organisation und Variabilität, um die besten Scorer - Davis und James - in gute Positionen zu bringen. Als Verstärkungen werden Buddy Hield und Myles Turner gehandelt, zwei Spieler der Indiana Pacers - doch dafür müssten die Lakers künftige Zugriffsrechte bei der Spielerwahl aufgeben. Es ist die alte Krux: Lieber jetzt das Debakel verhindern oder perspektivisch denken?

Bevor der große Tauschhandel mit anderen Klubs in Gang kommt, scheinen die Verantwortlichen sich die Sache mit Dennis Schröder am Ruder erst noch einmal ansehen zu wollen. Der Braunschweiger selbst bezeichnete es am Mittwoch im Interview bei Spox als "Herzensangelegenheit", für Coach Ham zu spielen. Er kennt ihn noch aus seiner Zeit in Atlanta, wo der 49-Jährige Co-Trainer war. "Auch wenn der Saisonstart nicht gut war, bin ich davon überzeugt, dass wir ein gutes Team haben, wenn alle fit sind", so Schröder. Klingt tatsächlich nach weiteren guten Nachrichten.

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