Sarpreet Singh bei Jahn Regensburg:301 Tage Pause, weil sein Eintrag im Spielerportal fehlte

Lesezeit: 2 min

Ich wär dann soweit: Für Sarpreet Singh endet eine lange Zeit, in der er nur zuschauen durfte. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Erst war er verletzt, dann musste er zuschauen, weil sein Verein eine Formalie verschlafen hatte. Jetzt kann der vom FC Bayern ausgeliehene Sarpreet Singh wieder spielen - und für Jahn Regensburg vielleicht zum entscheidenden Faktor werden.

Von Christoph Leischwitz

77 Tage liegt das bislang letzte Zweitligaspiel des SSV Jahn Regensburg nun zurück, und landauf, landab wurde zuletzt darüber diskutiert, was eine so lange Pause für eine Profimannschaft bedeutet. Der Wiederauftakt in der dritten und ersten Liga suggerierte, dass Abwehrspieler womöglich länger brauchen, um sich wieder zurechtzufinden, dort fielen viele Tore. Sarpreet Singh lacht. Das wäre ja dann ganz gut für ihn, sagt der offensive Mittelfeldspieler. Er hänge noch etwas zurück bei der Spielfitness, "aber alle hatten ja eine lange Pause". Nur war die des Neuseeländers besonders lang: 301 Tage hat er auf seinen Einsatz gewartet, deshalb freut er sich nun riesig auf das Spiel beim Zweitliga-Tabellenführer Darmstadt 98 am Samstag (13 Uhr).

Die Lilien haben in der Hinrunde nur einmal verloren, am ersten Spieltag - in Regensburg. Da war Singh noch verletzt, wegen des guten Starts damals kein großes Thema. Die schlechte Nachricht überbrachten sie ihm erst im September: dass er auch nach seiner auskurierten Schambeinentzündung in diesem Jahr nicht mehr spielen dürfe. Bei seiner zweiten Leihe vom FC Bayern zu den Oberpfälzern war ein Formfehler passiert, man hatte Singhs Eintrag ins Spielerportal schlicht verschlafen. Die zeitliche Nähe dieser peinlichen Bekanntgabe und der Rücktritt des Geschäftsführers Sport, Roger Stilz, lässt zwischen beiden Ereignissen einen Zusammenhang vermuten, der offiziell freilich bestritten wird.

SZ PlusMeinungBundesliga
:Braucht die Liga immer mehr Geld?

"Größtmöglicher sportlicher Erfolg bei gleichzeitiger Vermeidung der Insolvenz" - so geht ein Bonmot über die Ziele der Bundesliga. Wenn die Klubs diskutieren wollen, ob das so bleiben soll, wäre jetzt ein guter Moment.

Kommentar von Philipp Selldorf

Für Singh war dieser Fauxpas doppelt schlimm, denn wegen seiner langwierigen Verletzung war ein fast schon fertig ausgehandelter Deal mit dem Erstligisten Werder Bremen geplatzt. "Ich war natürlich enttäuscht", sagt er heute, "aber ich habe versucht, positiv dranzugehen. Ich bin immer noch jung. Gut ist, dass jetzt die Verletzung komplett auskuriert ist." Für den Jahn war es eine große Enttäuschung, weil der Verein weder das Geld hat noch so tickt, dass er für solch einen unvorhergesehenen Ausfall mal eben einen anderen holen würde.

Rang zwölf klingt ordentlich, aber der Abstand zu den Abstiegsrängen ist klein

"Gesundheit", sagte Trainer Mersad Selimbegovic am Rande des Neujahrsempfangs des Vereins, "ist das Allerwichtigste. Dann sind alle anderen Ziele einfach zu erreichen." Auf Singh alleine war das nicht gemünzt, der Junge sei ja nun "kein Heilsbringer, der alles alleine erledigen kann". Außerdem müsse man nach seiner langen Pause besonders darauf achten, dass er sich nicht gleich wieder verletzt.

Zwölfter ist Regensburg. Das hört sich ganz gut an, doch es sind nur zwei Punkte Abstand auf die Abstiegsränge. Selimbegovic ist seit 2006 beim Jahn, nichts wünscht sich der einstige Abwehrspieler mehr als Beständigkeit. "Wir haben im Sommer größere Veränderungen gehabt, Schwankungen waren zu erwarten", sagt er. In den vergangenen Wochen habe man vor allem daran gearbeitet, konstanter zu spielen. Sarpreet Singh war ja immer dabei, er durfte die ganze Zeit über mittrainieren. Insofern könnte er, nach wiedererlangter Spielfitness, schon ein positiver X-Faktor sein, der in einem dicht gedrängten Tableau entscheidend sein kann. Permanent reden sie in Regensburg davon, was für eine Mammutaufgabe ihnen da bevorsteht.

Der kaufmännische Geschäftsführer Philipp Hausner gab beim Empfang in der Arena noch ein neues Jahresmotto aus, das erst einmal nicht so spektakulär daherkommt, aber beim Jahn eine angemessene Schnittmenge zwischen Anspruch und Wirklichkeit darstellt. Es lautet: füreinander einstehen. Der neue sportliche Geschäftsführer Tobias Werner zieht gleich mit an diesem Strang. Natürlich, das Bodenständige an diesem Verein habe ihn, als Ex-Profi des FC Augsburg, auch angezogen, "und wie sich der Jahn entwickelt und in der zweiten Liga etabliert hat". Werner ist 37, Hausner 41, Selimbegovic 40 Jahre alt. Singh ist übrigens 23. Ziemlich junges Personal für die Mission Ligaverbleib.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivJustiz ermittelt
:Schon wieder Alarm beim DFB

Die nächste Finanzaffäre: Jahrelang waren Posten im DFB-Präsidium gut bezahlte Ehrenämter - nun ermittelt auch die Staatsanwaltschaft, weil keine Sozialabgaben gezahlt wurden. Die Sorge wächst, dass erneut eine Millionennachzahlung droht.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: