1. FC Köln:Als ob er's der ganzen Welt zeigen will

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Salih Özcan gegen den BVB: Auch diesmal zeigte der Kölner wieder sein Können als Aufpasser im Mittelfeld. (Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Salih Özcan hat es - obwohl als Einwechselspieler in die Saison gestartet - fast bis ins Nationalteam geschafft. Die Frage ist nur, für welches Land er spielen will.

Von Philipp Selldorf, Köln

Welche persönliche Botschaft Steffen Baumgart vor dem Spiel Salih Özcan mitgegeben hatte, das hat er nicht verraten. Doch es wäre fast keine Überraschung mehr, wenn herauskäme, dass der Trainer seinen Mittelfeld-Schutzmann mit einer Falschmeldung motiviert hätte: "Salih, draußen auf der Tribüne sitzen Hansi Flick und Stefan Kuntz, und sie sind nur wegen dir da." Ja, so könnte es gewesen sein. Denn Özcan, 24, rannte und spielte am Sonntagabend beim Kölner 1:1 (1:1) gegen Borussia Dortmund, als ob er's der ganzen Welt zeigen wollte.

Oder auch nicht. In Wahrheit spielt Salih Özcan nämlich bereits seit Monaten mit hoher Konstanz wie eine Best-of-Ausgabe seiner selbst. Als Einwechselspieler startete er beim FC in die Saison, doch seitdem er Mitte Oktober in die erste Elf einrückte, hat er den Platz im Zentrum quasi unkündbar abonniert. Damals redete noch niemand davon, dass demnächst zwei Fußballnationen um seine Dienste streiten könnten.

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Seit der U15 hat Özcan sämtlichen Juniorennationalteams des DFB angehört, 61 Einsätze sind vermerkt, im vorigen Jahr wurde er mit der deutschen U21 Europameister. Damals hieß sein DFB-Trainer Stefan Kuntz, der inzwischen die türkische Nationalelf kommandiert - und Özcan nun als Verstärkung gewinnen möchte. Die Herkunft der Familie macht es möglich.

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Als vor drei Wochen das Interesse der Türken bekannt wurde, erklärte FC-Coach Baumgart, Özcan solle sich seine eigenen Gedanken machen, aber auch nicht vergessen, dass der DFB, Abteilung Erste Herrenmannschaft, ebenfalls in Frage käme: "So viele gute Sechser haben wir hier nicht, dass ihm in Deutschland nicht vielleicht auch die Zukunft gehören könnte."

Bundestrainer Hansi Flick war, so viel steht fest, am Sonntag nicht im Stadion, als Özcan als einsamer Sechser in einer offensiven Kölner Elf gegen den BVB sein reiches Repertoire vorführte: Zweikampfstärke, Ballsicherheit, Spielvermögen, Präsenz, alles auf bestem Niveau präsentiert.

Aber Flick hätte er ohnehin nichts Neues zeigen können. Der hat längst mit Baumgart telefoniert und sich informiert. Özcan, sagt er, sei "absolut im Blickfeld, den könnten wir durchaus in der Mannschaft sehen". Ein Gipfeltreffen des deutschen und türkischen Nationaltrainers beim nächsten Kölner Spiel muss also keine Illusion sein.

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