Bundesliga:Mit doppeltem Haaland gegen den gallischen Widerstand

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Groß, blond, Haarknoten: Dieser Look charakterisiert mittlerweile gleich zwei Dortmunder Spieler. (Foto: Martin Meissner/AP)

Der BVB kommt beim 1. FC Köln nicht über ein 1:1 hinaus und lässt die Bayern davonziehen - trotz Haaland-Zwilling. Die Kölner zeigen indes all das, was Dortmund vermissen lässt.

Von Philipp Selldorf, Köln

Als am Sonntagabend der Schiedsrichter Daniel Siebert die Partie zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Dortmund eröffnete, zweifelte womöglich mancher der 50 000 Zuschauer an seiner Wahrnehmung. Hatte der Frühschoppen ein paar Kölsch zu viel beschert? Doch auch bei nüchterner Betrachtung änderte sich das Bild nicht: Offensichtlich standen tatsächlich zwei Erling Haalands auf dem Platz.

Der doppelte Haaland wäre ein hinterlistiger Trick von Marco Rose im Fernduell mit dem FC Bayern, aber genau so hat es nach acht Minuten ausgesehen, als dem BVB die frühe Führung glückte. Der große Blonde mit dem Haarknoten entdeckte den perfekten Laufweg im Rücken der Kölner Abwehr, holte den Ball zauberhaft aus der Luft und schob ihn dann cool in die Ecke, ein wirklich typisches Haaland-Tor. Bloß, dass es von Marius Wolf - groß, blond, Haarknoten - erzielt wurde.

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Nach diesem Start haben wohl nicht viele Einheimische ihrem Team ein großes Comeback zugetraut. Vier Stammspieler hatten sich während der Woche wegen Krankheit (Jonas Hector, Florian Kainz, Dejan Ljubicic) und Verletzung (Ellyes Skhiri) abgemeldet, nach ein paar Minuten musste am Sonntag auch Benno Schmitz aussteigen. Doch der 1. FC Köln besitzt in dieser Saison gallische Widerstandskräfte, er trotzte dem Rückstand und dem Favoriten. Am Ende bejubelte das Gros der 50 000 Zuschauer im ausverkauften Müngersdorfer Stadion ein 1:1, das den Kölnern außer dem Punkt für die Tabelle eine große Portion Stolz eintrug - und vielleicht ja auch eine Ladung Nürnberger Rostbratwürste aus dem Hause Hoeneß als Honorar für die Schützenhilfe an den FC Bayern. Am Sonntag konnten die Dortmunder nur bedingt den Eindruck erwecken, mit aller Macht in den Titelkampf ziehen zu wollen.

Die Kölner erfüllten überzeugend die Hausherren-Rolle

Mit der frühen Führung und dem Kölner Schockmoment wussten die Borussen nicht viel anzufangen. Sie entwickelten nur sporadisch ein eigenes Spiel, meistens begnügten sie sich damit, auf ihren Gegner zu reagieren. Eine vereinzelte Torchance durch Haaland (den echten, 25. Minute), darin erschöpfte sich das Dortmunder Bemühen, die Partie frühzeitig vorzuentscheiden. Der Kölner Ausgleich war die Folge ihrer dominanten Spielweise, die zu gleichen Teilen auf Pressing, Zweikampfstärke und Spielkultur beruhte: Sebastian Andersson war der Schütze in Zusammenarbeit mit Anthony Modeste (36.).

Die Frage war, ob die Kölner auch in der zweiten Halbzeit den gleichen läuferischen Aufwand leisten könnten, um weiterhin so überzeugend ihre Hausherren-Rolle zu erfüllen. Die zweite Hälfte stand noch mehr im Zeichen des absolut ergreifenden Kölner Einsatzwillens, aber die Dortmunder hielten nun ihrerseits mit gleichen Mitteln dagegen und forderten die Kölner Defensive wesentlich mehr heraus. Die Innenverteidiger Marius Hübers und Luca Kilian leisteten Schwerstarbeit. Erling Haaland, brillant freigespielt von Giovanni Reyna, hatte das 2:1 auf dem Fuß, aber vielleicht hätte er besser seinen Zwilling geschickt - Torwart Marvin Schwäbe lenkte den Ball mit einer schnellen Fußabwehr ins Aus (56.).

Minütlich rechnete man nun damit, dass die merklich ermattenden Kölner nachlassen und der Dortmunder Übermacht nachgeben würden, aber sie hielten stand und fielen ihrerseits immer wieder in die Dortmunder Hälfte ein, wo sie Torwart Gregor Kobel regelmäßig in Alarmstimmung versetzten. Dortmund blieb überlegen, aber ein drückendes Powerplay gab es bis in die Nachspielzeit nicht. Als Siebert das packende Spiel beendete, senkte Dortmunds ehrgeiziger Spielmacher Jude Bellingham traurig den Blick zu Boden. Chance verpasst, die Bayern zu beeindrucken.

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