Bundesliga:Gesteigerter Unterhaltungswert

Bundesliga: Spät, aber dafür doppelt erfolgreich: Leverkusens Paulinho (Mitte) sorgt dafür, dass die Dominanz der Wolfsburger am Ende nicht ins Gewicht fällt.

Spät, aber dafür doppelt erfolgreich: Leverkusens Paulinho (Mitte) sorgt dafür, dass die Dominanz der Wolfsburger am Ende nicht ins Gewicht fällt.

(Foto: Swen Pförtner/dpa)

Der VfL Wolfsburg dominiert gegen Bayer Leverkusen, vor allem dank seines neu formierten Sturm-Trios. Doch die Gäste nutzen einen Bruch im Spiel - und gewinnen 2:0.

Von Thomas Hürner, Wolfsburg

Im Fußball finden sich genügend Referenzpunkte, an denen man einen Spieler oder einen Trainer messen kann. Bei Spielern gilt es als besonders beliebt, wenn er gegen diesen oder jenen Klub schon mal ein Tor gemacht hat, egal, ob das damals im Schwarz-Weiß-Fernsehen oder schon in Ultra-HD übertragen wurde. Ein bisschen anders ist das bei Trainern, denn die erzählen zwar viel von Automatismen und Deckungsschatten - aber gemessen werden Trainer am Ende hauptsächlich an Ergebnissen und Platzierungen in der Tabelle.

Womit man bei Florian Kohfeldt wäre, dem Coach des VfL Wolfsburg. An einem Oktobertag vergangenen Jahres übernahm er die sportliche Verantwortung am Mittellandkanal, womit er am Sonntag genau eine halbe Saison im Amt war (Referenzpunkt!) und sich ein Wiedersehen mit seinem ersten Gegner als Wolfsburger Trainer ergab (Referenzpunkt!). Und natürlich konnte man den damaligen 2:0-Auswärtssieg (Referenzpunkt!) mit der Aktualität abgleichen: Der VfL verlor das Werkself-Duell gegen Bayer 04 Leverkusen nach einer wilden Schlussphase mit 0:2.

Von der Stelle bewegt hat sich der VfL unter Kohfeldt also nicht, zumindest was die tabellarische Situation im Bundesliga-Niemandsland betrifft, doch wenigstens in Sachen Unterhaltungswert war dieses Mal eine klare Steigerung zu erkennen. Nach einer eher zähen Anfangsviertelstunde, in der sich die beiden Fußballunternehmen neutralisierten wie Milch die Schärfe einer Chilischote, verschafften sich die Wolfsburger über mutiges und hohes Anlaufen ein paar Feldvorteile.

Der VfL Wolfsburg behält die Initiative - kann aus seinen Chancen jedoch nichts machen

Dass aus der optischen Überlegenheit auch eine manifeste wurde, das lag insbesondere daran, dass mit zunehmender Spieldauer auch das neu formierte Sturm-Trio des VfL immer besser in die Partie fand: Lukas Nmecha, der nach Verletzung seine Rückkehr in die Startelf feierte, zeigte mit Tempoläufen und zwei guten Abschlüssen, weshalb er vom Bundestrainer Hansi Flick mit vorauseilendem Vertrauen für die anstehenden Länderspiele nominiert wurde.

Bundesliga: Kein zufriedenstellender Arbeitstag: Wolfsburgs Trainer Florian Kohfeldt.

Kein zufriedenstellender Arbeitstag: Wolfsburgs Trainer Florian Kohfeldt.

(Foto: Swen Pförtner/dpa)

Nicht minder bedeutend war das Wirken von Max Kruse und Jonas Wind, denn der enorme Aktionsradius der beiden Winter-Zugänge zog so viele Kapazitäten der Leverkusener auf sich, dass deren Aufmerksamkeitsspanne nur selten für gefährliche Vorstöße reichte. Jedoch: Den Lohn für das Engagement konnten die Wolfsburger nicht einfahren, am nächsten dran war der Mittelfeldmann Maximilian Arnold, der einen Freistoß aus großer Distanz ans Lattenkreuz drosch (23. Minute).

Zu Beginn der Hälfte präsentierte die Partie dasselbe Sittengemälde, nur in verstärkter Form. Wolfsburg blieb die Werkself mit der Initiative, die eigenen Angriffe liefen jetzt häufiger vom Produktionsband: Einmal spielte Kruse etwa ein feines Pässchen auf Nmecha, der aber ins Rutschen geriet und in die Hände des Bayer-Torwarts Lukas Hradecky schoss (49.). Ein andermal nahm der Däne Wind einen Pass formvollendet aus der Drehung mit - allerdings landete der darauffolgende Schuss nicht im Tor, sondern nur am Pfosten (56.).

Nach den vergebenen Chancen entstand ein Bruch im Wolfsburger Spiel. Bayer wurde griffiger, ohne dabei echte Dominanz auszustrahlen, und erzielte nach einem Dribbling des eingewechselten Stürmers Paulinho den späten Führungstreffer (86.). Als dann noch der Verteidiger Sebastian Bornauw eine gute Gelegenheit zum Ausgleich ausließ und stattdessen wieder Paulinho per Kopf zum 2:0-Endstand traf, da fand der VfL-Trainer Kohfeldt seinen persönlichen Referenzpunkt an einer Werbebande - und trat mit voller Wucht dagegen.

Zur SZ-Startseite

Ex-Trainer von Werder Bremen
:Anfang bittet wegen Impfpass-Fälschung um Entschuldigung

Der ehemalige Werder-Trainer äußert sich in Medien erstmals zu seiner Straftat. Weil er Ängste habe, sei er immer noch nicht geimpft.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: