Und jetzt bitte alle kurz innehalten: Cristiano Ronaldo, der große Klagebarde des Weltfußballs, ist traurig, aber so richtig. Immerhin das weiß die Welt, Instagram sei Dank. Was sie bislang nicht weiß: Warum eigentlich genau? Beweint da einer vor seiner globalen Gefolgschaft das WM-Aus der Portugiesen oder sogar mehr? Denn was ist schon ein verlorenes Viertelfinale im Vergleich zum Verlust eines ganzen Ronaldo?
Mit 37 könnte es das gewesen sein, bei der nächsten WM wäre er 41, da ist der Normalbürger froh, wenn er noch ein, zwei Muskeln zum Bierkastenschleppen auftreiben kann. Doch über Ronaldos Zukunft rätseln sie in Portugal. Vielleicht geht doch noch ein bisserl was? Und wenn ja, wer sagt's den Leuten? Wie die SZ aus geradezu verboten exklusiven Insiderkreisen von der Urlaubsinsel Madeira erfahren hat, scheint sich hinter den Kulissen eine Expertinnenkommission zu formieren, die sich zum Ziel gesetzt hat, Ronaldo als Aktiven zu erhalten.
Portugals Aus bei der WM in Katar:Es ist zum Heulen für Ronaldo
Nach dem 0:1 gegen Marokko dreht sich bei den Portugiesen wie immer alles um Cristiano Ronaldo. Seine Loyalisten sehen ihren Liebling als Einwechselspieler verraten, der Trainer sagt, er bereue nichts. Und Ronaldo? Geht schweigend.
Unter dem Vorsitz von Georgina, der Gattin von Cristiano, feilt das Gremium an einem klandestinen Plan mit dem Arbeitstitel "CR26, Einsatzgarantie für Portugals gefährlichste Waffe". Dieser soll die wohlverdiente sechste WM-Teilnahme des schönsten, besten und treffsichersten Menschen der Welt sicherstellen. Um der traurigen Fußballnation den Fado auszutreiben und der Nationalelf einen neuen Anstrich (plus altem Ronaldo) zu verpassen, wurde Ronaldos ältere Schwester Catia als Sprecherin installiert. Die Geister der Vergangenheit soll sie in Lissabon direkt vertrieben haben, indem sie einen Katalog an Kraftausdrücken über den Tejo krakeelte ("undankbare Ratten" und Schlimmeres).
Ebenso beteiligt: Ronaldos Mutter Dolores ("mein Stolz, mein großartiger Sohn") als moralisches Gewissen der Reformgruppe sowie Cristiano junior, der seinen Schulaufsatz "Vati ist der Beste" als Grundlagentheorem und inoffizielle Nationalhymne versteht. Aus dem Ronaldo-Lager ist zudem zu hören, dass auch der persönliche Chauffeur der Familie ("Mit CR7 fahre ich zur WM"), der Hauskoch ("Kein Gramm Fett für die Seleção") und Berater Jorge Mendes ("Unsere Antrittsprämie sollte auch dem Staat etwas wert sein") das Projekt unterstützen.
Ronaldo selbst hat sich noch nicht konkret geäußert. Aber dem Vernehmen nach findet er die Mobilmachung angemessen.