Relegation in der Bundesliga:"Es ist Finale, es ist Flutlicht, es ist Betze!"

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Mohamadou Idrissou (li.): Glaubt fest an Kaiserslauterns Aufstieg (Foto: Bongarts/Getty Images)

Drei Mal hat Mohamadou Idrissou schon den Aufstieg in die Bundesliga gefeiert, das will er nun auch mit Kaiserslautern schaffen. Für das Relegations-Rückspiel gegen Hoffenheim kündigt er die nötigen zwei Tore an. Die Hoffenheimer vertrauen auf die Erfahrung aus einer turbulenten Saison - und lassen sich vom "Mythos Betzenberg" nicht einschüchtern.

Von Saskia Aleythe

Eigentlich haben die Hoffenheimer alles schon hinter sich. Sie tanzten und schrien, hüpften und umarmten sich an diesem einen Samstag im Mai, dem letzten Bundesliga-Spieltag, als würden sie im Anschluss die silberne Meisterschale überreicht bekommen. Davon war das Team von Markus Gisdol allerdings 61 Punkte entfernt.

Gruppendynamisches Ausrasten fand da statt in Dortmund, der Champions-League-Finalist war geschlagen durch den bereits abgestiegen geglaubten Verein aus Sinsheim - der sich gerade noch an Fortuna Düsseldorf vorbeigeschoben und auf den Relegationsrang gerettet hatte, mit einem denkwürdigen 2:1 gegen den BVB.

"Wir haben in Dortmund schon alles erlebt, was es zu erleben gibt", sagt Eugen Polanski. Aber es folgt ja noch ein Event: In Kaiserslautern steht am Montagabend das Rückspiel in der Relegation an, denn noch ist die Geschichte vom Klassenerhalt der Hoffenheimer ja nicht auserzählt. Ein 3:1 am vergangenen Donnerstag hat den Verein von Mäzen Dietmar Hopp in eine komfortable Ausgangslage manövriert.

Doch Kaiserslautern hat diesen Mohamadou Idrissou und der ist angefixt auf den Aufstieg in die Bundesliga. Damit kennt er sich aus.

"Ich bin mit drei Vereinen aufgestiegen und gekommen, um auch mit diesem Verein aufzusteigen, niemand muss sich Sorgen machen", sagt der 33-Jährige. Idrissou konnte bereits mit Eintracht Frankfurt (2012), dem SC Freiburg (2009) und dem MSV Duisburg (2007) den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse perfekt machen, was den Hoffenheimern dann tatsächlich ein bisschen zu denken geben könnte. Im Hinspiel sorgte der Kameruner für das zwischenzeitliche 1:2, er ist der torgefährlichste Kaiserslauterner mit 17 Toren in 32 Spielen. In der zweiten Liga ist das Platz vier in der Torjägerliste.

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Szabolcs Huszti von Hannover 96 erzielt das tragischste Tor, Rafael van der Vaart lässt sich zur würdelosesten Aktion hinreißen, im Vertrag von Wolfsburgs Diego Benaglio findet sich die verrückteste Klausel: Die Bundesliga-Saison endet mit erdrückender Dominanz der Bayern, doch sie hatte viele, ganz unterschiedliche Momente.

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Idrissou wäre nicht Idrissou, wenn er nur auf die Historie verweisen würde und so schickt er gleich noch ein paar Ankündigungen zum Spielverlauf hinterher. "Wenn einer Tore schießen kann, dann ich", sagt er, "wir können 2:0 gewinnen. Ich kann diese Tore machen." Das sind große Worte, die Trainer Franco Foda gerne aufnimmt.

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Freiburgs Trainer Streich bekommt die Begehrlichkeiten der größeren Vereine zu spüren, Bayern-Präsident Hoeneß teilt vor dem Auffliegen seiner Steuer-Affäre mächtig aus, Thomas Schaaf weiß schon sehr früh, dass es eine harte Saison für Werder Bremen wird, und Fortuna Düsseldorfs Bellinghausen trifft die Gefühle im Moment des Abstiegs auf den Punkt.

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Wenn einer wie Idrissou das verspreche, dann halte er es, sagt Foda, der ohnehin Optimismus versprüht. "Es ist unser Finale, es ist Flutlicht, es ist Betze - und da ist alles möglich", sagt der 47-Jährige. Aus dem verlorenen Hinspiel zieht er mehr positive als negative Erkenntnisse. Sein Team sehe er "auf Augenhöhe" mit den Hoffenheimern.

Die Mannschaft von Markus Gisdol scheinen die Drohgebärden aus Kaiserslautern nicht zu interessieren, sie hat ja schon so vieles erlebt in dieser Saison. "Es kann sein, dass es ruppiger wird, darauf sind wir eingestellt", sagt der Coach und bringt dann noch einen passablen Satz für ein Motto-T-Shirt: "Wir bleiben hart in der Sache, aber fair in der Art." Das Tor von Idrissou im Hinspiel habe die Sinne geschärft. Auf die Abwehr um Innenverteidiger Jannik Vestergaard und David Abraham wird es ankommen, soll es noch mit den Klassenerhalt klappen.

Vor gut einem Monat hatte Idrissou sein Team noch als "dümmste Mannschaft der zweiten Liga" beschimpft, als Kaiserslautern nach einer desolaten Partie gegen Cottbus als Verlierer vom Platz gegangen war. Vielleicht wird Kaiserslautern schon heute Abend zur dümmsten Mannschaft der Bundesliga. Dann hätte Hoffenheim mit Eugen Polanski doch noch etwas erlebt. Auch nach dem Spiel in Dortmund.

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