3:7-Pleite gegen Atletico:Alarmrufe bei Real Madrid

Lesezeit: 2 min

Toni Kroos war auch mit dabei beim 3:7 von Real Madrid gegen Atletico. (Foto: Brooks Von Arx/dpa)
  • Real Madrid verliert einen Test in den USA gegen Atletico 3:7 und hadert mit seiner Saisonvorbereitung.
  • Trainer Zidane ist um Abmilderung bemüht, die spanische Presse ist alarmiert.

Von Jonas Beckenkamp

Wie es sich eben gehört, kam der lauteste Alarmschrei vom Kapitän. Von Sergio Ramos, dem härtesten, aber auch selbstkritischsten Fußballer von Real Madrid. "Wir stecken ganz schön in der Scheiße", echauffierte er sich, "man kann auf verschiedenste Art verlieren, aber doch nicht so!"

Ramos hatte zuvor etwas erlebt, das er mit seinen Königlichen wohl noch nie zuvor erlebt hatte: Eine 3:7-Pleite gegen Atlético Madrid, den Rivalen aus der spanischen Hauptstadt. Zur Ehrenrettung Reals sei gesagt, dass es nur ein Testspiel in den USA im Rahmen des "International Champions Cup" gewesen ist, aber bei so einem Ergebnis ist es schwer mit mildernden Umständen.

Real Madrid
:Zidane schickt Bale weg

Gegen den FCB steht Real Madrids Angreifer Gareth Bale nicht mehr im Kader des Teams. Trainer Zinédine Zidane drängt nach der Partie auf einen raschen Verkauf des Walisers. Doch damit konterkariert er offensichtlich Reals Vereinspolitik.

Von Javier Cáceres

Er habe "kein gutes Gefühl", sagte Ramos noch, "wir sind es wie einen Sommerkick angegangen, Atlético hat ernst gemacht." Und wie. Schon zur Halbzeit hatte es in New Jersey 0:5 gestanden. Und ein 0:5 zur Pause zählt zu den Ungeheuerlichkeiten, die einer wie Ramos so wenig ab kann wie leere Trophäenschränke. Also folgerte er: "Der Madridismus ist beschädigt."

Wenn man es genau nimmt, existieren diese Beulen schon länger. Nach mageren Jahren in der heimischen Liga mit dem letzten Meistertitel (dem 33. insgesamt) im Jahr 2017, geht in Madrid die Angst um. Es besteht die Befürchtung, dass nicht nur Barcelona mit seinem neuen Superteam um Antoine Griezmann, Frenkie de Jong und möglicherweise bald auch Neymar Real überflügelt, sondern auch Stadtrivale Atlético, wo Trainer Diego Simeone erneut seinen Umschalt-Geschwader-Fußball umsetzt.

Ein paar bedenkliche Zeichen hatte es ja schon vorher gegeben beim Team von Trainer Zinedine Zidane. Gegen die Bayern hatte es im Test am Ende 1:3 geheißen, gegen Arsenal mühte man sich zu einem Sieg im Elfmeterschießen - und dann begleiteten die Saisonvorbereitung auch noch Personaldebatten. Von Millionenzugang Eden Hazard (er kam für geschätzte 120 Millionen vom FC Chelsea) sind Bilder überliefert, die ihn eher gemächlich austrainiert zeigen.

Hinzu kommt das Abschiedsgeschacher um Topverdiener Gareth Bale, den vor allem Zidane dringend loswerden will - was ihm seitens Bales Berater heftige Kritik einbrachte. Bale, einst Vorzeigetransfer von Vereinspatron Florentino Perez, soll nun endgültig vor einem Wechsel stehen. Die Frage ist nur: wohin? Ein Engagement in China erscheint am wahrscheinlichsten.

Zu all diesen Unruhefaktoren gesellen sich Verletzungen. Aktuellster Patient ist nun Stürmer Luka Jovic, der mit seiner Ablöse von etwa 60 Millionen als neue Attraktion in der Offensive eingeplant war. Neben Nachwuchsmann Brahim, Zugang Ferland Mendy (er kam aus Lyon) und Marco Asensio ist der Serbe der vierte Ausfall des Sommers. Jovic erwischte es gegen Atlético am linken Knöchel, er musste noch vor dem Halbzeitpfiff ausgetauscht werden.

Da stand es bereits 0:4, weil Real vor allem Diego Costa nicht bändigen konnte. Atléticos Angreifer erzielte am Ende vier Treffer - und erlaubte sich in der 65. Minute wieder einmal einen Platzverweis. Glänzen konnte bei Atletico auch 126-Millionen-Euro-Zugang Joao Felix, der das 2:0 erzielte und so Reals "historisches Sommerbad", wie die Zeitung Marca schrieb, einleitete.

Trotz der verheerenden Schmach kam Zidane zu einer abgemilderten Einordnung des Auftritts. "Ich bin nicht besorgt, aber das tut weh", sagte er, "man spielt nicht, um zu verlieren. Es war ein schlechtes Spiel. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, was falsch gelaufen ist, um sicherzustellen, dass das nicht noch einmal passiert." Ob das an Festellungen wie jener der Zeitung As ("Atlético vermöbelt ein lachhaftes Real") etwas ändern wird, ist fraglich.

Und, als sei das 3:7 nicht schon genug der Blamage, erinnert man sich in Spanien an ein noch viel schlimmeres Testspiel-Ergebnis Reals: Vor 39 Jahren gab es mit einer arglosen Urlaubstruppe im Münchner Olympiastadion eine 1:9-Tracht-Prügel gegen den FC Bayern. Der damalige Real-Trainer Vujadin Boskov kommentierte den Torregen über den Königlichen lakonisch: "Besser einmal mit neun Gegentoren verlieren als neun Mal mit einem." Es war ein weitaus sanfterer Alarmruf als diesmal von Sergio Ramos.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

FC Bayern in den USA
:Stimmige Bilder in Houston

Ein Fingerzeig für die Champions League: Die Bayern senden beim 3:1 im Test gegen Real Botschaften an die Kritiker - Jerome Boateng beendet die Amerika-Reise vorzeitig.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: