Olympia-Kolumne "Panda Mie":Zum Si-Bi-Si oder zum Si-Pi-Si?

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Immer schön desinfizieren, dann fahren einen die Olympia-Busse durchs Olympialand. (Foto: Alessandra Tarantino/AP)

17 Linien in 17 Farben: Mit den chinesischen Olympiabussen kommt man überall hin. Oder nirgends, wie ein Selbstversuch unserer Reporterin in der Blase der Winterspiele eindrucksvoll zeigt.

Von Saskia Aleythe, Zhangjiakou

Mit 349 Kilometern pro Stunde durchs Land zu schießen, ist in China kein Problem. Der Schnellzug bringt Menschen innerhalb der olympischen Blase in 50 Minuten von der Bergstation Taizicheng in die Hauptstadt. Die Station Qinghe im Pekinger Norden ist gerade nur für olympisch Beschäftigte geöffnet, 23 000 m² ist allein der Wartebereich groß, es gibt nur zwei Zuglinien.

Es soll fix gehen, bei Olympia die Orte zu wechseln: Gerade noch beim Langlauf, jetzt schon auf der Bob-Bahn. Gut, nur mit der Anbindung ist es dann so ein Problem: Kommt der Zug vom Biathlon um die Mittagszeit in Peking an, ist der zum Rodeln leider vor fünf Minuten abgefahren. Nächste Alternative: Zwei Stunden später.

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Immerhin ist dann genügend Zeit, den Busplan zu studieren, der einem als Aushang in den Pressezentren in Zhangjiakou angeboten wird. 17 unterschiedliche Farben hat man gefunden, um alles dort oben zu verbinden, die Snowboard Halfpipe mit dem Langlauf oder das Olympische Dorf mit der Zugstation.

In welche Richtung die Ringlinien verkehren, erschloss sich in den ersten Tagen erst, wenn man den Busfahrer erspähte: Ließ er den Zeigefinger nach oben schießen, hieß das: rauf auf den Berg, Finger runter hieß: ab zu den Unterkünften. Mittlerweile gibt es auch Schilder, das Aussteigen erfolgt aber immer noch nach Intuition. Irgendwo im Nichts hält der Bus dann an, ohne Ansage, im Dunkeln, minus 12 Grad. Also rausgestolpert, irgendwo im Nichts wird schon der nächste Bus abfahren. Ganz bestimmt.

Den Weg zwischen Hotel und Pressezentrum könnte man zu Fuß zurücklegen - wenn man nur dürfte

Aber: Kein Grund zum Jammern, die Helden sind die Helferlein im Olympia-Dress, die wenigstens an manchen Stellen Stunden in der Kälte ausharren, um orientierungslosen Medienmenschen auf Nachfrage die korrekten Nummern zuzuflüstern. Schwierig wird es nur, sich über die richtigen Abkürzungen auszutauschen. Wollte man jetzt zum ZBC, Zhangjiakou Broadcast Center, gesprochen: Si-Bi-Si; oder zum ZPC (Zhangjiakou Press Center/Si-Pi-Si) oder etwa doch zur ZMP (Zhangjiakou Medal Plaza/Si-Em-Pi)?

Es könnte alles viel einfacher sein, mit den Farben und mit den Abkürzungen, überhaupt mit den Bussen, die sich jedes Mal rückwärts in die schmale Hoteleinfahrt quetschen müssen. Den Weg zwischen Hotel und Pressezentrum könnte man sogar zu Fuß zurücklegen - wenn man nur dürfte. Darf man aber nicht, weil man eine potenzielle Virenschleuder ist.

Die Schrittgeschwindigkeit, mit der man schließlich durch die Gegend rollt, macht es nicht leichter, das zu vergessen. So schleicht man also los, frierend auf seinem Sitzplatz, geheizt wird nicht. Ach, könnte man doch nur Zug fahren. Anschluss völlig egal.

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