McLaren-Report:Mehr als 1000 russische Sportler in staatliches Doping-System involviert

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Eine Mannschaft, 33 Medaillen - und mehr als 1000 gedopte Sportler? Russlands Teilnehmer an den Winterspielen 2014 in Sotschi mit Bobpilot Alexander Subkow als Fahnenträger an der Spitze. (Foto: Barbara Walton/dpa)
  • Der russische Doping-Skandal hat offenbar weit größere Ausmaße als bisher angenommen.
  • Mehr als 1000 russische Sportler sollen Teil des staatlichen Doping-Systems gewesen sein.
  • Das teilt Wada-Ermittler Richard McLaren bei der Vorstellung seines zweiten Reports mit.

Mehr als 1000 russische Sportler sind nach Ermittlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur zwischen 2011 und 2015 Teil einer großangelegten staatlichen Doping-Politik gewesen. Dies teilte Wada-Chefermittler Richard McLaren bei der Vorstellung seines zweiten Berichts in London mit. Der russische Doping-Skandal hat damit offenbar weit größere Ausmaße als bisher angenommen.

Es habe in Russland, gesteuert vom Sportministerium, eine "institutionelle Verschwörung" gegeben, sagte McLaren. Er unterstellte Russland eine "institutionalisierte Strategie zur Medaillenbeschaffung". Es sei unmöglich zu bestimmen, wie weit die Verschwörung zurückreiche. "Jahrelang wurden internationale Sportwettbewerbe von den Russen gekapert", sagte McLaren: "Fans und Zuschauer wurden betrogen."

Die mehr als 1000 betroffenen Athleten sollen entweder selbst gedopt oder von "der systematischen und zentralisierten Vertuschung und Manipulation des Dopingkontrollprozesses profitiert" haben, so McLaren.

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"Wir konnten die Ergebnisse des ersten Reports näher beleuchten"

Betroffen gewesen seien dabei unter anderem die Olympischen Sommerspiele in London 2012, die Leichtathletik-WM 2013 in Moskau sowie die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014. Es seien Beweise gefunden worden, dass Dopingproben von insgesamt zwölf Medaillengewinnern in Sotschi manipuliert worden seien.

"Wir konnten die Ergebnisse des ersten Reports nicht nur bestätigen, sondern auch näher beleuchten", sagte McLaren: "Obwohl das Bild jetzt klarer ist, ist es noch nicht komplett. Wir hatten nur Zugang zu einem kleinen Teil der Daten." Zum Beweis veröffentlichte McLaren 1166 Dokumente, die er während der Untersuchung sicherstellen konnte. Darunter Fotos, forensische Berichte und E-Mails. Dies seien, so McLaren, "unzweifelhafte Fakten".

Was der erste McLaren-Report enthüllte

Bereits aus dem ersten Bericht, den McLaren im Juli 2016 vorstellte und der für großes Aufsehen sorgte, ging hervor, dass im russischen Spitzensport jahrelang Doping gefördert und vertuscht wurde. So sollen zwischen 2012 und 2015 etwa 650 positive Dopingproben russischer Athleten in rund 30 Sportarten verschwunden sein.

Bei den Winterspielen 2014 in Sotschi sollen positive Proben, die im Kontrolllabor analysiert wurden, sollen unter Mithilfe des Staates und Mitwirkung des Geheimdienstes FSB in negative manipuliert worden sein.

© SZ.de/dpa/sid/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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