Hertha BSC:Torwart auf der Anklagebank

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Muss in Salzburg zum Prozess erscheinen: Torhüter Marius Gersbeck. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Wegen einer Prügelei am Rande des Trainingslagers in Österreich muss Hertha-Keeper Marius Gersbeck Ende September vor Gericht. Dennoch hält der Klub vorerst an ihm fest.

Von Javier Cáceres, Berlin

In der Prügel-Affäre um den Hertha-Torwart Marius Gersbeck hat die Staatsanwaltschaft Österreichs nun Anklage wegen schwerer Körperverletzung erhoben. In einer Pressemitteilung der Strafverfolgungsbehörden Salzburgs hieß es am Montag, dass Gersbeck, 28, in Verdacht stehe, einem 22-jährigen Österreicher am Rande des Hertha-Trainingslagers in Zell am See Faustschläge und Tritte verpasst und ihm mehrere Knochenbrüche im Gesicht zugefügt zu haben.

Der Prozess wurde für den 28. September terminiert. Der Tatbestand der schweren Körperverletzung sei auch dann mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bedroht, wenn die Blessuren nur fahrlässig herbeigeführt wurden.

Wie es um Gersbecks berufliche Zukunft steht, blieb am Montag offen. Vorerst hält Hertha BSC an ihm fest. "Da es sich nach wie vor um ein laufendes Verfahren handelt, bitten wir um Verständnis, dass wir uns auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern können und werden", teilte der Bundesliga-Absteiger mit.

Trainer Pal Dardai hat erklärt, dass er es aus sportlichen Gründen für unabdingbar halte, einen erfahrenen Torwart wie Gersbeck im Kader zu haben. Sollte es doch zu einer Trennung kommen, müsste Hertha in den kommenden Tagen aktiv werden, das Transferfenster schließt am 1. September. Danach können die Klubs nur noch vertragslose Profis unter Vertrag nehmen. Zurzeit steht in Tjark Ernst ein 20-jähriges Torwarttalent zwischen den Pfosten, das seine Arbeit zur Zufriedenheit der sportlich Verantwortlichen verrichtet.

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Der Fall Gersbeck hat in den vergangenen Wochen im Klub für heftige Debatten gesorgt. Während von Teilen der Vereinsgremien allein schon aus Imagegründen eine Trennung von Gersbeck gefordert wird, gilt insbesondere Präsident Kay Bernstein als Verfechter einer Rehabilitierung. Bernstein wird eine freundschaftliche Beziehung zu Gersbeck nachgesagt. Bei Sky sagte Bernstein vor rund zehn Tagen, es sei "jetzt total schwer, den richtigen Weg zu finden". Gersbeck war von Trainer Dardai suspendiert worden. Er darf allerdings bei Hertha individuell trainieren.

Seine Verpflichtung als "Kind der Ostkurve" war von Herthas Fans mit Enthusiasmus aufgenommen worden

Gersbeck war zu Saisonbeginn für eine sechsstellige Ablösesumme vom Karlsruher SC zu Hertha BSC gewechselt. Seine Verpflichtung war von den Hertha-Fans mit Enthusiasmus aufgenommen worden. Gersbeck gilt - wie Präsident Bernstein - als "Kind der Ostkurve", wo die Hertha-Ultras beheimatet sind.

Der fragliche Zwischenfall hatte sich in den frühen Morgenstunden des 16. Juli ereignet - nach einem nicht genehmigten, bis in die Nacht dauernden Ausflug Gersbecks zum Seefest in Zell am See. Laut Polizeiermittlungen eskalierte eine verbale Auseinandersetzung derart, dass Gersbeck zuschlug - mit den Folgen. Laut Mitteilung der Salzburger Staatsanwaltschaft hat das Opfer Brüche der Augenhöhle, der Kieferhöhle sowie ein Lidhämatom erlitten.

Gersbeck selbst hat sich bislang weder öffentlich noch gegenüber der Polizei zu dem Vorfall in Zell am See erklärt. Er hat allerdings dem Opfer - mit einiger Verzögerung - über einen Anwalt sein Bedauern über den Vorfall ausgedrückt. Mittlerweile wurde auch eine Einigung über eine freiwillige Entschädigungsleistung durch Gersbeck erzielt. Damit sind die zivilrechtlichen Ansprüche des Opfers abgegolten.

Die Einigung dürfte ihm vor Gericht auch angerechnet werden. Um den Strafprozess an sich aber kommt Gersbeck nun nicht mehr herum. Er muss Ende September persönlich in Salzburg erscheinen.

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