Hertha BSC:Immerhin schon mal Schalke überholt

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Herthas Palko Dardai jubelt mit Marten Winkler und Haris Tabakovic (von links nach rechts). (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Nach dem 5:0-Sieg gegen Greuther Fürth macht sich beim krisengebeutelten Bundesliga-Absteiger Hertha BSC ein Gefühl der Befreiung breit. Das "Aufstiegsrennen" kann beginnen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Als das dritte Tor gefallen war, richtete Herthas Präsident Kay Bernstein auf der Ehrentribüne seine blauweiße Trainingsjacke und atmete tief durch. Einmal, zweimal, dreimal. Er genoss sichtlich ein Gefühl, das er in seiner gut einjährigen Präsidentschaft noch nicht kennengelernt hat. Es nennt sich: Entspannung. Eine ganze Halbzeit stand im Olympiastadion noch aus, und doch konnte er die Seele baumeln lassen, weil ein Sieg Herthas, in diesem Falle gegen Greuther Fürth, schon in der 46. Minute festzustehen schien. Am Ende siegte Hertha nicht nur mit 5:0; die Berliner zogen, nachdem sie in der vergangenen Woche nach drei torlosen Niederlagen aus drei Spielen als "schlechtester Absteiger der Geschichte" gebrandmarkt worden waren, am auch am Mit-Bundesliga-Absteiger Schalke 04 vorbei. Die punktgleichen Gelsenkirchener weisen nach dem 0:2 gegen Holstein Kiel das noch schlechtere Torverhältnis aus.

Die Partie Herthas war vor allem die Geschichte zweier Helden, die im eigenen und im gegnerischen Strafraum zu Hause sind: Torwart Tjark Ernst, 20, und Stürmer Haris Tabakovic, 29. Der Keeper hielt vor allem in der zweiten Halbzeit diverse Male vorzüglich; Tabakovic leitete den Sieg ein, markierte mit dem 5:0 den Schlusspunkt und assistierte Palko Dardai zum dritten Tor (46.). Die anderen Treffer erzielten Marten Winkler (31.) und Smail Prevljak (66.). Als Tabakovic ausgewechselt wurde, murrte er sichtlich. Trainer Pal Dardai freute das: "Er ist halt ein Siegertyp." Tabakovic habe drei oder vier Tore erzielen wollen.

War das der Befreiungsschlag?

Dardai berichtete, dass er Tabakovic unter der Woche sehr deutlich auf die Fehlleistung von Hamburg angesprochen habe; die Reaktion des Schweizers am Samstag sei formidabel gewesen, so der Coach. Ein Extralob gab es für den Stürmer Florian Niederlechner, der am Ende nicht zum Einsatz kam, und trotz seiner Reservistenrolle vor Spielbeginn eine großartige Motivationsrede gehalten habe. Und für Zugang Michal Karbownik, 22, der zuletzt für Fortuna Düsseldorf auflief und bei seinem Hertha-Debüt herausstach.

Nach einer Reihe von Negativ-Schlagzeilen und "Mobbing"-Vorwürfen Dardais gegen diverse Medien war der Sieg vor allem fürs Gemüt von Fans und Mannschaft wichtig. Am Sonntag betonte Dardai, dass er sich nicht erinnern könne, wann Hertha zuletzt offensiv so produktiv war; schon im Pokalspiel beim unterklassigen FC Carl Zeiss Jena hatte Hertha fünf Tore erzielt. Aber der Trainer haderte auch damit, dass sein Team gegen eine Fürther Mannschaft, die überhaupt nicht ins Spiel fand, wie in Düsseldorf und gegen Wehen Wiesbaden 20 Minuten lang die Angriffe nicht zu Ende gespielt habe. Und dennoch: Die Laune in Berlin ist deutlich besser geworden. "Wir sind im Aufstiegsrennen an Schalke vorbeigezogen", lachte der neue Kapitän Toni Leistner. Und betonte doch: "Nur ein Spaß..." Ob der Sieg wirklich der Befreiungsschlag war, werde sich kommende Woche in Magdeburg zeigen.

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