4:1-Sieg in Darmstadt:Union fliegt einfach weiter

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Robin Gosens feiert seine ersten beiden Tore für Union Berlin. (Foto: Claus/HMB-Media/Imago)

70 Minuten in Unterzahl? Kümmert den 1. FC Union nicht, der Champions-League-Teilnehmer siegt in Darmstadt trotzdem 4:1. Zugang Robin Gosens erzielt unter den Augen des Bundestrainers zwei Tore - und beherrscht schon die Union-Rhetorik.

Von Christoph Ruf

Der Mann des Tages hatte einige Mühe, bekleidet vor die Mikrofone zu treten. Von der Darmstädter Haupttribüne aus wurden Anfragen nach Trikot, Jacke und anderen Utensilien laut, die Robin Gosens, der seit eineinhalb Wochen beim 1. FC Union Berlin unter Vertrag steht, aber freundlich negativ beschied. "Das kommt einem perfekten Tag schon sehr nah", sagte der Nationalspieler in voller Arbeitsmontur: "Zwei Tore zu schießen bei einem 4:1-Auswärtssieg in Unterzahl, mehr geht nicht."

Bei den Köpenickern, die bei Aufsteiger Darmstadt den zweiten 4:1-Sieg im zweiten Ligaspiel landeten, hatte man zuletzt energisch an der weiteren Anhebung des Qualitäts- und Altersdurchschnitts gearbeitet und in Kevin Volland, 31, und Gosens, 29, zwei reifere Spieler von internationalem Format verpflichtet. Hartnäckig hält sich zudem das Gerücht, dass sich Italiens Abwehrrecke Leonardo Bonucci, 36, ebenfalls anschließen könnte.

Diese Personalie wollte Sportdirektor Oliver Ruhnert am Samstag nicht bestätigen. Wegen der anstehenden Champions-League-Auslosung am Donnerstag werde "die kommende Woche aber so oder so spannend", sagte er.

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Bei der Partie am Samstagnachmittag war der Spannungsbogen hingegen begrenzt. Dazu war Darmstadt, das mit einem entsetzlich schwachen Auftritt und dem Pokal-Aus beim Regionalligisten FC Homburg in die Saison gestartet war, vor allem defensiv zu weit entfernt von der Bundesliga-Norm. Nicht nur, weil das deutliche Ergebnis gegen zehn Berliner zustande kam: Unions Brenden Aaronson war schon nach 21 Minuten vom Platz gestellt worden. Sondern auch, weil Union drei Tore nach Standardsituationen erzielte und Lilien-Torwart Marcel Schuhen recht hatte mit der Feststellung, wonach man "speziell in Unterzahl eigentlich keine Standardgegentore bekommen sollte". Schon gar nicht drei.

Gosens mahnt: "Wir dürfen jetzt nicht denken, dass wir Wunder-was-wer sind"

Gosens war es mit seinem sehenswerten Linksschuss in der vierten Minute vorbehalten, das einzige Tor aus dem Spiel heraus zu erzielen. Seinen zweiten Treffer lieferte er per Kopf (34.), so fiel auch das vierte Saisontor von Kevin Behrens (39.) und das 4:1 von Danilho Doekhi (65.). "Die Killer waren heute die Standards", bilanzierte Darmstadt-Trainer Torsten Lieberknecht: "Um das zu sehen, musst du kein Fußballlehrer sein. Das haben 17 000 Leute hier auch gesehen."

Ebenfalls ohne größere Fußballexpertise sah man jedoch auch, dass die Darmstädter bis in die Nachspielzeit um jeden Ball kämpften. Den Willen, eine Partie erst aufzugeben, wenn sie abgepfiffen wird, scheint das Team ebenso in die erste Liga hinübergerettet zu haben wie ein Publikum, das von seiner Mannschaft keine Wunderdinge erwartet. Sondern rückhaltlosen Einsatz, an dem es gegen die individuell sehr stark besetzten Unioner nicht mangelte.

Berlins Trainer Urs Fischer wollte weniger über die Defensivschwächen des Aufsteigers als über "den fantastischen Auftritt" seiner Elf reden: "Was Moral und Mentalität angeht, muss ich der Mannschaft ein Riesenkompliment machen", sagte er. Erst nach zwanzig Ligaspielen will er die Frage beantworten, ob das Team dieses Jahr noch stärker ist als in der vergangenen Saison, die es auf Rang vier beendet hatte. Ähnlich defensiv äußerte sich auch Doppeltorschütze Gosens: "Wir dürfen jetzt nicht denken, dass wir Wunder-was-wer sind."

Zumal es am Samstag noch einen Umstand gab, der den Berlinern zu einem perfekten Nachmittag fehlte. Denn während Gosens in einer Ecke der Interviewzone betonte, dass er auch nicht anders gespielt hätte, wenn Bundestrainer Hansi Flick an diesem Tag nicht im Stadion gewesen wäre, meldete ein Union-Betreuer einer Darmstädter Kollegin ein weitaus weniger abstraktes Problem: Die Pute, die den Gästen als Mannschaftsessen serviert worden war, war offenbar nicht durchgebraten.

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