Transfer zum VfL Wolfsburg:Für Waldschmidt schließt sich ein Kreis

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Wurde im Trikot von Benfica Lissabon nicht ganz glücklich: Luca Waldschmidt. (Foto: Gerardo Santos/Imago)

Einst galt der Stürmer als Hoffnungsträger für die Nationalmannschaft, doch bei Benfica Lissabon gelang ihm nicht der erhoffte Sprung. Mit dem VfL Wolfsburg verknüpft er zumindest gute Erinnerungen.

Von Javier Cáceres und Thomas Hürner, Hamburg/Wolfsburg

Zu nahezu jedem ehemaligen Fußballprofi des Hamburger SV lässt sich eine Tangente herstellen, die den einst unabsteigbaren und mittlerweile als Zweitligist etablierten Traditionsklub nicht gut aussehen lässt. So auch beim Stürmer Luca Waldschmidt: Im Mai 2017 zog er in das HSV-Pantheon ein, weil er am letzten Spieltag in einem "Nichtabstiegskrimi" einen Siegtreffer erzielte, der den HSV in der Liga hielt. Dieser von Fortuna stets gesegnete HSV könne niemals in die Zweitklassigkeit abrutschen, lautete damals eine gängige Prophezeiung. Doch so läuft das ja meistens bei den Vorhersagen für die Zukunft: Es kommt ganz anders.

Dass sich die beiden Parteien inzwischen recht weit voneinander entfernt haben, unterlegte eine Transfermeldung vom Sonntag: Waldschmidt, 25, geht zum VfL Wolfsburg, der sich auf die Champions-League-Auslosung am Donnerstag freut, während der HSV in der zweiten Liga nicht von der Stelle kommt. Der Werksklub bezahlt für Waldschmidts Dienste zwölf Millionen an den portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon, für den der Stürmer in der vergangenen Saison zwölf Liga-Tore erzielte. "Luca hat bereits unter Beweis gestellt, dass er ein sehr torgefährlicher Offensivspieler ist, der auf allen Positionen im Angriff einsetzbar und somit sehr flexibel ist", sagte VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer über die Verpflichtung des Linksfußes. Damit schließt sich gewissermaßen der Kreis. Denn den in Hamburg vielbesungenen Kopfballtreffer, der ihm eine große HSV-Karriere eröffnen sollte, erzielte der Stürmer gegen Wolfsburg.

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Die Gazzetta dello Sport taufte Waldschmidt mal "il bomber"

"Ich dachte, das Tor könnte ein Stück weit Türöffner sein", hatte Waldschmidt einmal in der Rückschau über seine Zeit beim HSV gesagt. Die Tür wurde ihm jedoch vor der Nase zugeknallt, was sich im Nachhinein als eine der vielen Fehleinschätzungen erwies, die sich die Hamburger leisteten und immer noch leisten. Für den damals Aussortierten war es hingegen der wohl entscheidende Wendepunkt: Waldschmidt zog 2018 vom turbulenten HSV für fünf Millionen Euro ins beschauliche Freiburg weiter und fand dort unter Trainer Christian Streich die idealen Bedingungen vor, um als Fußballer den sogenannten "nächsten Schritt" zu machen.

Sein Potenzial zeigte Waldschmidt unter anderem bei der U21-Europameisterschaft 2019 in Italien, wo er mit sieben Treffern Torschützenkönig wurde. Die Gazzetta dello Sport taufte ihn "il bomber" - eine Belobigung, die weltweit Assoziationen mit dem kürzlich verstorbenen Gerd Müller weckt. Das war aber freilich nicht der Grund dafür, dass Waldschmidt zwischenzeitlich als ein Hoffnungsträger für die deutsche Nationalelf galt, die ja seit einiger Zeit einen "Neuner" sucht. Der inzwischen verabschiedete Bundestrainer Joachim Löw gewährte Waldschmidt sieben Einsätze, in denen der Stürmer zwar durchaus überzeugen konnte. Den entscheidenden Sprung hatte sich Waldschmidt aber von seinem Engagement in Lissabon erhofft.

Bei Benfica-Trainer Jorge Jesús war Waldschmidt nicht allzu beliebt

Waldschmidt wechselte 2020 nach zwei erfolgreichen Jahren im Breisgau, angeblich für eine Ablöse in Höhe von 15 Millionen Euro, ins Stadion des Lichts. Bei seinem Wechsel nach Wolfsburg fällt die Summe nun etwas niedriger aus, wobei sämtliche Nebenkosten - zum Beispiel die allfälligen Vermittlungshonorare - nicht von den Portugiesen bezahlt werden, wie es in Lissabon heißt. Es kamen da einige Interessen zusammen. Das krisengeschüttelte Benfica braucht Geld, und über Waldschmidt ist zu hören, dass er sehr beliebt gewesen sei - außer bei Trainer Jorge Jesús.

Bei Benfica wurde er als reserviert und schüchtern wahrgenommen, was nicht zuletzt daran lag, dass ihm die portugiesische Sprache nicht sehr flüssig von den Lippen gegangen sein soll. Und auch wenn er sein Talent unter Beweis stellte, so war er nur in 26 der 43 Pflichtspiele, die er für Benfica bestritt, erste Wahl. Am Ende wurde Benfica nur Dritter - mit neun Punkten Rückstand auf den Lokalrivalen Sporting Lissabon, der vor dem FC Porto Meister wurde. Die durchwachsene Saison war auch einer der Gründe dafür, dass er sich nicht in den EM-Kader von Löw spielen konnte.

"Das wollte ich unbedingt", sagte Waldschmidt nun über seine Rückkehr in die Bundesliga. Womöglich hat ihn auch die Aussicht gelockt, dass der neue DFB-Coach Hansi Flick hin und wieder zu den Tribünengästen bei Wolfsburger Heimspielen gehören dürfte. Am Mittellandkanal trifft Waldschmidt jedenfalls auf ein gefestigtes VfL-Team, das unter dem neuen Trainer Mark van Bommel derzeit an der Tabellenspitze der Bundesliga steht - ein weiterer "Nichtabstiegskrimi", wie damals mit dem HSV, steht für den Angreifer also vorerst nicht mehr zu befürchten. Wobei Prognosen als schwierig gelten, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen, wie Karl Valentin gesagt und Luca Waldschmidt gelernt hat.

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