FC Bayern gegen Köln:Unmut gegen Sané

FC Bayern gegen Köln: Erst mal hinsetzen: Leroy Sané beim Spiel gegen Köln.

Erst mal hinsetzen: Leroy Sané beim Spiel gegen Köln.

(Foto: Christof Stache/AFP)

Beim 3:2 gegen den 1. FC Köln zieht Leroy Sané Pfiffe mancher Bayern-Fans auf sich. Seine schwache Leistung hat aber auch mit einer gewagten Aufstellung von Trainer Julian Nagelsmann zu tun.

Von Sebastian Fischer

Was hatten sie sich auch beim FC Bayern auf den Moment gefreut, in dem es wieder laut wird. Als letzter aller Bundesligisten dieser Saison trug der Meister sein erstes Heimspiel aus, vor 20 000 Menschen in der Arena, so viele, wie die Pandemie-Maßnahmen erlaubten. Doch was es dann zwischendurch von den anspruchsvollen Besuchern auf den Rängen zu hören gab während des 3:2 gegen den 1. FC Köln, das hatte in den Vorstellungen wahrscheinlich anders geklungen.

Natürlich haben viele der Fans, die eineinhalb Jahre lang nicht in so großer Zahl im Stadion gewesen waren, auch viel Wohlwollendes von sich gegeben. Sie haben gejubelt nach dem Schlusspfiff über den ersten Saisonsieg. Sie haben geschrien nach den zwei Toren von Serge Gnabry und dem von Robert Lewandowski. Sie haben gelegentlich auch gesungen. Doch das, worüber Julian Nagelsmann danach gezwungenermaßen sprach, war etwas anderes. Ja, sagte er in der Pressekonferenz nach seinem ersten Heimsieg, er habe sie auch wahrgenommen: die Pfiffe für Leroy Sané. Und der Trainer ärgerte sich darüber. "Ich denke, es gehört sich, dass die eigenen Fans die eigenen Spieler unterstützen", sagte er.

Der FC Bayern ist an Ergebnissen gemessen im Soll nach drei Pflichtspielen, den Supercup haben die Münchner gegen Dortmund gewonnen, in der Liga sind sie ungeschlagen, Lewandowski trifft offenbar weiterhin in jedem Spiel, Manuer Neuer spielt auch, wenn er wegen einer Verletzung (die Kapsel am Sprunggelenk) angeblich gar nicht spielen kann. Mancher bleibt einfach immer in Form, so wie Joshua Kimmich, dessen Vertragsverlängerung bis 2025 der Verein am Montag nun auch offiziell bekanntgab. Und manch anderer kommt in Form, der zweimalige Torschütze Gnabry etwa, schon ein Nagelsmann-Spieler bei der TSG Hoffenheim.

Doch die Art und Weise, wie der Sieg gegen Köln gelang, nach einer schwachen ersten Hälfte und einer verspielten 2:0-Führung in der zweiten, das war dann doch etwas turbulent. "Viel zu wild", wie Nagelsmann sagte, weshalb er anmerkte, es sei noch "einiges zu tun". Dass der Unmut einiger Fans dann Sané traf, den polarisierenden Zugang aus dem Pandemiesommer 2020, bei seiner ersten Begegnung mit dem heimischen Publikum, das war nur ein Teil der Geschichte.

Der so begabte Nationalspieler, 25, wird oft nicht gerade nachgiebig kritisiert, viele sehen in seinem Auftritt stets zuerst den Anflug von Lässigkeit und Phlegma, ob in München oder beim DFB. Er hat sich im Spiel nach hinten verbessert, zum Beispiel nach seiner Einwechslung im Supercup war das zu sehen. Aber wenn er Fehlpässe einstreut, dann fällt es auf. Gegen Köln waren es einige, er spielte schwach, weit hinter seinen hohen Ansprüchen.

Sané ist allerdings auch noch nicht so oft als der Spieler aufgefallen, der er am Sonntag sein sollte. Während der EM spielte er einmal in einem System mit Dreierkette ohne Außenverteidiger hinter sich, nach einer Umstellung von Joachim Löw beim 2:2 gegen Ungarn, es war auch damals ziemlich wild. "Nicht so gelungen", so formulierte es der ehemalige Bundestrainer. Ähnliches galt auch für die Aufstellung, die Nagelsmann in der ersten Halbzeit wählte. Kölns Trainer Steffen Baumgart monierte hinterher, dass die Gäste nicht mutig genug gewesen waren.

Mit Viererkette ist mehr Kontrolle da

In der Halbzeit korrigierte Nagelsmann, nicht nur personell. Für Sané kam Jamal Musiala, für den wacklig agierenden rechten Innenverteidiger Tanguy Nianzou kam Josip Stanisic. Aus der Dreier- wurde wieder die übliche Viererkette. Der Trainer erklärte die überraschende Grundordnung in der ersten Hälfte mit dem Wunsch nach kürzeren Wegen im Anlaufen der gegnerischen Außenverteidiger. Er musste aber auch erkennen, dass das Münchner Spiel "zu offen" wurde. Für mehr Kontrolle stellte er wieder um.

Das System mit Dreierkette ist eines, das Nagelsmann auch in Leipzig gerne anwandte. In München, das hatte er zuvor stets betont, sei nach der kurzen Vorbereitung noch nicht die Zeit für neue Ideen. Er versuchte es trotzdem. Auch wenn, siehe Sané, vielleicht nicht auf jeder Position der dafür prädestinierte Spieler da ist.

Musiala präsentiert sich erneut stark

Noch eine Woche dauert die Transferperiode, den Gerüchten zufolge geht es weiterhin um einen möglichen Zugang von Marcel Sabitzer, den Nagelsmann aus Leipzig kennt, er wäre ein zusätzlicher Spieler fürs Zentrum für den kleinen Münchner Kader. Die andere Lücke, das offenbarte die erste Hälfte samt Pfiffen für Sané, das ist die rechte Außenbahn - jedenfalls in einer Aufstellung mit Dreierkette. In einem System mit Viererkette hat sich Stanisic, 21, aus der zweiten Mannschaft als solide Alternative zum verletzten Benjamin Pavard bewährt.

Und es gab natürlich noch einen Spieler, der bewies, dass beim Rekordmeister bereits jetzt auch vorzügliche Fußballer auf der Bank sitzen. Musiala, 18, machte nach seiner Einwechslung den Unterschied. Während Nagelsmann Sanés Leistung nicht kommentieren wollte, nannte er Musialas Spiel "offensiv herausragend". Der jüngste deutsche Nationalspieler bereitete das Führungstor durch Lewandowski mit einem geschmeidigen Dribbling an der Grundlinie vor. Und wer wollte, der konnte die Ironie darin erkennen, wie Gästecoach Baumgart das Tor lobte. "Das", sagte er, "war natürlich Sahne."

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