Premier League:Klopp ist Guardiolas größter Widersacher

Lesezeit: 3 min

  • Jürgen Klopp geht mit dem FC Liverpool voller Zuversicht in den Premier-League-Showdown gegen Guardiola und ManCity am Donnerstag.
  • Der deutsche Coach ist dabei, in Liverpool Historisches zu schaffen.
  • In der Liga kommt sein Team der ersten Meisterschaft seit 1990 immer näher.

Von Jonas Beckenkamp

Das neue Jahr hat gerade begonnen und man kann davon ausgehen, dass Jürgen Klopp recht beschwingt hineingerutscht ist. Er hatte zuletzt auch wenig Grund, schlecht drauf zu sein bei all den Erfolgen seines FC Liverpool. Kurz vor Silvester gelang seinem Team in der Premier League ja ein 5:1 gegen Arsenal - solche Spiele werden in der Branche gerne als "Statement" interpretiert. In der Tat hat Liverpool dem Rest des englischen Fußballs mehrfach signalisiert, dass es den "Reds" diese Saison verdammt ernst ist mit der ersten Premiership seit 1990.

Meister werden, in der stärksten Liga der Welt - das wäre auch für Klopp das Allergrößte, schließlich ist auf der Insel die Konkurrenz besonders herausfordernd. Hier stellen sich dem deutschen Coach und seiner Mannschaft allwöchentlich mächtige Kaliber entgegen, hier gibt es nicht nur die Bayern als Widersacher, sondern auch Tottenham, Chelsea und Manchester City. Und weil das Fußballjahr auf der Insel ohne Pause einfach weiter läuft, richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf ein Highlight am Donnerstagabend: Klopp gegen Pep Guardiola, Tabellenführer gegen Titelverteidiger, "Citizens" gegen "Reds".

Es ist die Partie, in der die Meisterschaft für Liverpool ein gehöriges Stück näher rücken könnte.

FC Liverpool in der Premier League
:Fußball, der unter die Haut geht, bloody hell

Jürgen Klopp und sein FC Liverpool beschließen ein famoses Jahr mit einem 5:1 gegen Arsenal - und es wird klar, wie schwer es der FC Bayern gegen diese "Reds" haben wird.

Von Sven Haist, Liverpool

Klopp und seine Männer sind in diesem Showdown tatsächlich der Favorit. Sie stehen gut da. So gut sogar, dass man ihnen auch zutraut, das Etihad Stadium von Manchester zu erobern und Guardiola weit hinter sich zu lassen. Und wie das so ist in solchen Situationen, geht es viel um Psychologie. Um das Momentum. Um Konzentration. Für den Emotionstrainer Klopp gilt es, die Emtionen herunterzuspielen, um nicht den Fokus zu verlieren. Einfach das Spiel spielen und gewinnen, diese Devise versucht Klopp zu vermitteln.

"Wir denken nicht an den Vorsprung, nicht eine Sekunde", sagte Liverpools Teammanager zuletzt: "Woran wir denken, sind 54 Punkte - unglaublich, um ehrlich zu sein." Diese unerwartet starke Ausbeute haben die "Reds" nach 20 Spieltagen ohne jede Niederlage auf dem Konto. 54 Zähler sind zum jetzigen Zeitpunkt, wo noch fast eine halbe Saison zu spielen ist, natürlich eine ganze Menge, das weiß auch der Positivdenker Klopp. Viel entscheidender ist aber der Vorsprung von sieben Zählern auf den ärgsten Verfolger City.

Internationaler Fußball
:Leicester City erschüttert Guardiola

Am Boxing Day verliert der Trainer mit Manchester City sein zweites Spiel in Folge. Konkurrent Liverpool schießt Newcastle ab - auch Tottenham gelingt ein Kantersieg. In Italien rettet Cristiano Ronaldo Juventus Turin.

Nach dem Duell am Donnerstag könnten es bei perfektem Verlauf zehn sein - es wäre ein Pfund, das Guardiolas Team kaum mehr bewältigen könnte. So sehen es viele Fans und Medien, so sieht es auch Guardiola, den eine Schwächephase seiner Elf zuletzt immer verzweifelter wirken ließ. Vor dem 3:1 am vergangenen Spieltag gegen Southampton erlebte City zwei Pleiten gegen Leicester und Crystal Palace, auch gegen Chelsea hatte man verloren.

"Wenn man sich Liverpools Situation anschaut, wissen wir, dass es vorbei ist, wenn wir Punkte lassen", prophezeite Citys Teammanager, dessen Ehrfurcht vor dem Spitzenreiter offensichtlich ist: "Liverpool ist vielleicht das beste Team in Europa oder auf der Welt, und sie sind in Top-Form." Der Respekt ist dem Katalanen nicht zu verdenken. Er dürfte sich noch erinnern, wie es vor knapp einem Jahr lief, als er an der Anfield Road ein 3:4 seines Klubs miterleben musste. Klopp ist die Nemesis für Guardiola, kein anderer Trainer piesackt ihn so oft wie der Mann, der ihm auch schon in Deutschland zusetzte.

In 15 Spielen gegen Guardiola siegte der Ex-BVB-Trainer achtmal und holte zwei Remis. Als Coach in Liverpool verlor Klopp in mehr als drei Jahren erst einmal gegen seinen früheren Bayern-Widerpart (0:5 gegen City im September 2017). Im vergangenen April räumte er Guardiola gar im Viertelfinale der Champions League aus dem Weg. Und auch diesmal soll ManCity natürlich bezwungen werden, wie Klopp trotz aller Bescheidenheit verriet: "Wir sind hungrig."

Das gilt nicht nur in der Offensive, wo Klopps Team seit jeher eine Macht ist. Sondern in dieser Spielzeit auch hinten in der Verteidigung. Gegen Liverpool Tore zu schießen, ist aktuell so schwer, dass es fast unheimlich wirkt. Auf 48 geschossene Tore kommen bei Klopps Männern lächerliche acht Gegentreffer. Das liegt vor allem an Abwehrchef Virgil van Dijk und Keeper Alisson, die kaum zu überwinden sind. Klopp hat es geschafft, dass seine Elf perfekt funktioniert, fast immer spielt sie so, wie man es von Klopp-Mannschaften gewohnt ist: Alles rennt, alles presst, keiner lässt dem Gegner Raum zum Atmen. Und wenn es nach vorne geht, kann sich Liverpool auf Europas aktuell beste Sturmreihe verlassen.

Mohamed Salah, Sadio Mane und Roberto Firmino sind so unaufhaltsam unterwegs, dass Klopp beim Sieg gegen Arsenal sogar Freudentränen in den Augen hatte. Trotzdem müht er sich jetzt, realistisch zu bleiben. Gegen City wird es schwerer als gegen die dysfunktionalen "Gunners".

"Wir alle wissen, dass Manchester City ein fantastisches Fußballteam ist. Und ein Auswärtsspiel bei City - wer kann dorthin fahren und denken: 'Wir werden wahrscheinlich gewinnen'? Kein Team der Welt, nicht einmal wir", sagte Klopp, der gleich einmal den schlimmsten Fall durchspielte. Sollte nämlich City siegen, schmilzt der Liverpooler Vorsprung auf vier Punkte. Und Klopp ahnte schon nach dem Arsenal-Spiel, was dann in den englischen Medien los sein könnte: "Ihr alle seid die Ersten, die dann die Schlagzeile 'Werden sie nervös?' bringen." Es könnte also ein aufregendes Fußballspiel werden am Donnerstagabend.

(mit Material vom sid)

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Premier League
:Peps Wintereinbruch

Manchester City verliert den Anschluss an den FC Liverpool, obwohl Guardiola auch an Heiligabend trainieren lässt. Sein Team wirkt überspielt und die Gegner wissen, welche Taktik dem Meister wehtut.

Von Sven Haist

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: