Premier League:Peps Wintereinbruch

FILE PHOTO: Premier League - Leicester City v Manchester City

Unglücklich in Leicester: Pep Guardiola sieht eine weitere Niederlage von Manchester City.

(Foto: Action Images via Reuters)
  • Manchester City verliert innerhalb von wenigen Tagen gegen Crystal Palace und Leicester City und verliert in der Tabelle der Premier League den Anschluss an den FC Liverpool.
  • Die Gegner haben sich auf das Spiel von Trainer Pep Guardiola eingestellt.
  • Sein Team wirkt zudem überspielt - und braucht offenbar dringend den 33-jährigen Brasilianer Fernandinho.

Von Sven Haist, London

Die Niederlage am vergangenen Samstag gegen das kleine Crystal Palace konnte Pep Guardiola nicht auf sich sitzen lassen. Weil der Spielplan für Manchester City nur drei Trainingstage anbot zur Vorbereitung auf die nächste Partie in Leicester, verknappte der Coach seinen Spielern die Weihnachtsfreizeit: Der trainingsfreie Heiligabend wurde gestrichen, und die Profis wurden zu einer Zusatzeinheit einbestellt. Diesen besonderen Tag hätten Spieler und Mitarbeiter dann doch lieber im Beisein ihrer Familien verbracht als mit dem katalanischen Trainer auf dem Klubgelände. Die Retourkutsche der Spieler gab es gewissermaßen zwei Tage später: mit der nächsten Niederlage.

Während der besinnlichen Tage hatte Guardiola schon im Vorjahr schlecht ausgesehen: Am obligatorischen Tag der Weihnachtspullover in England weigerte er sich, die Pressekonferenz im dafür vorgesehenen Outfit abzuhalten - als Ausrede verwies Guardiola auf einen fehlenden Pulli in seiner Größe. Im Anschluss an die damaligen Weihnachtsstrapazen mit vier Spielen in elf Tagen mahnte er bei der Premier League an, die dichten Ansetzungen würden die Spieler kaputtmachen. Diesmal war er es nun selbst, der seiner Mannschaft keine Pause gönnte. Dabei deuteten die Leistungen der City-Profis zuletzt bereits darauf hin, dass diese dringend mal eine Auszeit benötigen würden.

Das Fremdeln mit der Weihnachtszeit, in der das Fußballspielen in England auf die Spitze getrieben wird, könnte Guardiola, 47, in dieser Saison teuer zu stehen kommen. Nach der Niederlage beim FC Chelsea und der 2:3-Heimschlappe gegen Crystal Palace hat Manchester City durch das 1:2 im Duell bei Leicester City am "Boxing Day" den dritten Reinfall innerhalb von vier Spieltagen erlebt. Zwei Niederlagen nacheinander hatte Guardiola auf der Insel bisher nur ein einziges Mal kassiert. Insgesamt hat City unter der Regie des Katalanen in zweieinhalb Jahren nur elf Ligaspiele verloren - aber sechs davon im Dezember. "Ich muss die Dynamik ändern. Die Realität ist, dass wir wieder gewinnen müssen, wenn wir ein richtiger Titelanwärter sein wollen", sagte Guardiola jetzt: "Trotzdem vergesse ich nicht, wer wir sind - und was für ein gutes Team wir haben."

In Leicester gab es die dritte Niederlage in vier Ligaspielen

Durch den neuerlichen Wintereinbruch hat City innerhalb weniger Tage im Meisterrennen den Anschluss an den FC Liverpool verloren. Im Vergleich zur Hinrunde der vorherigen Rekordsaison hat City elf Punkte weniger auf dem Konto und ein um zwölf Treffer schlechteres Torverhältnis. Vor dem Spitzenspiel gegen die Reds am 3. Januar hängt der Titelverteidiger plötzlich sieben Punkte zurück, sogar Tottenham ist auf den zweiten Platz vorbeigezogen. Dieser neue Zwischenstand beschert dem von Jürgen Klopp trainierten Liverpool zu Weihnachten beste Prognosen für den Meisterschaftsgewinn. Denn seit Bestehen der Premier League hat sich kein Tabellenführer, der nach der Hinrunde einen Vorsprung von sechs Punkten oder mehr hatte, noch verdrängen lassen: "Die Führung bedeutet nichts, der Weg ist noch lange. Wir brauchen einen Tunnelblick", sagte Klopp hingegen vorsichtig. Seine Liverpool-Elf ist mit der besten Defensive der Liga als einziger Verein in dieser Saison noch ungeschlagen, am Samstag kommt der FC Arsenal an die Anfield Road.

Die Ergebnisdelle bei Manchester City bestätigt hingegen den Verdacht, dass sich dieses Team festgespielt hat. Die Systemschablone, die Guardiola seiner Elf im Verlauf seiner Amtszeit überstülpte, hat in dieser Saison keine weitere Anpassung mehr erfahren. Konträr zum Vorjahr, als Guardiola die Gegner mit seinem reichen Reservoir an Formationen schnell mal aus den Angeln hob, weiß nun jeder ziemlich genau, was auf ihn zukommt. Ihre Siege gegen City leiteten Chelsea, Palace und Leicester mit demselben Vorgehen ein: indem sie in der eigenen Hälfte mit einer Viererkette und einer Fünferreihe davor die Außenseiten sowie die Spielfeldmitte gleichermaßen blockierten.

Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass Guardiola seinen Plan, sofern er nicht funktioniert, lieber erst mal versucht zu perfektionieren, anstatt eine neue Strategie auszuprobieren. Wenn die Dribbelkünstler bei City einigermaßen unter Kontrolle sind, heißt das für die Gegner, dass sie selbst bei Kontern offensiv ausbüxen können. Oft schon mit dem ersten Schuss aufs Tor muss ManCity zurzeit Gegentreffer hinnehmen, und unter den kassierten Toren war bei den jüngsten Niederlagen immer auch ein Knallerschuss dabei - wie der von Ricardo Pereira zum 2:1 für Leicester: Nach einem Eckball und einer schlechten Abwehraktion des deutschen Nationalspielers Leroy Sané wuchtete Pereira den Ball vom Strafraum aus ins Eck (81.).

Das Ende der Unantastbarkeit für Manchester City hatte sich bereits im Sommer angedeutet. Nur der Außenangreifer Riyad Mahrez wurde verpflichtet, der neureiche Klub war darauf bedacht, seine Meisterelf beisammenzuhalten - in der Annahme, dass sich die bewährten Spieler unter Guardiola immer noch weiterentwickeln würden. Es wurde auch darüber hinweggesehen, dass der Brasilianer Fernandinho der einzige echte defensive Mittelfeldspieler im Aufgebot ist, der die eigene Abwehr zu beschützen vermag. Dieser in die Jahre gekommene Fernandinho, 33, verpasste jedoch aufgrund von Oberschenkelproblemen die vergangenen zwei Partien.

Während bei Rivale Liverpool die kraftraubende Zentralrolle auf zwei Spieler verteilt wird, die auch noch regelmäßig durchwechseln, musste bei City nun Ilkay Gündogan in Vertretung die Position übernehmen. Der deutsche Nationalspieler ist mit seiner feinsinnigen Spielweise aber ebenso wenig als Wellenbrecher geeignet wie Kevin De Bruyne oder David Silva. Fabian Delph, der eigentliche Stellvertreter von Fernandinho, musste als Linksverteidiger aushelfen - kurz vor Spielende in Leicester sah er nach einem Frustfoul die rote Karte.

Die Außenverteidigerpositionen hat die Konkurrenz ohnehin als Schwachstellen bei City ausgemacht - und einen echten Leader auf dem Platz gibt es auch nicht. Zur Aufarbeitung der Misere bleiben Guardiola wieder nur drei Tage: Am Sonntag geht es nach Southampton.

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