Frankfurts 1:0 in Leipzig:Ein Angriff aus dem Bilderbuch reicht

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Ansgar Knauff jubelt über die frühe Frankfurter Führung - Niels Nkounkou hatte den Treffer wunderschön vorbereitet. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Mit den Winterzugängen van de Beek und Kalajdzic startet Eintracht Frankfurt beim 1:0 in Leipzig eine Aufholjagd in der Tabelle. RB verzweifelt am erstklassig parierenden Kevin Trapp - und verliert die Bundesligaspitze aus den Augen.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Wer auch nur ein Nanogramm Zweifel an der Ambition des Stürmers Xavi Simons haben sollte, der hätte den Spieler mal nach dem 0:1 seiner Leipziger vom Samstag gegen Eintracht Frankfurt sehen sollen. Denn für das, was sich auf seinem Gesicht abzeichnete, als er den Platz verließ, war der Begriff "Enttäuschung" gar kein Ausdruck. Es sah eher nach blanker Wut aus. Nicht, dass man die Leipziger vor der Partie zum allerengsten Kreis der Titel-Favoriten zählen musste. Aber der eine oder andere träumte eben doch, und der 20-Jährige zählt unbedingt dazu.

Nun ist die Hinrunde vorbei, und die Leipziger sind mit 33 Punkten auf Rang vier und mithin im Soll. Doch der Rückstand auf Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen - am kommenden Samstag zu Gast in Leipzig - beträgt jetzt bereits zwölf Zähler. Und die Frankfurter sind durch ihren ersten Sieg auf Leipziger Grund auch schon auf sechs Punkte heran gerobbt.

"Ob der Sieg verdient war, weiß ich nicht", sagt Kevin Trapp

Leipzigs Trainer Marco Rose flüchtete sich nach der Partie in Fatalismus. "Fußball ist ja schon so'n bisschen wie das Leben: Ein bisschen Glück brauchst du halt auch", erklärte er mit Blick auf die zahlreichen Chancen, die sein Team vergab. Dieser Spielverlauf weckte im Lager der Frankfurter bei aller Freude auch ein Gefühl der Demut. "Ob der Sieg verdient war, weiß ich nicht", sagte bemerkenswert nüchtern Frankfurts Nationaltorwart Kevin Trapp, der einige erstklassige Paraden zeigte und dennoch betonte, dass der Sieg nicht allein durch ihn herbeigeführt worden sei. Was schon deshalb stimmte, weil Trapp am Führungstreffer, der zum Siegtor werden sollte, nicht direkt beteiligt war.

Er fiel nach lediglich sieben Minuten und im Anschluss an einen Angriff, der in seiner Schlichtheit eine kuriose Anmut entwickelte: "Es war ein Bilderbuchangriff", schwärmte Frankfurts Trainer Dino Toppmöller. Niels Nkounkou, der lediglich phonetisch an den früheren Leipziger Christopher Nkunku erinnert, aber bei der Eintracht einen mehr als nur soliden Linksverteidiger gibt, setzte sich auf der linken Seite in Bewegung und spielte aus dem Halbfeld der Leipziger Hälfte einen Pass, den Trapp zu Recht "wunderschön" nannte. Er hatte genau das richtige Timing und den perfekten Drall. Durch den Bogen, den der Ball beschrieb, hatten Torwart Janis Blaswich und Abwehrspieler Mohamed Simakan keine Chance, einzugreifen. Auf der rechten Seite wiederum war Knauff aus dem Radar von DFB-Verteidiger David Raum verschwunden, sodass er aus vollem Lauf zum 1:0 vollenden konnte.

Kevin Trapp blieb im Duell mit Leipzigs Lois Openda der Sieger. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Das Tor taute die Leipziger im eisigen Winterwind auf. Sie attackierten und erspielten sich Chancen; sie waren individueller Verve geschuldet. Allein: Die Visiere der Stürmer schienen beschlagen zu sein. Das galt insbesondere für Benjamin Sesko, der sich nun, da Timo Werner nach London zu Tottenham Hotspur weitergezogen ist, Hoffnung auf längere Einsatzzeiten machen darf. Nach einer perfekten Vorlage von Loïs Openda traf Sesko den Ball nicht richtig (17. Minute) und vergab so aus bester Position die Chance zum Ausgleich, in der 29. Minute verzog der Slowene erneut deutlich. Openda hatte dann ebenfalls beste Gelegenheiten - vor allem, als er nach einem Steckpass von Simakan allein vor Trapp auftauchte und im Eins-gegen-Eins scheiterte.

Dass es nicht Opendas Tag zu sein schien, war dann auch kurz nach Wiederanpfiff zu beobachten. Xavi Simons setzte sich im Strafraum bis zur Grundlinie durch und legte den Ball zurück auf Openda, doch der Belgier schoss den Ball aus sieben Metern übers Tor. Es war die Ouvertüre für einen zunehmend interessanten und intensiven Schlagabtausch.

Bei RB darf der nordmazedonische Zugang Eljif Elmas noch ein paar Minuten spielen

Frankfurt drängte und kam erst durch den neuen Niederländer Donny van de Beek (56.) sowie Mario Götze zu Großchancen (57.) - Götze übrigens ebenfalls nach einer scharfen Hereingabe von Nkounkou. Danach zwangen die Leipziger den Eintracht-Torwart Trapp zu zwei glänzenden Interventionen. Erst parierte er einen spektakulären Kopfball von Openda, danach lenkte er einen Flachschuss von Benjamin Henrichs zur Ecke.

Eintracht-Coach Dino Toppmöller beendete nach einer guten Stunde die soliden Saisondebüts der Winterzugänge Donny van de Beek und Sasa Kalajdzic (und brachte Aurelio Buta sowie Jessic Ngankam); sein Leipziger Kollege Marco Rose ersetzte Baumgartner und Sesko durch den zuletzt schulterverletzten Dani Olmo und Yussuf Poulsen, Minuten vor dem Ende der Partie brachte Rose auch noch den nordmazedonischen Zugang Eljif Elmas, zuvor SSC Napoli. Dies sollte das Signal zu einer letzten Rebellion gegen die drohende Heimniederlage sein. Doch so sehr die Leipziger den Strafraum der Frankfurter belagerten - es blieb bei jenem 0:1, das Xavi schmollen ließ.

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