Hockey-EM:Mindestens Sternstunde

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Wieder zu Null: Nike Lorenz (Mitte) setzt sich gegen zwei Gegenspielerinnen beim 5:0 gegen Irland durch. (Foto: Ostseephoto/Imago)

Nach dem dritten souveränen Spiel erwartet Frauen-Hockeytrainer Valentin Altenburg von seinem Team auch einen Sieg im EM-Halbfinale gegen Belgien.

Von Ulrich Hartmann

Am Frauenhockey-Bundestrainer Valentin Altenburg ist ein Himmelsforscher verloren gegangen. Für den dritten Zu-Null-Sieg im dritten Spiel bei der Europameisterschaft in Mönchengladbach sei nicht gerade ein "Feuerwerk" nötig gewesen, untertrieb der 42 Jahre alte Hamburger zwar, allerdings erfüllte der 5:0-Erfolg gegen Irland mindestens den Zweck eines Knalleffekts. Zuvor hatten seine Spielerinnen auch gegen Schottland (4:0) und England (5:0) nämlich bereits allerhand zündende Ideen realisiert.

Gegen Belgien im Halbfinale an diesem Donnerstag (ab 20 Uhr im ARD-Livestream) erwartet Altenburg von seiner Mannschaft nun nicht weniger als eine "Sternstunde", deren weitergehendes Ziel wiederum eine Art Supernova wäre, denn die deutschen Hockeyfrauen würden im Endspiel am Samstag gern den Stern des amtierenden Europameisters, Weltmeisters und Olympiasiegers Niederlande zum Verglühen bringen. Bis dahin, und das kennt man nicht anders aus dem All, ist es allerdings noch ein weiter Weg.

Ein Finalsieg gegen die Niederlande ist diesmal durchaus möglich

Diese 48 Stunden sind freilich gar nichts gegen all die Jahre, die Hockeyspielerinnen damit zubringen, sich überhaupt in eine solch exklusive Ausgangssituation mit einem EM-Halbfinale im heimischen Stadion zu bringen. "Ich merke, dass ich jetzt oben angekommen bin", sagte etwa die deutsche Kapitänin Nike Lorenz, 26, als sie vor der EM erzählte, dass sie bei der zuvor letzten Heim-EM 2011 in Mönchengladbach noch als Ballmädchen mitgewirkt hatte. Damals warf sie die Kugeln jenen deutschen Nationalspielerinnen hin, die das Endspiel verloren gegen - klar, die Niederlande.

Mittlerweile stellt die gebürtige Berlinerin Lorenz, die in der Bundesliga für Rot-Weiß Köln spielt, mit einem Hockeyball höchst virtuose Sachen an. Gegen Irland drosch sie ihn anlässlich zweier Strafecken binnen 120 Sekunden zwei Mal derart präzise links oben in den Winkel des Tors, dass man darin eine Möglichkeit zu erkennen glaubte, auch die Belgierinnen und womöglich sogar die Niederländerinnen zu besiegen. Einfache Lösungen gibt es im Profisport aber fast gar nicht. "So ein Halbfinale ist immer nervenaufreibend, das wird ein hartes Stück Arbeit", sagt Lorenz. "Ich bin stolz auf das, was wir bisher abgerissen haben, aber jetzt geht es erst richtig los."

"Belgien ist eine Topmannschaft und gehört mittlerweile zur absoluten Weltspitze", sagt der Trainer Altenburg. Die belgischen wie auch die niederländischen Spielerinnen trainieren wöchentlich mit ihren Nationalteams zusammen und kommen nicht, wie die deutschen Spielerinnen, nur gelegentlich zu Lehrgängen zusammen. Solch eine nahezu perfekt eingespielte Mannschaft zu besiegen, wäre in der Tat eine Sternstunde, und genau die stellt sich der Bundestrainer Altenburg vor. Gut 9000 hockeybegeisterte Hobby-Astronomen wollen diesem seltenen Erlebnis live im Stadion beiwohnen.

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