Hauptversammlung des FC Bayern:"Ich reiche euch die Hand"

Lesezeit: 3 min

Der FC Bayern präsentiert bei seiner Mitgliederversammlung nicht nur neue Rekord-Zahlen, der wiedergewählte Präsident verspricht auch, im Südkurven-Konflikt zwischen Fans und Verein zu vermitteln: Man werde gemeinsam nach einer Lösung suchen.

Claudio Catuogno

Stimmen von der FC-Bayern-Hauptversammlung
:"Mein Geduldsfaden ist arg angespannt"

Präsident Uli Hoeneß warnt seine Kritiker Theo Zwanziger und Louis van Gaal, ist wegen des Rekordumsatzes des FC Bayern aber in Spendierlaune. Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz-Rummenigge erklärt Hoeneß die Bedeutung von Facebook und lobt den Lokalrivalen und Arena-Mieter TSV 1860.

Jahreshauptversammlung des FC Bayern

Uli Hoeneß weiß halt, wie's geht. Es mag zuletzt Unstimmigkeiten mit dem Fan-Lager gegeben haben, Arena-Streiks und Sonstiges. Aber wenn man als Bayern-Präsident, der sich zur Wiederwahl stellt, dem TSV 1860 einen mitgibt, dann ist einem der Beifall der eigenen Leute gewiss. Und deshalb begann Hoeneß, als er am Donnerstagabend bei der Mitgliederversammlung um kurz nach halb zehn ans Mikro trat, seine Rede mit der Erneuerung eines Schwurs: Wenn 1860 ein eigenes Stadion bauen wolle, werde er beim Auszug der Blauen aus der Arena die Kapelle anführen.

Okay, das war ein bisschen billig. Aber das kann man schon mal in Kauf nehmen in einem Klub, bei dem ja alles andere ziemlich werthaltig ist. Die Zahlen sind wieder ein einziger Superlativ: mehr Vereins-Mitglieder (187.865) und mehr Fanklubs (3202) als je zuvor. Dazu ein Rekordumsatz bei der FC Bayern AG von 332,2 Millionen Euro (Vorjahr: 290,9). Den Gewinn nach Steuern hat die AG sogar fast verzehnfacht: von 1,3 auf 11,1 Millionen Euro.

Und für Zahlenfetischisten gab es noch mehr zum Freuen: 278,3 Millionen Eigenkapital, dazu 127,6 Millionen auf dem Festgeldkonto, obwohl dort erst im Sommer 40 Millionen für Javi Martínez abgehoben wurden. 65.000 Follower bei Twitter, 5,3 Millionen Freunde auf Facebook (mehr als alle anderen Bundesligisten zusammen), 111,3 Millionen Euro bezahlte Steuern, eine tolle Kegelabteilung. Und so weiter.

Aber die Zahlen, die hier Jahr für Jahr interessieren, sind ja traditionell weniger jene in der Bilanz. "Unter dem Strich", schloss daher Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef, seine sportliche Bilanz, "bleiben drei zweite Plätze." In der Liga, im DFB-Pokal-Finale, wo sich Rummenigge an ein "komisches 2:5" gegen Borussia Dortmund erinnerte. Und schließlich im "Finale daheim", das der Bayern-Boss gar nicht mehr "Finale dahoam" nennt: "Dieses Spiel muss ich leider ein Stück weit als Drama bezeichnen." Die Details sind bekannt, über den Pfosten wurde geschwiegen. Aber Rummenigge versprach der Bayern-Gemeinde, "dass wir die Chance, die Champions League zu gewinnen, in absehbarer Zeit noch einmal bekommen und dann auch nutzen werden".

Rückkehr von Mario Gomez
:"Ich werde wieder treffen, wie ich will"

Der FC Bayern eilt in der Bundesliga davon - und das bisher ohne Mario Gomez. Nun steht der Stürmer nach drei Monaten Verletzungspause vor der Rückkehr ins Team - von der Konkurrenz zeigt er sich unbeeindruckt und kündigt schon mal schöne Tore an.

2-2-2, diese irgendwie auch rekordverdächtige Bilanz tut angesichts der derzeitigen Hochform der Mannschaft zwar nicht mehr so weh. "Es sollte aber nicht die Norm werden", fordert Rummenigge. Aber dass die Bayern im letzten Jahr gar keinen Titel gewonnen haben, ist ja auch ein Irrtum: "Die Frauenfußballerinnen wurden DFB-Pokal-Sieger." Erstmals gab es bei dieser Erwähnung Gejohle im Plenum. Sogar mehr Gejohle, als bei Rummenigges freundlichen Worten an den neuen Sportvorstand Matthias Sammer: "ein fleißiger, engagierter und qualifizierter Vorstand, der dem FC Bayern gut zu Gesicht steht". Aber natürlich weniger Gejohle als bei Hoeneß' Blaskapellen-Gag. Und auch weniger als bei der Ankündigung, "wegen des harmonischen Verlaufs der Sitzung" am Ende Freibier zu verteilen.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Wenn Alaba den Führungsspieler mimt

Der junge Österreicher dirigiert seine Defensivkollegen und darf den entscheidenden Elfmeter verwandeln. Philipp Lahm wird von einem ehemaligen Löwen unsanft auf den Boden befördert. Und Toni Kroos zeigt, warum die Verantwortlichen des FC Bayern ihn nicht verkaufen sollten. Die Münchner beim 2:0 gegen Eintracht Frankfurt in der Einzelkritik.

Martin Mühlfenzl

Vor einem Jahr, auch das blieb nicht unerwähnt, war die Stimmung der Vereinsbosse auf dem Jahrestreffen auch beachtlich. Hoeneß bekannte damals, nie habe ihm das Zuschauen mehr Spaß gemacht. Was folgte, war eine Rückrunde der Wehmut. Sowohl Hoeneß als auch Rummenigge erweckten allerdings nicht den Eindruck, als hielten sie das in diesem Winter erneut für möglich.

Und auch den Konflikt mit jenen Fans, die sich über schärfere Zugangsregeln zur Südkurve beklagen, moderierte Hoeneß mit Umsicht: "Ich reiche euch die Hand", sagte er. Man werde sich in Kürze zusammensetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen. "Aber wir müssen uns an die Gesetze halten." Von der Tribüne rief einer: "Das wollen wir auch." Bei der Vorstandswahl wollten dann allerdings trotzdem nicht alle Uli Hoeneß und seine neuen Stellvertreter Karl Hopfner und Rudolf Schels ins Amt wählen: 97 Prozent Zustimmung ermittelten die Tribünenspäher, was allerdings mehr wie eine Schätzung denn wie eine Zählung anmutete.

Unterdessen wurden drei ältere Herrschaften auf der Versammlung mit segensreichen Worten in den Ruhestand geschickt. Vizepräsident Bernd Rauch, 69, der sich um die Amateursparten, den Basketball und nicht zuletzt als Architekt um die Allianz Arena verdient gemacht hat, verabschiedete sich mit einem Plädoyer für das Ehrenamt. Vizepräsident Fritz Scherer, 72, verabschiedete sich nach 33 Jahren im Präsidium mit einiger Rührung. Und Karl Hopfner, 60, verabschiedete sich mit den erwähnten Rekordzahlen als Finanzvorstand der AG; er ist nun Vize.

Stimmen von der FC-Bayern-Hauptversammlung
:"Mein Geduldsfaden ist arg angespannt"

Präsident Uli Hoeneß warnt seine Kritiker Theo Zwanziger und Louis van Gaal, ist wegen des Rekordumsatzes des FC Bayern aber in Spendierlaune. Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz-Rummenigge erklärt Hoeneß die Bedeutung von Facebook und lobt den Lokalrivalen und Arena-Mieter TSV 1860.

Jahreshauptversammlung des FC Bayern

Der lukrative Bayern-Zirkus wird sich auch ohne Hopfner weiterdrehen, aber ob je wieder auf einen Zahlenmann eine solche Eloge gehalten wird? "Karl Hopfner", sagte Rummenigge, "ist der Ludwig Erhard ohne Zigarre, der Schöpfer des FC-Bayern-Wirtschaftswunders, die Schnittmenge zwischen Wolfgang Schäuble und Lionel Messi, der Finanz-Schwarzenbeck des FC Bayern." Dem FC Bayern München, das darf man mit Fug und Recht behaupten, macht in Sachen Superlativ wirklich niemand was vor.

© SZ vom 16.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Stimmen zum Ibrahimovic-Tor
:"Geht auf die Knie"

Nach Zlatan Ibrahimovics Zaubertor gegen England ist die Fußballwelt entzückt: Schweden-Trainer Erik Hamrén fühlt sich wie in einem Videospiel, das "Aftonbladet" aus Schweden krönt die Monarchie zum Zlatan-Land und in Frankreich gilt Ibrahimovic nun als Toreerfinder.

Stimmen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: