Von Woche zu Woche wird es schwieriger, im Fußballgeschäft up to date zu bleiben, auch als direkt Beteiligter. Fußballtrainer wie der Dortmunder Edin Terzic etwa sind inzwischen gezwungen, als erste Amtshandlung nach Niederlagen ihre Handys zu zücken und durch ihren Feed bei Insta zu scrollen, um zu sehen, ob sich ihre Spieler denn schon entschuldigt haben. Verteidiger Mats Hummels ist in dieser Hinsicht Vorbild: Er warf am Samstagabend kurz nach Schlusspfiff des Spiels gegen Leipzig, in dem er eine frühe rote Karte gesehen hatte, eine sogenannte Kachel in seine Story, auf der unter anderem der Satz "Die Niederlage geht auf meine Kappe" stand.
4,9 Millionen Follower und seinen Trainer erreichte er damit, viele dürften ihm danach direkt in die DMs geslidet sein (deutsch: dürften ihm danach eine Nachricht geschickt haben), um zu sagen: "Macht nichts, Mats! Wir folgen dir weiterhin!", was als Feedback heutzutage viel mehr zählt als Kritik des Trainers an der Grätsche. Terzic wählte dafür den antiquierten Weg im Fernsehen, dabei hätte er den Beitrag auch reposten können mit der Bemerkung: "Die Grätsche fand ich unstark, Mats!"
Eine nur konsequente Entwicklung im Sinne der Internationalisierung sind diese direkten Entschuldigungen bei der target audience drüben bei Insta. Wie gern hätten Profis diese Möglichkeiten schon früher gehabt! "Sorry, Leute, den muss ich haben", hätte Oliver Kahn nach dem WM-Finale 2002 in seine Story posten können. Uli Hoeneß hätte 1976 nach seinem Elfmeter in den Belgrader Nachthimmel per Kurznachricht schreiben können: "Der Franz wollte unbedingt, dass ich schieße. Darf ich mich nicht überreden lassen, dickes Sorry!" Und vielleicht wäre der deutsche Fußball heute nicht in der Krise, wenn Bundestrainer Löw 2018 nicht an einer Laterne gelehnt hätte, sondern ein kurzes "Geht auf mich, fettes Sorry von eurem Jogi!" bei Instagram losgeworden wäre.
Vergeben und vergessen geht eben im Internet wesentlich schneller als im Stadion, die Social-Media-Agenturen der Profis haben das längst erkannt. Ihr Service wird sich nach SZ-Informationen daher bald VAR nennen: Der Virtual Apology Redigator soll sicherstellen, dass sich die Kicker bei der Entschuldigung nicht vertippen.