Guardiola zurück in Barcelona:¡Madre mía! Pep hat einen Plan

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Guardiolas Rückkehr nach Barcelona treibt die ganze Stadt um. Den Menschen bedeutet ihr früherer Held immer noch sehr viel. Der Bayern-Trainer muss sich zwingen, vor dem Halbfinale den Profi zu geben.

Von Thomas Hummel, Barcelona

Die Sache mit den Jahreszeiten geht am Mittelmeer einfach schneller. In Barcelona verwandelt sich der Frühling gerade in den Sommer. Die Männer schlendern in T-Shirts durch das Barri Gotic, die Frauen haben ihre Blumenkleider aus dem Schrank geholt. Im Parc de la Ciutadella duftet die Natur fast penetrant gut und am Strand erwerben Menschen die nötige Bräune für die Saison, bevor sie abends in den Straßencafés ihreTapas genießen. Barcelona ist heute ein Ort, an dem man gerne länger bleiben möchte.

Pep Guardiola hat sich einen schönen Zeitpunkt ausgesucht für seine Rückkehr. Allerdings keinen schönen Ort für seinen ersten öffentlichen Auftritt.

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Der FC Barcelona hatte geahnt, was sich da zusammenbraut bei der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Halbfinale gegen den FC Bayern. Den aktuellen Klub dieses Fußballtrainers, der trotz seiner erst 44 Jahre die größte Legende Barças ist. Er begann hier in der Jugendakademie La Masia, war Balljunge, spielte zwölf Jahre als Profi im Mittelfeld und hat eine Dauerkarte auf der Tribüne. Als Trainer gewann er in vier Jahren 14 Titel.

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Eigentlich sollte der Auftritt in einem großen Saal neben dem Stadion Camp Nou stattfinden, doch am Ende bat der Verein in den üblichen Presseraum in den Katakomben der Arena. Ein Raum ohne Fenster und scheinbar ohne Luftzufuhr. So eng, dass jede Bewegung eines Kameramannes zur akuten Kieferbruchgefahr für den Nachbarn wird.

Zuerst schickten die Bayern Manuel Neuer und Xabi Alonso in die glühende Ofenzelle. Neuer, den sie in Barcelona fürchten wie alle Gegner auf der Welt. Und Xabi Alonso, den sie hier ein bisschen verachten, weil er als früherer "Königlicher" als Teil von Real Madrid gesehen wird. Er sagte: "Wir wissen, wie emotional die Rückkehr für ihn sein wird." Ihn, er meinte Guardiola.

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Dann kam Pep. Als er hereinschritt in einem hoch geschlossenen Pullover des FC Bayern, stürzten sich die Fotografen und Kameraleute fast auf ihn. Ganz hinten begann jemand laut zu klatschen, wunderte sich dann allerdings, dass niemand hinterherklatschte. Die Leute waren wohl zu beschäftigt. Guardiola wollte sich setzen, blieb aber aufgrund des Furors vor ihm stehen, bis Bayern-Mediendirektor Markus Hörwick alle bat, es nun gut sein zu lassen.

Es folgte eine halbe Stunde unter dem Motto: Ja, es ist sentimental für mich, aber ich werde diese Gefühle nicht zulassen. Ich bin entschlossen und fokussiert wie nie. "Ich will gewinnen!" sagte Guardiola, und nochmal: "Ich will gewinnen!" Auch gegen meinen FC Barcelona.

Die Zeitung La Vanguardia widmete eine ganze Seite dem Umstand, dass viele Barcelonistas vor dem Dilemma stehen, wen sie nun unterstützen sollen. Ihren Klub oder ihren Pep? Repräsentanten des Vereins und alte Weggefährten werden zitiert, auch Guardiolas Vater Valentí. Bis auf letzteren einigen sich alle darauf, dass ihr FC Barcelona gewinnen möge, aber bitteschön ohne Pep zu schaden. Eine drollige Vorstellung.

Wenn Pep Guardiola etwas schadet, dann sind es Niederlagen. Nicht, dass er dann beim FC Bayern große Kritik zu erwarten hätte. Pep Guardiola nimmt Niederlagen vor allem persönlich. Er fühlt sich verantwortlich für seinen Verein, für seine Mannschaft, für sich. Deshalb stellte er klar: "Ich kann versichern, ich habe mich nicht einen Moment ablenken lassen." Er hat sich akribischer denn je auf den Gegner vorbereitet, Stärken und Schwächen analysiert. Er habe auch schon eine Idee, wie er diesem großen Gegner begegnen will.

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Verraten hat er die Idee natürlich nicht. Doch seine Ankündigung führte zu einem beträchtlichen Unbehagen unter den heimischen Beobachtern. Der Mann, der hier nur "der beste Trainer der Welt" genannt wird, hat eine Idee, wie er den FC Barcelona schlagen kann. ¡Madre mía!

Der Mann, der das irgendwie verhindern soll, ist Guardiolas Nach-Nach-Nachfolger Luis Enrique. Die beiden kennen sich seit Jahrzehnten, haben zusammen gespielt, zusammen die Trainerausbildung absolviert. Luis Enrique ist schlau genug, im Vorfeld des Spiels nicht am Mythos Guardiola zu rütteln. Wer denn der fleißigere war in der Ausbildung? "Pep Guardiola - ohne Zweifel", antwortete er. Ob er mit Überraschungen rechne im Spiel? "Wie ich Pep kenne, gibt es immer Neuigkeiten, die einen überraschen können." Auch er nennt ihn "den besten Trainer der Welt". Und seinen Freund. Aber damit waren auch hier die Sentimentalitäten abgeschlossen.

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Natürlich sei es für einige Spieler schön, ihren langjährigen Trainer wiederzusehen, erklärte Luis Enrique. "Aber oft ist nicht einmal Zeit dafür. Die Spieler wollen sich lieber aufs Spiel konzentrieren. Alles andere sind schöne Anekdoten, aber eben Anekdoten."

Pep Guardiola hat seine Ehefrau und die drei Kinder mitgebracht. Er hat mit seinen Eltern telefoniert. "Es ist speziell für mich, ich habe 30 Jahre hier gelebt." Als er das sagte, sprach ihn jemand darauf an, dass er feuchte Augen habe. Guardiola ging darauf nicht ein und auch nicht auf die Frage, ob er denn jubeln werde, wenn seine Bayern im Camp Nou ein Tor schießen würden. "Mein Respekt vor Barça hängt nicht davon ab, ob ich jubele oder nicht."

Die Fans in Barcelona und der Klub werden ihrem Helden einen großen Empfang bereiten. Guardiola wird vermutlich leicht gerührt sein, er wird es aber nicht zeigen. Denn das wäre das schlimmste, was ihm nach diesem Abend widerfahren könnte: Dass es heißt, er hätte nicht alles getan, um seine Heimat zu besiegen.

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