Vor dem Halbfinale gegen Bayern:Barça ist gereizt

Lesezeit: 2 min

Barcelona ist gereizt, hier Luis Suárez. (Foto: Getty Images)
  • "Glauben Sie nicht an die Opfer-Bayern": Der FC Barcelona reagiert ungehalten auf die Mutmaßungen, die Münchner würden als Außenseiter ins große Halbfinale gehen.
  • Spanische Zeitungen schreiben von einer "absurden Vorstellung". Zu frisch sind die Erinnerungen an die Schmach von 2013.

Von Thomas Hummel, Barcelona

Die größte Sportzeitung der Stadt Barcelona eröffnete den Lesern am Dienstag ein Geheimnis. "Top secret" steht in der Mundo Deportivo und daneben: "Glauben Sie nicht an die 'Opfer-Bayern'". Die Sportzeitungen in Spanien sind bekannt für ihren schönen Boulevard, das seriöse Blatt La Vanguardia nicht. Doch auch dort wird im Sportteil kommentiert: "Barça-Bayern, sin excusas" - ohne Entschuldigungen.

Ihr Forum
:Diskutieren Sie mit uns die Partie Bayern gegen Barcelona

Auf den FC Bayern wartet im Halbfinalspiel der Champions League ein siegessicheres Angriffstrio: Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar wollen beim Heimspiel den 3:0-Sieg der Bayern vor zwei Jahren rächen.

Diskutieren Sie mit uns.

Barcelona reagiert gereizt auf die Meldungen aus München, dass der FC Bayern aufgrund der Ausfälle geschwächt sei. Und dass der FC Barcelona deshalb als Favorit ins Halbfinale der Champions League gehe. Sehr gereizt.

Ausführlich weisen Beobachter darauf hin, dass die Münchner auch ohne Arjen Robben, Franck Ribéry und David Alaba den FC Porto mit 6:1 gedemütigt haben. Mit den dreien sei der Klub im vergangenen Jahr hingegen spektakulär an Real Madrid gescheitert - so wichtig können sie also nicht sein. Die fehlenden Holger Badstuber und Sebastian Rode fielen nicht weiter ins Gewicht. Und Robert Lewandowski werde wohl spielen, wenn auch mit Schutzmaske.

Lionel Messi vor dem Halbfinale
:Audienz beim heiligen Leo

Erster Auftritt seit fast zwei Jahren: Lionel Messi spricht auf einer Pressekonferenz des FC Barcelona. Der Argentinier gibt Einblicke, wie wichtig ihm die Partie gegen den FC Bayern ist - und wie unterkühlt sein Verhältnis zu Pep Guardiola.

Von Thomas Hummel

"Absurde Vorstellung"

Es stünden sechs aktuelle Weltmeister in der Mannschaft, dazu habe Bayern den besten Trainer der Welt. Niemand könne die "absurde Vorstellung akzeptieren", dass Bayern als Außenseiter nach Barcelona komme, schreibt Mundo Deportivo.

In all diesen Thesen zeigt sich die Schmach vom Halbfinale 2013. 0:4 in München, 0:3 im Camp Nou. Damals habe Barça auf mehrere Spieler verzichten müssen, einige seien angeschlagen in das Duell gegangen. Lionel Messi sei halb verletzt über den Platz geschlichen, Trainer Tito Vilanova wegen seiner Krebserkrankung gar nicht mehr dabei gewesen. Doch damals habe in Barcelona niemand einen Grund gesucht, die Niederlage zu entschuldigen.

Lionel Messi sagte am Dienstag zu etwaigen Ausfällen: "Das war für uns damals kein Vorwand, es wäre auch diesmal für Bayern keiner. Wir sind zu große Teams, um uns dahinter zu verstecken." Sein Trainer Luis Enrique glaubt: "Sie können das locker verkraften. Ich glaube, das Team ist genauso gut wie vorher."

Auch Bayern-Trainer Pep Guardiola reagierte empfindlich, als er von den Spaniern auf der Pressekonferenz darauf angesprochen wurde. "Wir beschweren uns niemals über Verletzungspech", rief er mehr als er sagte. Es schien ihm um seine Ehre als Fußball-Gentleman zu gehen. "Schon als ich Trainer in Barcelona war, haben Sie nie gehört, dass ich mich über Ausfälle beschwert habe." Er sah den Fragestellern dabei direkt in die Augen.

Die Vorfälle in den vergangenen Wochen zeigten freilich, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Der Streit mit Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt eskalierte auch deshalb, weil der Trainer mit der Verletzungsdauer einiger Spieler unzufrieden war. Zuletzt sagte er offen: Er möchte, dass seine Spieler möglichst schnell wieder auf den Platz zurückkehren. Als ginge es darum, ein kaputtes Auto früher aus der Werkstatt abholen zu können.

Ähnlich äußerte sich Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge: Die Mediziner würden "Tag und Nacht arbeiten", damit Ribéry wieder im Kader sein könne. Wie immer das praktisch aussehen soll. Trotz des Ärzte-Einsatzes klappte es nicht.

Ein Satz Guardiolas war dann schon eher an der Wahrheit dran: "Ich hätte die Verletzten gerne dabei, aber ich kann sie nicht herzaubern." Aber das ist selbstverständlich top secret.

© Süddeutsche.de/hum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: