Freunde des Fußballs, die kürzlich die Krönung von König Charles dem Dritten angeschaut haben, könnten irritiert gewesen sein, als während der königlichen Salbung die Hymne der Champions League erklang. Sie könnten das Geschehen in der Westminster Abbey deshalb besorgt nach berüchtigten Würdenträgern des Fußballs abgesucht haben. Man stelle sich bloß vor, der impertinente Weltverbandsherrscher Gianni Infantino hätte dem König die Krone aufgesetzt oder ein katarischer Emir hätte Charles einen Bischt umgehängt.
Aber was während der Salbung gespielt wurde, war natürlich gar nicht die Champions-League-Musik. Es war die barocke Hymne Zadok the Priest von Georg Friedrich Händel, welche die Champions-League-Initiatoren vor 30 Jahren hemmungslos abgekupfert haben.
Freunde der Monarchie, die um das Ende des deutschen Kaiserreichs im Jahr 1918 wissen, könnten wiederum irritiert gewesen sein, als am Samstag in Berlin-Köpenick aus der Kabine des Fußballklubs 1. FC Union Händels Krönungsmesse Zadok the Priest erklang. Wurde da drinnen etwa der Trainer Fischer zu Urs dem Ersten gesalbt und gekrönt? Aber was da aus der Kabine drang, war natürlich gar nicht Händels Hymne, sondern die Musik der Champions League, die der Torschütze Kevin Behrens nach dem Sieg gegen Freiburg abspielte. Man kann da wirklich sehr durcheinanderkommen.
Union Berlins Champions-League-Qualifikation wäre aber auch die keckste Köpenickiade, seit ein Schuster namens Wilhelm Voigt in einer falschen Hauptmannsuniform das Köpenicker Rathaus besetzen ließ. Das war 1906, im Gründungsjahr des Union-Vorgängerklubs Olympia Oberschönweide.