DFB-Elf bei der WM:Der Schlussakt gehört Lea Schüller

Bei der Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel hatte Voss-Tecklenburg noch Informationen bekommen, die eine weitere Erklärung für die Leistung eines für seine robuste Herangehensweise und gefährlichen Konter bekannten Gegners lieferten. Ein Reporter erzählte, die Nigerianerinnen bei ihrer Ankunft höchst müde erlebt zu haben. Was die Vorbereitung auf dieses Spiel angeht, hatten die Deutschen ja einen Vorteil gehabt: Während ihr Achtelfinaleinzug als Gruppensieger schon am Montag feststand, hatten die weiteren Ergebnisse dafür gesorgt, dass die vier besten Gruppendritten erst Donnerstagnacht feststanden. Es war ein hin und her. Am Ende entschied ein an die Latte geschossener Elfmeter Chiles, darüber, dass Nigeria mit einem besseren Torverhältnis gegenüber den Südamerikanerinnen weiterkommen und Deutschlands Gegner sein würde.

"Nigeria hat eine emotionale Achterbahnfahrt hinter sich, danach kannst du bestimmt nicht gut schlafen und dann musst du ja auch noch zum anderen Spielort reisen", sagte die Bundestrainerin zu den Beobachtungen des Reporters. "Aber es überwiegt sicher die positive Stimmung und die Chance, die sie sehen. Die werden emotional alles reinwerfen, was sie haben. Das hat ja auch für den ganzen Kontinent eine enorme Bedeutung."

In der zweiten Halbzeit blitzte etwas davon auf. Die eingewechselte Rasheedat Ajibade hatte sich auf der linken Seite den Weg nach vorne gearbeitet, spielte einen schön präzisen Querpass auf Kapitänin Desire Oparanozie und Almuth Schult im Tor wäre chancenlos gewesen, hätte Oparanozie den Ball noch erwischt. So aber konnte Schult ihre bisher makellose Bilanz von null Gegentreffern aufrechterhalten. Das Lob gab sie aber direkt an ihre Innenverteidigerin weiter. "Marina Hegering hat heute mehr Bälle gehalten als ich, die hat sich in einen Ball nach dem anderen geschmissen. Überhaupt war das eine gute Mannschaftsleistung heute." Und: "Wir haben uns von Spiel zu Spiel weiterentwickelt. Ich würde sagen, die Offensive ist bei 80 Prozent, die Defensive bei 100 Prozent."

Ganz so glanzvoll, wie Schult ihre Vorderleute sah, war die Leistung des zweimaligen Weltmeisters nicht - aber es reichte, um im achten Spiel gegen Nigeria zum achten Mal zu gewinnen und seit 16 aufeinanderfolgenden Länderspielen unbesiegt zu bleiben. In diesem von zahlreichen Unterbrechungen durch intensiv geführte Zweikämpfe und Videobetrachtungen geprägten Spiel durften die Favoriten dann noch ein drittes Mal jubeln. Halimatu Ayinde wollte den Ball in der 82. Minute im eigenen Strafraum ihrer Mitspielerin zurückgeben, doch aus dem Pass wurde die ideale Vorlage für Schüller in ihrer ersten Partie bei dieser WM, die sie von Anfang an mitgestalten durfte. Die 21-jährige Offensivspielerin zog aus 15 Metern ohne zu zögern ab, ihr wuchtiger Flachschuss war unhaltbar, es war ihr neuntes Tor im 15. Länderspiel. Und der umjubelte Schlussakt in diesem WM-Spiel.

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