Fußball-Regionalliga:Drei Bayern in Frankfurt

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Will "keine Grenzen mehr haben": Tobias Strobl. (Foto: Sportfoto Zink/Imago)

Robert Lechleiter von der SpVgg Unterhaching, Schweinfurts Tobias Strobl und Fabian Hürzeler vom FC St. Pauli nehmen an der DFB-Ausbildung zur Trainer-Pro-Lizenz teil.

Von Christoph Leischwitz

Ein Gruß geht aus Schweinfurt nach Pipinsried - an Konrad Höß, der wie wohl kein anderer den höchstrangigen Trainer-Lehrgang des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Jahr 2022 geprägt hat. Welcher Vereinspräsident kann schon behaupten, gleich zweien seiner ehemaligen, persönlich ausgesuchten Trainer in den selben Jahrgang verholfen zu haben? "Daran musste ich als Allererstes denken", sagt Tobias Strobl, heute Coach des Regionalligisten FC Schweinfurt, als er die Teilnehmerliste des DFB sah - und nicht nur seinen Namen, sondern auch den von Fabian Hürzeler las. Die beiden werden zusammen mit 14 weiteren Auserwählten den Lehrgang zur Pro-Lizenz absolvieren. Hürzeler ist zurzeit Co-Trainer beim Zweitligisten FC St. Pauli, er war Strobls Nachfolger in Pipinsried.

"Conny hat zwei Jungs aus seinem Umfeld die Möglichkeit gegeben, sich zu entwickeln. Ich kann ihm nur gratulieren", sagt Strobl über Höß. Wobei der gemeinsame Lehrgang auch eine gewisse Brisanz hat: Vor knapp drei Jahren gab es in der Pipinsrieder Vereinsstube das, was man gerne eine "legendäre Pressekonferenz" nennt. Strobl war als Trainer des FC Ingolstadt II zurückgekehrt, nach einem 1:1 entzündete sich an einer roten Karte für einen Pipinsrieder Spieler ein Streit. Hürzeler behauptete, die gesamte Ingolstädter Bank hätte lauthals Rot gefordert, woraufhin Strobl ihm ein "Halt die Klappe, Fabi", entgegenwarf. Weil Hürzeler damals auch schon als Co-Trainer der U20-Nationalmannschaft arbeitete, fiel nach einer weiteren Eskalationsstufe auch noch der Satz: "Du bist eine Schande für den DFB." Was ja nun ganz offiziell nicht zutrifft.

Die Trainer verbringen jetzt mehr Zeit in der neuen DFB-Akademie, vor allem aber mit den eigenen Mannschaften

Die beiden werden sich nun ziemlich oft sehen. Zwar wurde die Ausbildung zur höchsten Trainerlizenz reformiert, die Teilnehmer müssen jetzt nicht mehr jede Woche nach Hennef fahren wie einst ihre Vorgänger. Die Trainer verbringen jetzt mehr Zeit in der neuen DFB-Akademie in Frankfurt, vor allem aber mit den eigenen Mannschaften, für die sie in verschiedenen Formen Hausaufgaben mitbekommen. Dafür dauert die Ausbildung jetzt 13 statt zuvor neun Monate, sie beginnt bereits am kommenden Montag.

Wiedersehen mit Strobl: Fabian Hürzeler. (Foto: Philipp Szyza /Imago)

Für den Regionalliga-Coach Strobl lässt sich das alles gut vereinbaren, zumal sein Vertrag in Schweinfurt im Sommer 2023 ausläuft, also pünktlich, wenn er die Pro-Lizenz in der Tasche hat. Der Hauptgrund für ihn, die durchaus teure Ausbildung zu durchlaufen: "Keine Grenzen mehr zu haben." Natürlich sei der Traum, irgendwann in der Bundesliga zu arbeiten, aber aktuell gehe es ihm mehr um die Planungssicherheit, sagt der 34-Jährige.

Ein Profitrainer wird Strobl aber wohl nicht sofort. Es sei "sehr schade", dass seine Schnüdel in der aktuellen Saison wohl nichts mehr mit dem Aufstieg zu tun hätten, der Abstand zur Tabellenspitze ist nach einer 0:2-Niederlage beim 1. FC Nürnberg II am vergangenen Wochenende sogar noch angewachsen. Strobl sagt lediglich, dass man vor der kommenden Saison noch einmal "klar besprechen muss, wie wir sie angehen". Im Umfeld des Vereins habe man mit den Aufstiegsambitionen in den vergangenen Jahren viele Hoffnungen geweckt, die man nicht habe erfüllen können.

"Ich denke, das steht auch ein bisschen für den Hachinger Weg", sagt Präsident Manfred Schwabl

Der dritte Bayer im Jahrgang 2022 ist Robert Lechleiter, der zurzeit die Bundesliga-U19 der SpVgg Unterhaching trainiert. Im Gegensatz zu Strobl und Hürzeler ist er ehemaliger Profi, in Haching war er zu Zweitligazeiten Publikumsliebling, nach einem kurzen Intermezzo bei Hansa Rostock dann noch sehr erfolgreich beim VfR Aalen. "Das war ein schönes Geschenk", freut sich Lechleiter über die Zusage. "Ich denke, das steht auch ein bisschen für den Hachinger Weg", sagt Präsident Manfred Schwabl, nicht ohne Stolz in der Stimme. Immerhin haben im Hachinger Sportpark keine Geringeren als Ralph Hasenhüttl, Heiko Herrlich oder Manuel Baum wichtige Karriereschritte gemacht.

"Nur reinbrüllen hilft ja nicht viel." - Robert Lechleiter. (Foto: Sven Leifer/Foto2press/Imago)

Hasenhüttl zählt auch für Lechleiter, neben seinem ersten Profi-Coach Wolfgang Frank, zu den prägenden Figuren. Aktuell betreut er eine sehr interessante Aufgabe, denn die U19 stellt einen Großteil der Regionalliga-Spieler. Was er gerade besonders intensiv lernt: "Wie bringen wir die Jungs da bestmöglich hin? Viele trainieren jetzt schon oben mit. Ihnen trotzdem was mitzugeben, das ist die große Herausforderung." Am vergangenen Samstag gewann die heuer stark aufspielende U19 gegen den SSV Ulm 6:3, lag aber früh 1:3 zurück.

Auffällig war dabei, dass der 41-jährige Lechleiter für einen Trainer in der Junioren-Bundesliga sehr ruhig blieb. Auch Präsident Schwabl findet, der Ex-Profi könnte ruhig noch etwas lauter werden. "Heute in der Kabine war ich es dann mal", sagt Lechleiter schmunzelnd nach dem Spiel, "nur reinbrüllen hilft ja nicht viel. Aber der Präse hat mit Sicherheit recht, da kann ich noch ein bisserl aktiver sein." Wo seine Karriere enden wird, weiß auch er noch nicht. Sicher ist jedenfalls, dass es sich bei den drei aus Bayern entsandten Trainern um höchst unterschiedliche Charaktere handelt.

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