Fußball - Kiel:Störquelle DFB-Pokal: Kieler hetzen von Termin zu Termin

2. Bundesliga
Ein Fußball-Spiel. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Kiel (dpa/lno) - Einen Vorgeschmack auf Atemnot und Kräfteverschleiß hat Holstein Kiel angesichts seines Drei-Tage-Spielrhythmus schon erhalten. Dabei kommt die Terminhatz jetzt erst richtig in Schwung. Das 1:1 beim 1. FC Nürnberg am Dienstagabend war im Aufstiegsrennen der 2. Fußball-Bundesliga nicht das Wunschresultat der Norddeutschen. Sie bleiben auf Platz vier, einen Zähler hinter dem Hamburger SV aus dem Relegationsplatz. Aber noch haben die Kieler zwei Spiele weniger als der HSV.

"Es ist ein guter Punkt für uns. Wir müssen die Umstände im Blick behalten und können das deshalb realistisch einschätzen", sagte Trainer Ole Werner über das Remis in Nürnberg. Für den 32 Jahre alten Coach gewinnt die strapazierte Vokabel Belastungssteuerung in den nächsten Tagen an Bedeutung. "Regenerationsmöglichkeiten haben wird derzeit so gut wie keine", sagte Werner.

Spiele ersetzen derzeit das Training. Um taktische Varianten einzustudieren, bleibt keine Zeit. Am Samstag geht es im Halbfinale des DFB-Pokals zu Borussia Dortmund, drei Tage später folgt die Zweitliga-Aufholjagd gegen SV Sandhausen, wieder drei Tage darauf gegen den FC St. Pauli, nochmals drei Tage später gegen Hannover 96. Ein Trost: In den Zweitliga-Partien haben die Kieler Heimrecht, sparen sich die zeitraubende Anreisen.

Werners Rezept gegen Abstimmungsprobleme und Rhythmushänger: "Maximale Gemeinschaft, maximale Geschlossenheit." Für das Aufstiegsrennen ist der Pokalauftritt in Dortmund eher störend. Er fordert den Norddeutschen das ab, was sie an anderer Stelle nötiger brauchen. Immerhin bringt das Halbfinale ein lohnendes finanzielles Zubrot, das gerade in Corona-Zeiten von Wert ist. Doch über Finalträume im Pokal zu schwadronieren, verbietet sich für die Kieler von selbst.

"Wir spielen bei dem wahrscheinlich zweitgrößten Verein Deutschlands, und insofern ist die Rollenverteilung klar", meinte der Holstein-Trainer nüchtern. "Das wird noch schwerer als gegen die Bayern", sagte Serra in Erinnerung an den Zweitrundensieg im Elfmeterschießen über den Rekordmeister aus München. "Wir werden alles versuchen, dass wir die Dortmunder ärgern können."

Wer wegen der doppelten Quarantäne vier von sechs Trainingswochen nur auf dem Ergometer gehockt und die heimischen vier Wände angestarrt hat, dem können schon mal die gewohnten Spielabläufe auf dem Rasen abhanden kommen. Kein Wunder, wenn auch die Puste knapp wird. "Nach einer halben Stunde war ich im Arsch", meinte Torschütze Janni Serra im TV-Sender Sky und verriet: "Ich habe viele technische Fehler gemacht - wenn die Beine nicht mehr so wollen, wie sie eigentlich sollen."

Werner muss sein Team irgendwie aufpäppeln. "Wir haben in der Schlussphase gemerkt, dass wir nicht mehr allzu viel zuzusetzen hatten", gestand er. "Wir haben vier Wochen weniger trainiert als die Konkurrenz. Es geht für uns darum, Kraft zu tanken." Dabei packt er ordentlich Last auf die Schultern der nächsten Gegner und der Aufstiegsrivalen. "Der Druck liegt bei denen, die vier Wochen mehr trainieren konnten."

© dpa-infocom, dpa:210428-99-385865/2

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