Fußball - Frankfurt am Main:Ausgelassene Feier und Randale nach Europa-League-Spiel

Deutschland
Fans des englischen Fußball-Clubs West Ham United werden von der Polizei durch die Innenstadt eskortiert. Foto: Boris Roessler/dpa (Foto: dpa)

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Frankfurt/Main (dpa) - Riesige Freude, aber auch Wut und Enttäuschung: Nicht für alle in der Frankfurter Innenstadt versammelten Fans beider Mannschaften kam es am Donnerstagabend zu dem erhofften Ergebnis. Nach Abpfiff entluden sich auch Aggressionen. Zu größeren Ausschreitungen sei es dabei aber nicht gekommen, so die Polizei am Freitag. "Insgesamt war die Nacht ruhiger als die Nacht vor dem Spiel", sagte ein Sprecher. Genaue Zahlen zu Straftaten im Zusammenhang mit dem Spiel könne er noch nicht nennen.

Einige englische Fans hatten sich schon kurz vor Spielende mit traurigen Gesichtern auf den Weg zum Bahnhof oder den nächsten Taxenstand gemacht. Zuvor hatten sie ihr Team mit Fangesängen lautstark gefeiert und angefeuert, zum Teil schon seit den Mittagsstunden. Eine junge Frau zeigte enttäuscht mit dem Daumen nach unten.

Doch in dem nahe gelegenen Pub, auf dessen Straßenterrasse während des Spiels buchstäblich die Sonnenschirme gewackelt hatten, klirrten plötzlich Gläser und Flaschen. Mitarbeiter winkten Polizisten heran, die mit einem großen Aufgebot in Bahnhofsviertel, Altstadt und anderen Innenstadtbereichen im Einsatz waren, um Konfrontationen zwischen den Fanlagern zu verhindern.

Einige der enttäuschten englischen Fans reagierten rabiat, pöbelten und schimpften. Die Polizei musste teilweise Pfefferspray einsetzen, ebenso gegen Frankfurter Fans, die nur wenige Straßenecken weiter versammelt waren. Obwohl sie Grund zum Feiern hatten, suchten einige die Konfrontation. Flaschen flogen, Scherben klirrten, ein demolierter Abfalleimer unter einem schiefstehenden Straßenschild zeugte davon, dass einige schon im Laufe des Abends ihr Mütchen gekühlt hatten. Auf den Straßen des Bahnhofsviertels und auf dem Römerberg bildeten Müll, Scherben und weggeworfene Plastikbecher eine sportliche und biergeschwängerte Herausforderung für die Stadtreinigung.

Gegen Mitternacht war auf dem Römerberg, wo am Nachmittag noch friedlich Bälle gekickt wurden, Rauch durch Pyrotechnik zu sehen, auch an einem der großen Plätze im Stadtzentrum herrscht nach Angaben eines dpa-Reporters aggressive Stimmung. Die Polizei twitterte, ihre Wasserwerfer in das Einsatzgebiet zu bringen, da sich "die Gemüter erhitzen" und mit Gegenständen geworfen werde. Zum Einsatz kamen die Wasserwerfer letztlich aber nicht. Am Paulsplatz wurden Polizisten nach Polizeiangaben aus einer Menge heraus mit Glasflaschen beworfen, es sei aber niemand verletzt worden.

Während des Spiels waren nach Polizeiangaben im Gästeblock zwei Menschen festgenommen worden, weil sie zuvor den Hitlergruß gezeigt hatten. Insgesamt habe aber eine "ausgelassene Feierstimmung" geherrscht, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitag.

Schon bis zum Donnerstagnachmittag hatte es mehr als 30 Festnahmen randalierender Fußballfans gegeben. Mindestens drei Menschen wurden bei den Rangeleien am Vorabend des Spiels verletzt, wie die Polizei mitteilte. Allerdings sei es am Donnerstag deutlich ruhiger gewesen als am Vorabend. Am Freitagnachmittag sprach die Polizei dann von insgesamt mehr als 40 vorübergehend festgenommenen Personen am Vor- und Spieltag zusammen.

"Der gestrige Abend stellt einen historischen Erfolg für Eintracht Frankfurt, deren Fans, unsere Stadt und deren Bürgerinnen und Bürger dar, zu dem wir die Eintracht herzlich beglückwünschen", teilte Polizei-Vizepräsident Björn Gutzeit am Freitag mit. "Dass jedoch Gewalttäter diese Bühne nutzen, um Menschen, die bei uns zu Gast sind, zusammenzuschlagen, Einsatzkräfte mit Flaschen zu bewerfen und so eventuell schwere Verletzungen in Kauf nehmen, verurteile ich auf Schärfste." Eintracht Frankfurt hatte das Halbfinal-Rückspiel gegen West Ham United mit 1:0 gewonnen und war damit ins Endspiel gegen die Glasgow Rangers eingezogen.

© dpa-infocom, dpa:220505-99-170525/9

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