Fußball: FC Bayern:Gereizt in Rom

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Bastian Schweinsteiger ist im Spiel gegen den AS Rom gesperrt, dennoch dreht sich alles um seinen Verbleib in München. Bayern-Boss Rummenigge spricht ein Machtwort - Trainer van Gaal kontert.

Andreas Burkert

Bastian Schweinsteiger ist geradezu niedergeschlagen gewesen, als er vor drei Wochen in Cluj eine gelbe Karte sah und somit für die nächste Europacup-Partie gesperrt war. Diese nächste Partie findet an diesem Dienstag in Rom statt, und dort sei er noch nie gewesen, klagte der 26-Jährige, "schade", er wäre gern vor dem Spiel durch die Stadt geschlendert, "das mach' ich öfter".

Um ihn wird gestritten: Bastian Schweinsteiger (Foto: Bongarts/Getty Images)

Nun müssen ihm die Kollegen berichten, was es hier zu sehen gibt, sofern sie denn seine Neugier auf die Welt teilen. Schon die Unterkunft des FC Bayern, ein weitläufiges Fünf-Sterne-Quartier oberhalb des Vatikans, hat einiges zu bieten, eine eigene Kunstsammlung zum Beispiel mit fußballtorgroßen Arbeiten eines bedeutenden venezianischen Barockmalers.

Nun ist allerdings anzunehmen, dass sich Schweinsteiger bald wenigstens eine private Urlaubsreise in die italienische Hauptstadt leisten kann, denn für seine nächste Vertragsunterschrift werden ihm angeblich zweistellige Millionensummen als Jahresgehalt in Aussicht gestellt. Wann und von wem er sich demnächst mit Geldscheinen überhäufen lässt, ist trotz seiner Abwesenheit auch in Rom ein großes Thema. Zudem befeuert die Angelegenheit den köchelnden Kompetenzstreit zwischen der Führungsriege der Bayern und Trainer Louis van Gaal, wie am Montag deutlich wurde.

Van Gaal hatte am Freitag empfohlen, Schweinsteiger zu verkaufen, falls der den bis 2012 gültigen Vertrag nicht verlängere: 30, vielleicht sogar 50 Millionen Euro Ablöse "ins Wasser zu kippen", das sei kein Spieler wert. Vor der Abreise nach Rom sah sich deshalb Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dazu genötigt, seine gegenteilige Auffassung zu wiederholen.

Falls es Schweinsteiger trotz aller Bemühungen fortziehe, müsse er warten, sagte er, "dann bleibt er sicher bis zum 30. Juni 2012 beim FCBayern". Und der Coach könne "das nicht entscheiden - in dem Fall nehme ich mir das Recht heraus, das letzte Wort zu haben".

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Angesprochen auf dieses Machtwort, sagte van Gaal in Rom, er sei selbstredend ein glücklicher Mann, wenn Schweinsteiger definitiv auch in der kommenden Saison Münchner sei. "Das ist für mich ausgezeichnet, ich will Schweinsteiger behalten", sagte er und betonte, er habe er schon häufiger geäußert, dass der Klub "eine deutsche Geschichte haben muss - und die wichtigsten Spieler sind Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger".

Das klang zunächst versöhnlich, zumal der Holländer auch die jüngste Kritik des Ehrenpräsidenten Franz Beckenbauer zum 1:1 in Leverkusen ("Fehler wie im Kindergarten") diplomatisch umging, indem er fragte: "Wie kann ich so einer Ikone des deutschen Fußballs widersprechen?" Doch dann hat sich van Gaal nicht mehr bremsen können, den Hinweis, Rummenigge rechne in Rom mit mehr Spielzeit für zuletzt verletzte Profis, konterte er mit hochrotem Kopf: "Ich denke nicht, dass der Vorsitzende die Aufstellung macht."

Das ist sicher nicht Rummenigges Begehr gewesen, doch die römischen Zwischentöne lassen darauf schließen, dass van Gaal nach dem heftigen Disput mit Präsident Uli Hoeneß weiterhin schwer gereizt ist und eine Eskalation nicht scheut. Befrieden würde die Lage wohl nur Erfolg, angesichts von Platz acht in der Liga bietet sich dafür neben dem DFB-Pokal die Champions League an.

Ein Remis in Rom würde den Bayern zum Gruppensieg reichen, und der sei wichtig, "weil man so vielleicht in der nächsten Runde den großen Favoriten ausweichen kann", glaubt Kapitän Lahm. Schweinsteiger wird daheim die Daumen drücken.

© SZ vom 23.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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