FC Bayern:"Schon ein bisschen enttäuschend"

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Auch Nationalspielerin Klara Bühl gelang kein Treffer gegen die Eintracht. (Foto: Eduard Martin/Imago)

Ausgerechnet bei der Bundesliga-Premiere in der Allianz Arena liefern sich Bayern und Frankfurt vor 19 000 Zuschauern ein müdes 0:0. Die Eintracht kann damit noch gut leben, die Münchnerinnen laufen schon früh in der Saison hinterher.

Aus dem Stadion von Anna Dreher

Alexander Straus und Niko Arnautis kamen kurz nacheinander durch die Seitentür in den Pressekonferenzraum der Allianz Arena hinein. Arnautis, Trainer der Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt, schaute leicht staunend vom großen Podium vor ihm nach links zu den nach oben gestaffelten Reihen von roten Drehsesseln. "Das ist ja wie im Kino hier!", sagte er, bevor er sich hinsetzte und lächelte. Die Kulisse dieses Abends in München wirkte bis zum Schluss auf alle Beteiligten, so ungewöhnlich ist sie gewesen.

Erstmals in der Frauen-Bundesliga hat der FC Bayern eine Partie in seinem Stadion in Fröttmaning ausgetragen. Die Länderspielpause der Männer passte bestens zum Spielplan der Frauen, die den Dritten der vergangenen Saison empfingen. Die Eintracht reiste zwar nach zwei Niederlagen und einem Sieg etwas angeschlagen nach München. Die Strahlkraft der Begegnung war dennoch groß genug, dass drei Sender das Spiel ins frühe Abendprogramm nahmen - und 19 000 Zuschauer kamen: Ähnlich viele wie die 21 508 am Mittag im Weser-Stadion beim 1:0 der Bremerinnen gegen den 1. FC Köln. "Das zeigt, dass es im deutschen Frauenfußball weiter vorangeht", sprach Arnautis in den Kinosaal. Blöd nur, dass in München ausgerechnet kein mitreißendes Drama zu sehen war, sondern ein 0:0.

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"Für uns ist das schon noch was Besonderes, in großen Stadien zu spielen": Erstmals bestreiten die Fußballerinnen des FC Bayern auch eine Bundesliga-Partie in der Arena - und profitieren schon jetzt vom vergrößerten Kader.

Von Anna Dreher

Wenn schon so viele Zuschauer gekommen waren, hätten die Spielerinnen ganz gerne ein unterhaltsames Programm dargeboten. Aber was zu sehen war, passte vielmehr zum Wetterumschwung: Von Sonne und für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohe Temperaturen hin zu wolkenverhangenem Himmel, aus dem Dauernieselregen herabflog. Straus befand zwar: "Das heute war die beste Leistung, die wir diese Saison bisher gezeigt haben. Die Liga ist groß, die Teams sind gut, es wird knapper werden." Aber das sagte wohl eher etwas über die noch mögliche Steigerung seiner Mannschaft aus, immerhin amtierender Meister, die gerade unter anderem auf die beiden Leistungsträgerinnen Pernille Harder und Sydney Lohmann verzichten muss.

"Es muss sich einfach alles noch einspielen", findet Klara Bühl

Der FC Bayern kontrollierte das Spiel weitgehend. Aber zu häufig fehlte es an Entschlossenheit, bisweilen wurden auch schlichtweg die falschen Entscheidungen getroffen. Dafür stand beispielhaft eine Szene nach einer halben Stunde. Als mal mehr Tempo in einem Angriff war und Georgia Stanway die Vorlage zur Führung geben wollte, entschied sich die neue FCB-Kapitänin, den Ball nach links zu Klara Bühl zu spielen. Die Nationalspielerin stand jedoch erst nicht ideal und dann im Abseits - während rechts aussichtsreich Linda Dallmann lauerte. "So etwas sind individuelle Entscheidungen, du kannst ja nicht eine Spielerin mit einem Control Stick von außen steuern", sagte Bühl. "Es gilt auch für mich, dass ich wieder zuverlässig die richtigen Entscheidungen treffen muss. Es muss sich einfach alles noch einspielen."

Cheftrainer Alexander Straus hat nach vier Liga-Spielen schon zwei Unentschieden in der Statistik stehen. (Foto: Eduard Martin/Imago)

Zugang Magdalena Eriksson blieb in der Anfangsphase mit zwei Kopfballversuchen erfolglos, danach stellte sich bei Katharina Naschenweng Frankfurts Sara Doorsoun in den Weg. Die Liste ließe sich etwas fortsetzen, die Tor-Statistik aber blieb leer. Die Frankfurterinnen hatten unter der Woche in der Champions-League-Qualifikation 5:0 gegen Sparta Prag gewonnen. Nun in der Liga wirkten sie bisweilen müde. In der Offensive gelang der Eintracht wenig, und weil dafür immerhin die Defensive stabil stand, führten die Annäherungsversuche der Bayern-Spielerinnen ins Nichts - wenn diese ihre Angriffe nicht selbst vertändelten.

Die Unzufriedenheit der Münchnerinnen war am deutlichsten bei Lea Schüller zu beobachten, die immer wieder verärgert gestikulierte. Nach der Pause wäre den Gastgeberinnen beinahe ein Überfall gelungen. Als noch keine Minute vergangen war, zog Bühl ab, in der 52. dann Naschenweng und in der 54. Schüller, jedes Mal konnte Stina Johannes den Ball abgreifen. Aber auch der gesteigerte Drang nach vorne - der bis zum Schlusspfiff aufblitzte - brachte nichts. "Ich glaube, dass am Ende vielleicht ein Stück weit die Idee fehlt oder die einfache Lösung", sagte Dallmann. "Ich glaube, dass wir manchmal zu kompliziert denken und mehr machen könnten."

Anfang November trifft Bayern auf Wolfsburg

Der vierte Spieltag wird am Sonntag fortgesetzt, unter anderem mit der Partie des Titelkonkurrenten VfL Wolfsburg bei RB Leipzig. Der Zwischenstand sieht so aus: Auf Platz eins die TSG 1899 Hoffenheim mit zehn Punkten, gefolgt vom VfL mit neun Zählern und eben einer Partie weniger. Dritter mit acht Punkten ist der FC Bayern. Fühlt sich das nun trotz junger Saison wie eine kleine Krise an? "Wenn man zwei Unentschieden nach vier Spielen hat, ist es schon ein bisschen enttäuschend bei den Zielen, die wir haben", sagte Dallmann. "Aber das ist jetzt unsere Verantwortung, da rauszukommen."

In einer Woche wartet Aufsteiger Leipzig, am 5. November nach der nächsten Länderspielphase steht das in der Vergangenheit so oft vorentscheidende Duell gegen Wolfsburg an. Dann wäre den Münchnerinnen ein Blockbuster mit Happy End ganz recht, egal, vor welcher Kulisse.

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