Niemand weiß, wie der Günter-Hermann-Preis aussieht, vielleicht ist es das, was ihn so geheimnisvoll macht. Man kennt Trophäen, die wie von übermotivierten Designern entworfene Salatschüsseln aussehen, und man kennt mit Henkeln versehene Gefäße, die sich siegestrunkene Spieler über den Kopf stülpen können wie der Michel aus Lönneberga seinen Suppentopf. Der Günter-Hermann-Preis ist nicht sichtbar und nicht greifbar. Er ist ja auch kein Preis für banale Gewinner, er kommt zu dem, der warten kann. Günter Hermann hat sogar vergeblich gewartet, im Sommer 1990, als die deutsche Nationalmannschaft mit dem Teamchef Franz Beckenbauer in Italien Fußball-Weltmeister wurde. Hermann stand im WM-Aufgebot, spielte aber keine Sekunde.
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Der Günter-Hermann-Preis ist inzwischen auch nicht mehr das, was er mal war. Als die DFB-Elf das nächste und bisher letzte Mal Weltmeister wurde, im Sommer 2014, gab es gleich drei Kandidaten, die Anspruch auf diesen Tapferkeitsorden hatten, Matthias Ginter, Kevin Großkreutz - und Erik Durm. Letzterer, damals in Diensten von Jürgen Klopps Borussia Dortmund, war so überraschend ins WM-Aufgebot von Jogi Löw eingerückt, dass manche Experten ihn beharrlich "Drum" nannten.
Einen Wechsel nach Stuttgart verhinderten die Ärzte des VfB
Vom 1. Juni 2014 bis 18. November 2014 war Erik Durm deutscher Nationalspieler, sieben Länderspieleinsätze brachte er in dieser kurzen Zeit unter, wenn auch keinen bei der WM in Brasilien. Auch diese kuriosen Zahlen passen zur kuriosen Karriere eines Fußballspielers, der sehr unter dem lästigen Umstand litt, dass zur hauptamtlichen Ausübung dieses Berufs ein intakter Körper erforderlich ist - erst recht bei ihm, einem athletischen, sehr schnellen, sehr ausdauernden Außenverteidiger. Natürlich hätten Durms Qualitäten ausgereicht, um in sechs Jahren bei Borussia Dortmund mehr als 64 Bundesligaspiele zu bestreiten, aber irgendwas war immer, das linke Knie, das rechte Knie, das Sprunggelenk. Im Sommer 2017 scheiterte ein Wechsel zum VfB Stuttgart, weil die VfB-Ärzte Bedenken wegen einer Hüftverletzung anmeldeten.
Nach Stationen in Huddersfield und bei Eintracht Frankfurt schloss sich Durm im Sommer 2022 dem Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern an, es war eine romantische Sache, ein Weltmeister kehrt zurück in seine pfälzische Heimat. Es lief auch ganz gut am Anfang, aber dann kam er wieder, der Körper, und protestierte. Drum hat Erik Durm nun seine Karriere mit sofortiger Wirkung beendet, mit 31 Jahren.