Bundesliga:Leipzig geht den ersten Schritt

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Geht voll mit: Leipzigs neuer Trainer Marco Rose feiert mit Amadou Haidara das 2:0 gegen Borussia Dortmund, seinen ehemaligen Verein. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Eine Frage der Aufstellung: Drei Tage nach seinem Start als Trainer in seiner Heimatstadt führt Marco Rose RB Leipzig mit neuer Formation zu einem beeindruckenden 3:0-Erfolg gegen seltsam sterile Dortmunder.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Marco Rose hatte vor ein paar Jahren noch Bedenken, ob er es je wagen sollte, in Leipzig Trainer zu werden. Er ist Leipziger. Und es war (und ist) ihm daran gelegen, dass niemand aus seiner Familie unter schlechten Resultaten seiner Mannschaft leidet. Seit Samstagnachmittag, seinem ersten Spiel als Trainer von RB Leipzig, steht immerhin dies fest: Der erste sonntägliche Gang zum Bäcker als Leipziger Trainer wird für Rose zu einer entspannten Angelegenheit. Weniger weil er am Sonntag seinen 46. Geburtstag feiert. Sondern weil sein neuer gegen seinen ehemaligen Klub Borussia Dortmund deutlich und verdient mit 3:0 gewann. Der Pokalsieger landete damit drei Tage nach der Beurlaubung des bisherigen Trainers Domenico Tedesco den zweiten Dreier der Saison.

Einen Vorgeschmack auf das, was ihm am Sonntag blühte, konnte Rose nach dem Ende der Partie erleben. Die Anhänger der Leipziger jubelten dem Lokalmatador zu, als gebe es kein Morgen. "Wir woll'n den Trainer seh'n", "Ohne Rose geh'n wir nicht nach Haus" und ähnliche Dinge, riefen sie. Rose war das nicht unangenehm. "Das ist schön. Ich versteh' das", sagte er nach der Partie. Nur: Er gab auch zu bedenken, dass es nach dem ersten Auftritt nicht der Zeitpunkt sei, "sich nach mega feiern zu lassen".

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Sein Kollege und Nachfolger Edin Terzic blickte nach der Partie auf genau fünf Minuten zurück, in denen er mit dem Vortrag seiner Mannschaft einverstanden war. In der sechsten Minute aber fiel schon das 1:0 für die Leipziger: Kapitän Willi Orban traf nach einer Ecke von Dominik Szoboszlai per Kopf.

Interessanter als das Tor an sich war allerdings, dass die Ecke einem dynamischen, zielgerichteten Angriff der Leipziger entsprang, wie man ihn in den vergangenen Wochen nur selten gesehen hatte, und der wie ein Vorbote dessen wirkte, was da kommen sollte. "Intensität. Energie. Mentalität", sagte Szoboszlai, seien "unglaublich" gewesen. Die einzige Ungewissheit betraf die Frage, wie groß der Dortmunder Beitrag zum Leipziger Triumph war. "Wir haben in den Zweikämpfen nicht die nötigen Prozent rausgehauen", bekannte der Dortmunder Mittelfeldspieler Salih Özcan.

Alle Versuche der Dortmunder, nach der Pause wieder zurück ins Spiel zu finden, geraten steril

Das galt vor allem fürs Mittelfeld, in dem die Leipziger Konrad Laimer und Xaver Schlager die Hegemonie an sich rissen. Ihre Aggressivität im neuen 4-2-3-1-System war die Grundlage dafür, dass RB immer wieder Gefahr vor dem Dortmunder Tor heraufbeschwor. Der BVB konnte von Glück reden, dass viele Szenen an den Füßen des neuerlich hauptsächlich glücklosen Nationalstürmers Timo Werner erstarben.

Die Leipziger konnten dennoch mit einer 2:0-Führung in die Halbzeitpause gehen. Denn in der 45. Minute sorgte der Ungar Szobozslai für den vielleicht ergreifendsten Moment des Tages. Nach einem Fehlpass des Dortmunders Jude Bellingham, den Mohamed Simakan abfing, kam Szoboszlai zentral an den Ball - und zog mit wundervoller Gewalt aus 22 Metern ab. Der Ball flog direkt unter die Querlatte, Torwart Marcel Lotka ohne Chance hinterher.

Alle Versuche der Dortmunder, nach der Pause wieder zurück ins Spiel zu finden, gerieten steril. Ein einziges Mal waren sie einem Tor nahe: Als BVB-Mittelstürmer Anthony Modeste im Strafraumzentrum eine Flanke des kurz zuvor eingewechselten Gio Reyna volley übers Tor setzte. Kurz vor seiner Auswechslung hatte dann Werner seine beste Aktion des Spiels. Einen von Christopher Nkunku in den Strafraum weitergeleiteten Ball legte er quer auf den eingewechselten Amadou Haidara - der traf zum 3:0-Endstand ins leere Tor.

Entschieden das Spiel für Leipzig: Willi Orban, Schütze des 1:0 (rechts), und Dominik Szoboszlai, der an allen drei Toren direkt beteiligt war. (Foto: Robert Michael/dpa)

Rose freute sich nicht nur über die drei Tore, sondern vor allem auch darüber, dass das Team zu Null spielte. In den beiden vorangegangenen Begegnungen hatte Leipzig noch jeweils vier Tore kassiert, einmal in Frankfurt (0:4), am Dienstag in der Champions League gegen Schachtar Donezk (1:4). Er sah es aber auch als angebracht an, seine Mannschaft daran zu erinnern, dass allenfalls ein erster Schritt getan worden sei. "Hoffentlich speichern sie es richtig ab", sagte Rose.

Die nächste Herausforderung ist dem Papier nach aber ohnehin keine Einladung durchzudrehen. Leipzig reist nächste Woche nach Spanien, um dort in der Champions League den Titelträger Real Madrid herauszufordern. Auf die Dortmunder wartet eine ähnlich schwierige Aufgabe: Sie treten ebenfalls am Mittwoch bei Manchester City an. Und treffen dort schon wieder auf einen "Ex": Erling Haaland, der bis zum vergangenen Sommer in Dortmund Tore erzielte und nun sich nun anschickt, unter Pep Guardiola neue Rekorde zu brechen.

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