Fußball - Berlin:Dardai droht Degradierung: Zukunft des Hertha-Retters offen

Berlin
Trainer Pal Dardai gestikuliert beim Interview. Foto: Soeren Stache/dpa-Pool/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Der Dunst der Retter-Zigarre hat sich verzogen. Doch die Unklarheit über die Zukunft von Pal Dardai als Chefcoach bei Hertha BSC bleibt. Im Moment seiner vermutlich größten Trainer-Leistung mit dem Klassenverbleib trotz schwierigster Umstände blieb die Berliner Fußball-Ikone aber gelassen. Bundesliga-Glamour beim Big City Club oder doch die Rückkehr in die Jugendabteilung zur U17 mit seinem jüngsten Sohn Bence Dardai? Das schien dem Hertha-Rekordspieler tatsächlich egal zu sein.

"Was kann ein Trainer entscheiden?", fragte Dardai nach dem so wichtigen 0:0 gegen den 1. FC Köln im ZDF-Interview rhetorisch. Und fügte an: "Seien wir ehrlich. Die Entscheidung kommt immer von oben." Oben, da sitzt in der kommenden Saison Fredi Bobic als Geschäftsführer Sport. Das findet Dardai gut, weil er seinen früheren Mitspieler mag. Doch Bobic ist noch in Frankfurt. Die Trainerfrage wird sich bei der Hertha womöglich nicht so schnell klären.

Mit der erneuten Rückversetzung Dardais in den Juniorenbereich hätten Bobic und sein Geschäftsführer-Kollege Carsten Schmidt bei vielen Hertha-Fans schnell ein Vermittlungsproblem. In Berlin scheint die Großmannssucht trotz der Bruchlandung nicht verflogen. Aber warum sollte mit dem bodenständigen Rekordspieler nicht der avisierte und im Krisenjahr aus dem Fokus geratene Aufschwung Richtung Europacup gelingen? Vor dem Olympiastadion trugen am Samstag einige Anhänger das blaue T-Shirt mit dem alles sagenden Slogan: "Danke, Pal!"

Der Trainer hatte nach seinen gut vier Monaten im Amt und der zweiten erfolgreichen Rettungsmission nach 2015 auch keine Hemmungen, die Fehler der Vergangenheit zu benennen. Die Großmannssucht mit den Investormillionen kam Hertha BSC teuer zu stehen. "Wenn Du so viel Geld hast und so viele Spieler holst, das kann nicht gut gehen", sagte Dardai. Aus einem Haufen Egoisten eine Mannschaft geformt zu haben, sei der schwierigste Job seiner Laufbahn gewesen, meinte der Ungar. Einen behutsamen Aufbau über Jahre wie bei RB Leipzig oder der TSG Hoffenheim nannte er als Vorbild. Potenzial gebe es in der eigenen Jugendakademie genug - da kennt Dardai sich genau aus.

Ob sein Vertrag als Chefcoach bis 2022 Gültigkeit hat oder sich doch nur bei nicht mehr erreichbaren 24 Punkten unter seiner Regie um eine Saison verlängert, verriet der Retter nicht. Immerhin beim Party-Abend im Quarantäne-Hotel im Grunewald hatte Dardai das Sagen: "Heute bin ich der Chef. Heute wird guter Wein getrunken, Zigarre geraucht. Die Mannschaft darf auch mehr machen als sonst."

© dpa-infocom, dpa:210515-99-611551/3

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